Fünf
könnte also jemandem aufgefallen sein.»
«Da haben Sie recht. Ich sehe sofort nach, wer an diesen Tagen im Foyer serviert hat, und melde mich dann bei Ihnen.»
Strohhalme waren das, nichts als Strohhalme.
Und an euch andere:
TFTH
.
Schon vor drei Monaten hatte der Owner gewusst, dass er Liebscher töten würde, zumindest ihn. Hatte seinen Verfolgern bereits für die Jagd gedankt, bevor sie begonnen hatte.
Zu Beatrices Überraschung rief der Hotelmanager zwanzig Minuten später zurück. Sie sprach gerade mit Bechner, der überprüfen sollte, ob nicht doch ein Gerold Wiesner existierte, der als Täter in Frage kam –
unbewusst drückte sie alle Aufträge, die sie schon im Ansatz für reine Formsache hielt, offenbar Bechner aufs Auge –, als das Telefon läutete.
«An zwei der von Ihnen genannten Tagen hatte Georg Lienhart Dienst im Foyer», erklärte der Manager. «Er sagt, ihm sei jemand aufgefallen. Die Daten könnten ungefähr stimmen.»
«Ausgezeichnet!» Beatrice bedeutete Bechner, der die Gelegenheit nutzen wollte, um in sein eigenes Büro zurückzukehren, dass sie noch nicht fertig waren. Er seufzte demonstrativ, sie strahlte ihn ebenso demonstrativ an.
«Kann ich mit Herrn Lienhart sprechen?»
«Er steht neben mir.»
Der Kellner hörte sich sehr jung, aber aufgeweckt an. «Da war ein recht großer Mann mit einem Bart, der nie den Mantel abgelegt hat, obwohl bei uns wirklich gut geheizt wird. Er hat Kaffee bestellt und ihn ganz schnell getrunken, jedes Mal an dem Tisch, der am nächsten zum Computer steht. Dann hat er sofort gezahlt und viel mehr Trinkgeld gegeben als die meisten Gäste.» Der Junge schwieg kurz, offenbar in Gedanken an die unerwarteten finanziellen Zuwendungen des Unbekannten. «Dann hat er sich an den Computer gesetzt und sich dabei extrem breitgemacht. Ich habe gleich gedacht, dass er den Mantel deshalb anbehalten hat, damit es leichter für ihn ist, den Bildschirm zu verdecken.»
«Sie haben nicht zufällig trotzdem einen Blick darauf werfen können?»
«Wir werden dazu angehalten, diskret zu sein.»
Beatrice konnte den jungen Kellner beinahe vor sich sehen, jedenfalls sein Grinsen. «Aber Sie haben es unter Einhaltung aller Diskretion trotzdem getan?»
Georg Lienhart zögerte. «Nein. Obwohl ich natürlich neugierig war, wozu die Geheimnistuerei gut sein sollte. Deshalb habe ich, nachdem der Mann zum zweiten Mal da gewesen war, den Verlauf des Browsers geöffnet und nachgesehen.»
Phantastisch. «Und?»
«Hat leider nichts gebracht. Der ganze Verlauf war gelöscht.»
Beatrice fuhr sich mit der Hand über die Stirn und versuchte, den aufwallenden Ärger zu unterdrücken. Es war okay, mehr noch: Es war egal. Allein dass der Mann alles entfernt hatte, was Rückschlüsse auf sein Tun zulassen würde, sprach Bände.
«Sie haben uns sehr geholfen. Jetzt würde ich Sie um eine möglichst genaue Beschreibung dieses Gastes bitten. Jedes Detail, an das Sie sich erinnern, kann wertvoll sein.»
Der Junge sammelte sich. «Der Mantel, den er anhatte, war dunkelblau, seine Stiefel schwarz. Das ist mir aufgefallen, weil es nicht zusammengepasst hat, obwohl die Sachen an sich recht teuer gewirkt haben. Er hatte helle Lederhandschuhe an und einen hellen Schal.»
«Erinnern Sie sich an die Haarfarbe?»
«Eine Glatze. Ganz kahl, als ob er krank wäre. Aber sein Bart war braun mit ein paar grauen Stellen drin. Ein Vollbart, ziemlich dicht.»
Ich wünschte, alle unsere Zeugen hätten so ein gutes Gedächtnis
. «Sie machen das großartig, wirklich. Sonst noch etwas Auffälliges? Muttermale, Warzen, Tätowierungen?»
Wieder überlegte er, bevor er eine Antwort gab. «Nein. Mehr als Kopf und Gesicht habe ich nicht gesehen, wenn er also eine Tätowierung am Oberarm hatte …»
«Ich verstehe schon.»
«Er hat aber etwas Auffälliges gesagt. Wahrscheinlich kann ich mich deshalb überhaupt noch so gut an ihn erinnern … und weil es so gut zu dem passt, was jetzt passiert. Damals habe ich gedacht, er spinnt.»
Beatrice lehnte sich zurück. «Ja?»
«Er sagte: ‹Kann sein, dass sie dich nach mir fragen. Dann sag ihnen, sie könnten es viel einfacher haben. Und sag ihnen: Danke für die Jagd.›»
Der Himmel über ihm war klar, und die Schwalben flogen hoch. Gutes Wetter, vielleicht noch für zwei oder drei Tage.
Tage des Wartens. Seine Gedanken wanderten zu der Frau, wie immer in letzter Zeit. Es konnte jetzt nicht mehr lange dauern, wenn sie seinen Spuren gefolgt waren, wenn
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