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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Igel in den Sinn. Sie waren die Hasen, sie liefen, bis ihnen die Zunge bei den Knien hing, sie liefen dahin, wo er sie haben wollte, und natürlich war der Owner immer vor ihnen da.
    Ein Gedanke, der ihr schon bei der Ankunft am Tatort gekommen war, drängte sich mit neuer Macht an die Oberfläche: Wenn das die Masche des Täters war, mussten sie ein Auge auf Sigart haben.
     
    Zweieinhalb Stunden dauerte die Autopsie. Beil war offenbar an den Folgen eines Herzstichs gestorben. Ein scharfer Gegenstand, vermutlich eine Messerklinge, hatte die vordere Brustkorbwandung, den Herzbeutel sowie die vordere und hintere Herzwand durchstochen. Beil war also innerlich verblutet.
    «Was ist mit den Würgemalen?» Beatrice deutete auf die blauen Verfärbungen, die ringförmig um Beils Hals verliefen.
    «Wir haben hier zwei Drosselfurchen, die für ein Hängen des Mannes sprechen, aber nicht tödlich waren», erklärte Vogt.
    «Aha. Und was schließen Sie daraus?»
    «Entweder er hat versucht, sich auf diese Weise selbst zu töten, und ist damit gescheitert, oder sein Mörder konnte sich nicht für eine Vorgehensweise entscheiden. Kennen Sie Mozarts ‹Entführung aus dem Serail›?
Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heißen Stangen
 …» Er sang mit erstaunlich voller, tiefer Stimme.
    Beatrice kannte einige Rechtsmediziner und war mit deren eigenartigem Humor vertraut, doch der Anblick des singenden Vogt vor dem ausgeweideten Leichnam, dessen Leber gerade vom Prosekturassistenten gewogen wurde, brachte sie beinahe dazu, den Raum zu verlassen.
    «Zwei Drosselfurchen, sagen Sie?»
    Vogt unterbrach seine Darbietung. «Ja. Entweder das Seil ist verrutscht, oder man hat zweimal versucht, ihn zu hängen.»
    Er zuckte die Schultern und sah Beatrice mit schiefgelegtem Kopf an. «Den Reim darauf müssen Sie sich machen.»
     
    Es war kurz vor fünf Uhr nachmittags, als sie an Bernd Sigarts Tür läuteten, und es dauerte lange, bis er öffnete.
    «Sie müssen entschuldigen, ich habe geschlafen.» Er war erschreckend blass, eine tiefe rote Falte zog sich quer über seine rechte Gesichtshälfte, der deutliche Abdruck des Kissens. «Kommen Sie herein.»
    Er setzte sich an den Rand der Ausziehcouch und schlüpfte umständlich in seine Socken.
    «Tut uns leid, dass wir Sie geweckt haben», sagte Florin.
    «Schon gut. Dann kann ich vielleicht in der Nacht ein paar Stunden schlafen.» Er sah hoch. «Es sind die Pillen, wissen Sie? Meine Ärztin hat mir neue verschrieben, die mich sehr müde machen, leider nur tagsüber.» Er wies auf die Klappstühle, die, wie es schien, noch von ihrem letzten Besuch am Tisch standen.
    «Herr Sigart, wir wüssten gerne, ob bei Ihnen in den vergangenen Tagen ungewöhnliche Dinge vorgefallen sind», begann Florin. «Irgendetwas Beunruhigendes?»
    Sigart sah ihn mit gerunzelter Stirn an. «Was verstehen Sie darunter?»
    «Drohungen, zum Beispiel. Haben Sie merkwürdige Anrufe bekommen? Gab es vielleicht anonyme Nachrichten in Ihrem Briefkasten? Auf Ihrem Handy?»
    Sigarts Blick besagte, dass er höchstens Florins Fragen merkwürdig fand. «Nein.»
    «Gut. Ich möchte Sie bitten, dass Sie sich unmittelbar bei uns melden, falls etwas Derartiges passieren sollte. Öffnen Sie die Tür nur Menschen, die Sie kennen und denen Sie vertrauen. Informieren Sie uns, wenn etwas vorfallen sollte, das Ihnen auch nur im Ansatz verdächtig vorkommt.»
    Nun war Sigart völlig wach. «Was ist denn los?»
    Dass diese Frage kommen würde, war klar gewesen, und sie hatten sich während der Fahrt darauf geeinigt, ihn möglichst wenig zu beunruhigen. Beatrice holte tief Luft.
    «Es könnte sein, dass der Täter, der Nora Papenberg ermordet hat, am Töten Gefallen findet, deshalb ist es uns wichtig, dass alle Menschen, die mit dem Fall zu tun haben, besonders vorsichtig sind.»
    Er nickte langsam. «Was ist passiert?»
    «Wie ich schon sagte, es gibt Anzeichen dafür, dass der Mann weiterhin gefährlich sein könnte.»
    Sigart wirkte interessiert, aber nicht übermäßig. «Welche Anzeichen?»
    «Das tut nichts zur Sache, wichtig ist, dass …»
    «Vorhin, in den Nachrichten –», unterbach er sie und zeigte mit dem vernarbten Zeigefinger seiner linken Hand auf ein altes Kofferradio, «wurde gesagt, dass bei den Salzachseen eine Leiche gefunden worden sei. Heute Morgen. Ist es das, was Sie mit Anzeichen meinen?»
    Natürlich war der neue Mord durch die Presse gegangen, allerdings ohne dass ein Zusammenhang zum Fall

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