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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Dann sieh her – ich auch!
    Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser.
    Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind.
    Suchen wir ein Opfer.
    Evelyn R.
    R.I.P.
    Sie widerstand dem Impuls, die Nachricht zu löschen.
Suchen wir ein Opfer
, mein Gott.
    «Bea? Was ist los?»
    Wortlos reichte sie ihm ihr Handy, sah ihm an, dass er die Nummer des Senders sofort erkannte, und ließ die Augen nicht von ihm, während er mit gerunzelter Stirn die Nachricht überflog.
    «Goethe.»
    «Ja. Der Gesang der Geister über den Wassern.» Sie stützte ihre Stirn in die Hände. Woher wusste der Owner davon?
    «Wer ist Evelyn R.?»
    Sie ist das Ende der Unbeschwertheit. Die Zäsur. Die Kehrtwende.
    «Sie ist tot.» Was keine Antwort auf seine Frage war, doch mehr als das brachte sie im Moment nicht zustande. Wie konnte der Owner von Evelyn wissen?
    Sie dachte an das Auto mit den zu hoch eingestellten Scheinwerfern vom Vorabend. Plötzlich war der Gedanke, die Nacht allein zu Hause verbringen zu müssen, ein bedrohlicher Schatten mehr in ihrer Welt.
    Sie verbot sich die Erinnerung an Florins Gästezimmer und packte ihre Tasche. «Gibst du mir das Handy wieder?»
    «Bea!» Er hatte sie die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen. «Erklär mir bitte, was das bedeutet. Das hier ist kein Cacher-Slang, es hat mit dir persönlich zu tun, nicht wahr?»
    «Scheint so.»
    «Scheint so?» Er strich sich das Haar aus der Stirn, sichtlich entnervt. «Du bist natürlich nicht verpflichtet, mir alles über dich zu erzählen, aber hier geht es um einen Fall, den wir gemeinsam bearbeiten. Es wäre wirklich gut, wenn ich die Botschaften, die der mutmaßliche Täter uns zukommen lässt, auch interpretieren könnte.»
    Sortieren. Alles, was in ihr gerade durcheinanderstürzte, musste sortiert werden. Gleich, sobald sie allein war. «Ich habe dem Owner eine Nachricht geschickt, und das ist jetzt wohl seine Antwort.»
    Florins Augen wurden eng. «Du hast was?»
    «Ja. Ich weiß, im Alleingang, ohne Absprache. Es war eine spontane Entscheidung, als wir in Liebschers Wohnung waren und dort die Buchstaben im Staub gefunden haben. Ich habe ihm mitgeteilt, dass wir die Identität des Mannes kennen, dessen Körperteile er in den Caches versteckt hat.
Herbert Liebscher
, das war die ganze Nachricht. Er sollte wissen, dass wir ihm näher kommen und dass ein Dialog möglich ist. Je öfter er sich meldet, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Fehler macht.»
    Sie suchte nach Verständnis in Florins Gesicht, doch seine Miene war ausdruckslos und trotz der Müdigkeit in seinen Augen härter als sonst. «Dir ist klar», sagte er langsam, «dass du damit auf sein Spiel eingegangen bist, nicht er auf deines. Lassen wir mal die Tatsache beiseite, dass du niemanden aus dem Team informiert hast – aber du hast mit dieser SMS seine Einladung angenommen, Bea. Jetzt bist du seine offizielle Gegenspielerin. Und das gefällt mir überhaupt nicht.» Er hielt ihr das Handy hin. «Du siehst doch, wie persönlich er wird. Er hat sich schlaugemacht und weiß offenbar mehr über dich als die Menschen, die täglich mit dir zu tun haben.»
    So konnte man das sehen. Seine offizielle Gegenspielerin. Ihre Augen brannten, sie schloss die Lider und drückte mit den Fingerknöcheln dagegen. «Evelyn war eine Studienkollegin von mir», sagte sie und beobachtete die Punkte und Schlieren, die im Dunkel ihrer selbstgewählten Blindheit entstanden. «Wir haben uns eine Wohnung geteilt. Dann ist sie gestorben.» Beatrice öffnete die Augen wieder und sah Florin direkt an. «Ihr Fach war Germanistik, meines Psychologie. Wir haben beide nicht abgeschlossen.»
    Die Frage stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, doch er sprach sie nicht aus. «Unter den gegebenen Umständen wäre es besser, du bleibst nicht allein, bis wir den Owner gefasst haben», sagte er stattdessen. «Meine Wohnung ist groß genug, willst du nicht –»
    «Nein.»
    Er blinzelte nur kurz und wandte sich dann ab. «In Ordnung. Aber tu mir den Gefallen und ruf mich an, wenn du zu Hause angekommen bist und alles hinter dir abgesperrt hast. Lass das Handy neben dem Bett liegen. Hast du die Notrufzentrale auf Kurzwahl eingespeichert?»
    «Ja. Sicher.» Sie stand auf und hängte sich den Riemen ihrer Tasche über die Schulter. «Du solltest auch bald Schluss machen, es war ein langer Tag.»
     
    Auf dem Weg zum Parkplatz sah Beatrice sich mehrfach um, aber es war niemand hinter ihr, ebenso wenig

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