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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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erledigen.
    «Kaspary.»
    Ein Heulen, ein Wimmern. Poltern im Hintergrund. Sie packte ihr Telefon fester. «Wer ist da?»
    «Helfen Sie mir!» Die Worte des Mannes kamen heiser und stoßweise, hervorgepresst zwischen Schluchzern, trotzdem glaubte Beatrice, Bernd Sigarts Stimme zu erkennen.
    «Herr Sigart, sind Sie das?» Alle Köpfe fuhren zu ihr herum. Florin machte hektische Zeichen mit dem Daumen, als würde er etwas drücken. Sie verstand und schaltete auf Mithören.
    «… helfen Sie mir!» Er weinte. «Er will –» Das Wort mündete in einen Schrei, gefolgt von einem Krachen, so als stürze ein Schrank um. Ein weiteres Krachen, nun kam das Wimmern gedämpft, jemand musste die Hand auf das Mikrophon gelegt haben. Es knackte, raschelte, dann war der Ton wieder klar, und Sigarts Schreie durchschnitten schrill die Luft im Besprechungsraum. «Hören Sie auf! Bitte! Nein!»
    «Wo sind Sie?», brüllte Beatrice.
    Es kam keine Antwort, nur etwas wie ein dumpfer Schlag, weitere Schreie, schmerzerfüllt, dann war die Verbindung plötzlich weg.
    «Scheiße! Florin, Stefan, wir fahren zusammen.» Sie packte den ebenfalls anwesenden Bechner an der Schulter. «Alle Streifenwagen in der Nähe sollen hinfahren, Theodebertstraße 13 . Schnell!»
    Im Kopf überschlug sie die Fahrtzeit, mindestens fünfzehn Minuten würden sie brauchen, eher zwanzig, selbst wenn sie alle roten Ampeln ignorierten. Florin klemmte sich hinters Steuer und stieg aufs Gas, kaum dass die Autotüren geschlossen waren. Seine Lippen waren zusammengepresst, die ganze Konzentration auf die Straße gerichtet. Stefan auf dem Rücksitz stellte währenddessen laute Vermutungen an.
    «Sigart sagte
‹Er will …›
‚ das heißt, er hatte es mit einem einzelnen Mann zu tun. Wir wissen also jetzt, dass der Owner männlich ist, immerhin, und …»
    «Wir wissen nicht mal genau, ob es der Owner war», schnitt ihm Beatrice das Wort ab. Ihre Kehle fühlte sich trocken an vor Nervosität. Er hängt doch an seinem Leben, dachte sie. Wie wir alle, sobald es uns jemand nehmen will, sobald es ernst wird.
    Hoffentlich, lautete ihr Mantra für die nächsten zehn Minuten. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät. Hoffentlich.
     
    Die Hauswände in der Theodebertstraße reflektierten das Blaulicht der zwei Einsatzwagen, die vor ihnen angekommen waren. Die Straße war schmal, es genügte ein einziger Wagen oben an der Kreuzung, um sie für den Verkehr zu sperren.
    Vier Männer und eine Frau in Uniform standen an der Haustür, einer sprach in ein Funkgerät. Als sie Beatrice und Florin aussteigen sahen, kam die Polizistin auf sie zugelaufen.
    «Wir waren schon drin», rief sie atemlos. «Es sieht – überhaupt nicht gut aus.»
    Florin sprach Beatrices Gedanken aus, bevor sie es konnte. «Ist Sigart tot?»
    Die Polizistin hob die Schultern. «Wahrscheinlich. Schwer zu sagen.»
    «Was heißt das?» Der Hauseingang lag vor ihnen, und obwohl die Dämmerung bereits in Dunkelheit überging und die Straßenlaternen nur spärliches Licht spendeten, waren die dunklen Streifen und Flecken im Flur nicht zu übersehen. Blutige Schleifspuren, die sich über die Treppen zogen. Von oben kommend führten sie weiter in den Keller.
    «Der Täter hat sich das Haus auf jeden Fall vorher angesehen und den besten Fluchtweg gekannt», erklärte der Kollege mit dem Funkgerät. «Über den Keller kommt man zu einem Hinterausgang, dort musste er sein Auto geparkt haben, denn die Blutspuren hören abrupt auf.»
    «Aber was ist mit Sigart?», erkundigte Beatrice sich ungeduldig.
    «Den haben wir nicht gefunden.»
    Sie liefen die Treppen hinauf, bemüht, die Blutspuren nicht zu zerstören. Beatrice entdeckte in einer der Schlieren einen großen Schuhabdruck und hoffte inständig, dass der Owner hier endlich einen Fehler gemacht hatte. Die Schleifspuren erzählten eine klare Geschichte. Sie waren zu spät gekommen.
    «Wurde seine Wohnungstür aufgebrochen?»
    «Nein.»
    Nun sah sie es selbst: Die Tür stand offen, war aber unversehrt. Er musste den Täter hineingelassen haben.
    Innen sah es aus wie in einem Schlachthof. Das meiste Blut war am Boden, an der Wand nahe der Couch und beim Tisch, der umgerissen worden war. Der Schrank lag quer im Raum und hatte einen der Klappstühle unter sich begraben; die Beine ragten unter der schweren Last hervor wie die eines zerquetschten Insekts.
    Von Sigart war nichts zu sehen, das hatten sie erwartet, trotzdem riefen sie nach ihm, überprüften das Badezimmer,

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