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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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ja nicht mal ich selbst.»
    «Solltest du aber ruhig. Ich habe doch nichts erfunden, Bea, es warst jedes Mal du, der am Ende ein Licht aufgegangen ist.»
    «Das war Teamarbeit. Mir ist das Licht nur als Erster aufgegangen. Zwei Stunden später hättest du den gleichen Gedanken gehabt.»
    «Oder zwei Wochen später. Weißt du, Bea, jeder andere Vorgesetzte wäre froh, dich zu haben.» Er schüttelte den Kopf. «Tu mir den Gefallen und lass dich nicht provozieren. Oder runterziehen. Ich versuche, Hoffmann von dir fernzuhalten.»
    Sie nickte wortlos und fragte sich, wie sie es schaffen sollte, nicht nur Hoffmann, sondern auch Achim, die Erinnerung an Evelyn, die Panikattacke von heute Morgen und das schlechte Gewissen gegenüber ihren Kindern so weit zu verdrängen, dass sie sich auf ihre Arbeit würde konzentrieren können.
    Er hat recht, Hoffmann, dieser Blödmann. Tonnenweise persönliche Probleme, wie ein Mühlstein um meinen Hals
.
    Sie zog die Unterlagen heran. Obenauf lag eine Notiz von Stefan, der bis vier Uhr nachts gearbeitet hatte.
Bin um zehn wieder vor Ort, gute Nacht
, hatte er geschrieben.
    Ein erster schriftlicher Eindruck von Drasche, der den Blutverlust anhand der Spuren als knapp lebensbedrohlich beschrieb und mit hoher Wahrscheinlichkeit annahm, dass Sigart bereits tot war.
    Das war eine schlechte Nachricht. Trotzdem fühlte Beatrice, dass sie erstmals an diesem Tag wieder Boden unter den Füßen hatte. Fakten, auch wenn sie unerfreulich waren, taten ihr gut.
     
    Eine Hundestaffel war gestern Nacht noch losgezogen und hatte die Umgebung des Hauses in der Theodebertstraße abgesucht, doch abseits der Stelle, an der die Blutspuren endeten, hatten sie nichts mehr wittern können.
    Die Zeiten zwischen dem Verschwinden der Opfer und ihrem Tod variierte. Warum?
    Bei Nora Papenberg waren es etwas mehr als vier Tage gewesen. Bei Herbert Liebscher eine gute Woche, wenn man davon ausging, dass er sich bereits in der Gewalt seines Entführers befunden hatte, als er zum ersten Mal nicht zum Unterricht erschienen war. Christoph Beil hatte noch knappe drei Tage gelebt.
    Wenn Sigart nicht schon verblutet war oder der Owner ihm die Kehle gänzlich durchgeschnitten hatte, wie viel Zeit blieb ihnen dann noch, ihn zu finden?
    Sie merkte, dass sie an ihrem Stift kaute, und zog ihn hastig aus dem Mund. Es war diesmal anders gelaufen, kein Anruf beim künftigen Opfer, sondern ein persönlicher Besuch. Warum? War Sigart nicht ans Telefon gegangen?
    Und dann – wieso diese rohe Gewalt gleich vor Ort? Beatrice lehnte sich zurück und schloss die Augen, versuchte, sich die Situation zu vergegenwärtigen.
    Der Owner läutet an der Tür, zum Beispiel als Paketbote verkleidet. Oder Sigart kennt ihn, und er öffnet. Sprechen sie miteinander? Vielleicht versucht der Täter sofort, sein Opfer wegzuzerren, aber Sigart schafft es noch anzurufen. Deshalb greift der Owner ihn an, verletzt ihn schwer, schleppt ihn aus dem Haus.
    «Florin?»
    «Ja?»
    «Wir müssen mit Sigarts Therapeutin sprechen.»
     
    Dr. Anja Maly opferte ihre Mittagspause. Ihre Stimme hatte am Telefon ehrlich bestürzt geklungen, als Beatrice ihr mitteilte, dass Bernd Sigart verschwunden war.
    «Ich bin sehr beunruhigt», sagte sie und schloss die Tür des Therapieraums hinter sich. «Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Herr Sigart sich selbst gefährlich werden könnte.»
    «Das ist im Moment unsere geringste Sorge», entgegnete Florin. «Wie es aussieht, ist er einem Verbrechen zum Opfer gefallen, daher müssen wir Sie bitten, uns so viel über seine Kontakte zu erzählen, wie es Ihnen möglich ist.»
    «Als wir das letzte Mal bei ihm waren, wollte er Sie von Ihrer Schweigepflicht entbinden», warf Beatrice ein. «Es besteht die Chance, dass er noch lebt, und wir versuchen mit allen Mitteln, ihn zu finden, aber wir brauchen Anknüpfungspunkte. Können Sie uns die geben?»
    In Anja Malys Gesicht arbeitete es. «Er hat mir von Ihrem Besuch erzählt und dass es dabei um Ermittlungen in einem Mordfall ging.» Sie wies mit der Hand auf eine sandfarbene Sitzgarnitur und wartete, bis sie Platz genommen hatten, bevor sie selbst sich setzte. «Mein Gott, der arme Mann. Ich vermute, Sie kennen seine Geschichte? Er kommt ein- bis zweimal die Woche zu mir, und wir versuchen, das Geschehene aufzuarbeiten, in sein Leben zu integrieren – aber ich muss zugeben, dass wir nur sehr langsame Fortschritte machen.» Sie verschränkte die Finger über ihren Knien und

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