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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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mit heftigem Zorn, doch ich beherrschte mich und fragte stattdessen: „ Fraternitas Cornicis , heißt das nicht Bruderschaft des Raben ?“
    „Oh ich sehe, Sie hatten Latein in der Schule, Frau Stolzen. Und natürlich, Sie haben recht.“ Dr. Langhammer zeigte mir seinen Handrücken und präsentierte mir das Emblem auf seinem Goldring. Diesmal konnte ich es genau studieren. Ein Rabe mit aufgerissenem Schnabel und zum Greifen gespreizten Krallen schien wie lebendig im dem Gold gefangen.
    „Nettes Vögelchen“, sagte ich, aber ich konnte nicht verhindern, dass die Kälte durch meinen Körper strömte, als mich Dr. Langhammer wissend ansah.
    „Was ich nicht nachvollziehen kann“, sagte Johannes mit leicht spöttischem Unterton, „…ist, warum sich eine Studentenverbindung – bitte verstehen Sie mich nicht falsch – ausgerechnet nach einem Aasfresser benennt.“
    Beiden Doktores schoss das Blut ins Gesicht. Dr. Hilbrich fing sich als Erster wieder. Seine Stimmlage hatte sich nach oben verändert. Sie klang unnatürlich freundlich, als er antwortete: „Der Rabe ist ein Symbol für Klugheit und Logik. Deshalb ist er für eine Verbindung von Wissenschaftlern als Leitfigur und Vorbild geradezu prädestiniert.“
    „Und ich dachte immer, der Rabe steht für Tod und Vernichtung“, warf ich tonlos ein.
    „Aber, aber, meine Dame und meine Herren“, unterbrach uns Herr Ruprecht. „Lassen wir doch diese Spitzfindigkeiten und kommen zu dem zurück, was uns hier zusammengeführt hat: Der äußerst bedauernswerte und absolut sinnlose Angriff auf Sie, Frau Stolzen und Sie, Herr Hohenberg.“
    Dr. Langhammer hatte sich inzwischen ebenfalls wieder unter Kontrolle. „Herzlichen Dank, Herr Ruprecht“, meinte er und wandte sich Johannes zu. „Eine Frage hätte ich an Sie, Herr Hohenberg, die mich schon längere Zeit beschäftigt. Sind Sie zufällig mit Herrn Dr. Paul Hohenberg verwandt?“
    Johannes fixierte ihn über die Diagonale des Raums. Seine dunklen Augen flackerten für einen verräterischen Augenblick. „Dr. Paul Hohenberg ist mein Vater.“
    „Wie interessant“, meinte Dr. Langhammer und faltete seine Hände vor seiner Brust zusammen. Wieder glänzte der Goldring.
    „Wirklich?“, erkundigte sich Johannes mit neutralem Gesichtsausdruck, zu dem seine Augen nicht passten.
    „Sie können sich gar nicht vorstellen, als wie schrecklich wir es von der Verbindung empfinden, was Ihnen, sehr geehrte Frau Stolzen und Ihnen, sehr geehrter Herr Hohenberg, widerfahren ist. Und wenn ich gewusst hätte“, Dr. Langhammer schüttelte seinen wohlfrisierten Kopf, „und wenn ich gewusst hätte, dass es sich bei Ihnen, Herr Hohenberg, um den Sohn des von uns so geschätzten Herrn Dr. Hohenberg, handelt! - Ich weiß nicht…“, unterbrach er sich. „Wir leben tatsächlich in einer schlechten Welt.“
    „Wir haben den Tatort von Spezialisten des Kriminallabors Millimeter für Millimeter absuchen lassen. Leider haben wir aber keine weiteren Spuren gefunden“, warf Herr Ruprecht ein. Es klang gekünstelt und deplatziert.
    „Wir von der Verbindung möchten unsere Missbilligung darüber ausdrücken, was Ihnen passiert ist. Und was diesen Flyer angeht, der in der Jacke am Tatort gefunden wurde,… nun,… wir hatten allein in diesem Jahr zwanzigtausend Stück davon drucken und verteilen lassen. Wir können unmöglich feststellen, in wessen Hände die Flyer im Einzelnen geraten sind.“ Dr. Langhammer war die Aufrichtigkeit in Person.
    Sein Kollege, Dr. Hilbrich, nickte bestätigend. „Hinzu kommt, dass Sie sich auf einem Festival befanden, dessen Ruf, sagen wir einmal, einzigartig ist. Das macht – wenn ich das richtig verstehe – auch den besonderen Reiz dieser Veranstaltung aus, nicht wahr?“
     Johannes lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ seinen Blick von einem unserer Gesprächspartner zum anderen schweifen. „Und was soll das im Klartext heißen?“
    „Wir von der Studentenverbindung lehnen jede Art von Gewalt und jede Art von Kriminalität ab.“ Dr. Langhammers Tonfall war entschieden. „Wir sind nur der Wissenschaft verpflichtet und unsere Statuten entsprechen den Gesetzen. Keiner unserer Mitglieder würde jemals eine derartig sinnlose Untat begehen, wie Sie sie zu Protokoll gegeben haben.“
    „Aber Sie zweifeln doch nicht daran, dass das geschehen ist?“, fragte ich fassungslos.
    „Sehr verehrte Frau Stolzen, die Gesetze der Logik verbieten mir, etwas zu glauben, was ich nicht nachprüfen kann.

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