Für eine Nacht
Lunch, wenn er im Park gegenüber von Norman’s Restaurant herumlungerte. Der alte Mann schien zwar keinen Wert darauf zu legen, aber Raina behandelte ihn wie einen Freund.
Sie blieb an der Tür stehen und drehte sich zu Chase um. »Weißt du schon, ob Samson etwas zugestoßen ist?« In ihren angstvoll geweiteten Augen spiegelte sich aufrichtige Sorge wider.
»Das wüsste ich auch gerne«, sagte Sloane, die gerade aus dem Badezimmer kam.
Sie trug dunkelblaue Jeans und ein langärmeliges weißes Shirt, auf dessen Vorderseite ein Paar goldglänzender Lippen prangte. Ihr schimmerndes Haar fiel ihr lose auf die Schultern. Chase hatte keine Ahnung gehabt, wie lockig es war oder wie begehrenswert sie aussah, wenn sie gerade geduscht hatte.
Und wenn er das Glitzern in den Augen seiner Mutter richtig deutete, hoffte sie, soeben auf die Frau gestoßen zu sein, die dem Junggesellendasein ihres ältesten Sohnes endlich ein Ende machen würde. Was sie nicht wusste, war, dass ihre Einmischung in diesem Punkt überflüssig war.
Sloane hatte sich schon viel zu tief in sein Herz geschlichen.
Sechstes Kapitel
»Tut mir Leid, aber es gibt noch nichts Neues über Samson«, sagte Chase zu Sloane. »Wenn sich etwas getan hätte, hätte Rick mich sofort angerufen.«
»Verstehe.«
Raina Chandler starrte die hübsche junge Frau an, die soeben aus dem Badezimmer ihres Sohnes getreten war. Bei Chases Worten huschte ein Anflug von Enttäuschung über ihr Gesicht, und Raina fragte sich, was für eine Verbindung wohl zwischen ihr und dem exzentrischen Eigenbrötler bestehen mochte. »Sind Sie und Samson ...«
Chase trat einen Schritt vor und baute sich beschützend vor Sloane auf. »Überhäufe sie bitte nicht mit Fragen, Mom.« Sein Tonfall enthielt eine unmissverständliche Warnung.
Raina verstummte und beschloss, dass es klüger war, der Aufforderung ihres Sohnes Folge zu leisten. Vorerst jedenfalls. Alle ihre Söhne hatten diesen ausgeprägten Beschützerinstinkt, der sich bei Chase jedoch bislang nur auf sie, Raina und neuerdings auch auf seine Schwägerinnen erstreckt hatte. Dass er für eine Frau eintrat, die er gerade erst kennen gelernt hatte, sprach Bände. Eine fiebrige Erregung ergriff von ihr Besitz. War es möglich, dass sie das große Los gezogen und ihr ältester Sohn sich endlich auch verliebt hatte?
Doch Chases Gesichtsausdruck, wenn er das Mädchen ansah, deutete eher darauf hin, dass er derjenige war, der das große Los gezogen hatte. »Ich denke, du könntest uns endlich miteinander bekannt machen«, wechselte Raina ihm zuliebe das Thema.
Er entspannte sich sichtlich. »Sloane, darf ich dir meine Mutter Raina Chandler vorstellen? Leider wollte sie gerade gehen. Stimmt’s, Mom?«
Aha, er möchte also mit Sloane alleine sein . Dieser Nachmittag, der so schlecht begonnen hatte – der Schreck über die Explosion hatte bei Raina echte Herzrhythmusstörungen ausgelöst –, versprach doch noch ein gutes Ende zu nehmen.
Doch ehe sie Sloane begrüßen konnte, fuhr Chase schon fort: »Und dies ist ihr Freund Eric Fallon, der beste Arzt der Stadt.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen, Dr. Fallon.« Sloane schüttelte Eric die Hand, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Raina zu. »Und Sie, Mrs. Chandler.« Mit einem von Herzen kommenden Lächeln ergriff sie auch Rainas Hand.
Als Sloane sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurückstrich, bemerkte Raina, dass ihr die feuchten Locken bis auf die Schultern fielen. Ein paar kürzere Löckchen kringelten sich um ihr Gesicht. Einen Moment lang meinte sie, ein Déjàvu-Erlebnis zu haben. Die junge Frau kam ihr irgendwie bekannt vor, sie konnte sie nur nicht einordnen.
»Es ist mir ein Vergnügen.« Sie blickte in Sloanes große grüne Augen und nahm befriedigt die wache Intelligenz zur Kenntnis, die darin funkelte.
Ausgezeichnet. Chase brauchte eine Frau, die zur Unterhaltung am Frühstückstisch mehr beitrug als nur Fragen wie: Findest du, dass mir diese Lidschattenfarbe steht, Liebling?
Sloane machte ganz und gar nicht den Eindruck eines dummen Gänschens.
Ihr Blick wanderte jetzt zwischen Raina und Chase hin und her. »Große Familienähnlichkeit kann ich nicht feststellen«, bemerkte sie nachdenklich.
»Das liegt daran, dass Chase seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist.« Raina lächelte. Sie freute sich über jede Gelegenheit, ihren geliebten verstorbenen Mann erwähnen zu können.
»Während Rick eher Ihnen ähnelt.« Sloane verschränkte die Arme
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