Für immer, Emily (German Edition)
sehnte sich so sehr nach Normalität in ihrem Leben. Doch mit den ständigen misstrauischen Blicken und Fragen, mit denen ihr Vater versuchte, alles, seiner Meinung nach Böse, von ihr fernzuhalten, war es völlig unmöglich, auch nur den leisesten Hauch von Normalität zu empfinden. Und sie konnte das nicht mehr verkraften, dieses ständige darüber Nachdenken, warum und wieso ihr das alles passiert war und wie man es hätte verhindern können. Genau deshalb war sie ja hierher gekommen, mit dem verzweifelten Wunsch, Abstand von allem zu gewinnen und wieder ein halbwegs normales Leben zu führen.
Die nächsten zwei Stunden vergingen eher zäh und verkrampft, als in fröhlicher Geburtstagsstimmung. Emily war froh, als sie am Nachmittag zu Dorothy gingen, um ihr bei den Vorbereitungen für die Party zu helfen. Jack und Connor luden das Auto aus und trugen alles nach oben in die Gästezimmer.
„Kate, wie schön, dich zu sehen.“ Die Schwestern umarmten sich herzlich und auch Mara, Andrea und Bob freuten sich, ihre Verwandten bei sich zu haben. Mara hatte für Emily eine CD gebrannt, mit all ihren Lieblingssongs und Andrea hatte ihr Sparschwein geschlachtet, um ihrer Cousine einen tollen Seidenschal zu kaufen.
„Meine Kleine, herzlichen Glückwunsch zu deinem achtzehnten Geburtstag. Wir wünschen dir alles Liebe und Gute, und dass du immer glücklich sein wirst in deinem Leben. Wir haben dich sehr lieb, und sind froh, dich hier bei uns zu haben.“ Dorothy umarmte ihre Nichte herzlich und Emily drückte sie fest an sich.
„Danke, vielen Dank. Ich hab euch auch lieb, ich bin sehr glücklich hier bei euch.“
Ben bellte, und alle lachten. „Er anscheinend auch.“
Danach stießen alle erst einmal mit einem Glas Sekt auf Emilys Geburtstag an, sogar Andrea durfte einen Schluck trinken, gemischt mit Orangensaft. Dann räumten die Männer das Wohnzimmer etwas um, sodass in der Mitte eine Art Tanzfläche entstand, auf die Emily zwar hätte gut und gerne verzichten können, Mara jedoch meinte, dann wäre das ja ein Kaffeeklatsch und keine Party.
Emily, Kate und Mara halfen Dorothy in der Küche, während Andrea mit Ben Gassi ging. Emily schälte Kartoffeln und beobachtete ihre Mutter. Sie fragte sich, ob Kate schon immer so müde Augen gehabt hatte. Oder war ihr das früher nur nie aufgefallen? Sie schien glücklich zu sein, ihre Schwester zu sehen, und darüber freute Emily sich. Manchmal kam es ihr so vor, als ob es mit der Ehe ihrer Eltern nicht mehr zum Besten stehen würde. Connor ging ihr aus dem Weg wo er nur konnte, mit seinem Vater hatte er auch nicht mehr das beste Verhältnis, und ihre Mutter stand zwischen den Fronten und versuchte ständig, zu vermitteln. Wenn nun auch noch die Ehe ihrer Eltern kaputt gehen würde, würde gar nichts mehr übrig bleiben von ihrer Familie.
„Alles klar bei dir? Träumst du?“
„Hm? Oh, Mara, ich hab dich gar nicht gehört.“ Sie lächelte ihrer Cousine entschuldigend zu.
„Möchte mal wissen, bei wem du mit deinen Gedanken bist.“
Emily zuckte mit den Schultern. „Bei niemandem“, murmelte sie.
„Keine Sehnsucht nach Niclas?“ Mara klang etwas spöttisch, doch Emily kannte sie gut und wusste, dass sie es nicht so meinte.
„Sollte ich?“
Mara begann, Zwiebeln zu hacken. „Keine Ahnung, könnte ich mir schon vorstellen, so oft wie ihr zusammenklebt in letzter Zeit.“
Emily musste lachen. „Na ja, du hast schon Recht, wir waren viel zusammen letztens. Und ja, ich vermisse ihn. Blöd, ich weiß, und du musst auch gar nichts sagen jetzt.“
„Tu ich ja gar nicht. Ich vermisse Thomas auch, wenn ich ihn mal ein paar Stunden nicht sehe.“
Emily sah sie überrascht an. „Ja, aber das kannst du nicht vergleichen, du bist mit Thomas zusammen. Nic und ich sind nur Freunde.“
Mara nickte und schwieg, während sie leicht vor sich hinlächelte.
„Was gibt‘s denn da zu lachen?“ Emily sah sie etwas missmutig an.
„Nichts. Ihr seid nur Freunde, klar.“ Damit drehte Mara sich um, und ließ sie etwas verdattert stehen.
Später am Abend, als nach und nach alle Gäste eintrafen, wurde Emily immer nervöser. Wo blieb Niclas? Sie hatte gehofft, dass er als Erster kommen würde, damit sie vielleicht ein paar Minuten mit ihm alleine hätte, aber nun waren schon fast alle anderen da, und von ihm weit und breit keine Spur. Er würde es doch nicht vergessen haben? Sie zwang sich zu lächeln, und scherzte mit ihren Freunden, aber alles in ihr sehnte sich
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