Gaelen Foley - Amantea - 03
beide wissen genau, dass Sie schuldig sind. Diese Zahlen sind geändert worden, und Sie sind der Einzige, der das tun konnte und davon profitieren würde. Ihnen stehen mindestens fünfzehn Jahre im Gefängnis bevor, Conte.“
„Hoheit, Sie verstehen nicht“, rief Bulbati aufgeregt. „Es wurde mir gestattet, einen kleinen Teil für mich selbst zu behalten. Er weiß davon ...“ Der Conte hörte unvermittelt auf und sah den Kronprinzen entsetzt an.
Langsam lehnte Rafael sich auf seinem Stuhl zurück und strich sich über das Kinn. „Nun, das ist sehr interessant. Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, den Staat zu berauben?“
Rafael zeigte es nicht, doch er war entsetzt. Schauen Sie in die Bücher des Steuereintreibers dieser Region. Dann finden Sie den wirklichen Verbrecher, hatte Daniela in jener Nacht in ihrer Villa gesagt. Wie üblich hatte sie damit Recht gehabt.
Bulbati schloss die Augen, und sein Gesicht bekam eine grünliche Farbe. „Oh mein Gott. Was habe ich jetzt getan?“ murmelte er.
„Ich warte.“
Bulbati sah Rafael verzweifelt an. „Hoheit, Sie verstehen nicht. Er wird mich töten.“
„Denken Sie an Ihr Leben im Gefängnis, Conte. Sie haben den König bestohlen. Sie haben Ihre Stellung benutzt, um nicht nur Ihre eigenen Taschen zu füllen, sondern auch noch um eine junge unschuldige Dame in die Hände zu bekom- men. Ihre Handlungen sind unehrenhaft, und Ihre Worte ent-
larven Sie als Feigling. Wenn Sie auf Mitleid hoffen, werden Sie hier keines finden. Zumindest so lange nicht, bis Sie zu kooperieren bereit sind.“
„Ich sage Ihnen doch, damit begebe ich mich in tödliche Ge- fahr“, flüsterte Bulbati ängstlich und wischte sich die Stirn. „Ich würde ständigen Schutz benötigen.“
„Vor wem? Rücken Sie endlich mit dem Namen dieses ge- heimnisvollen Mannes heraus, oder es gibt keine Hoffnung für Sie.“
Schweiß rann Bulbati über das Gesicht und ließ sein Rü- schenhalstuch immer feuchter werden. Er zog daran, als könnte er kaum mehr atmen. „Bitte legen Sie sich nicht mit ihm an, Hoheit. Es ist besser, das Ganze zu vergessen. Ich werde das Geld zurückzahlen ...“
„Sein Name.“
„Ich bin nicht der Einzige, der für ihn arbeitet. Es ist nicht nur das Finanzministerium. Er hat mehr Macht, als Sie glauben. Sein Einfluss ist ungeheuer groß.“
„Verdammt noch mal, nennen Sie mir seinen Namen“, brüllte Rafael und schlug mit der Faust auf den Schreib- tisch.
Verängstigt sah Bulbati ihn an, schloss dann die Augen und schien sich zu sammeln.
„Orlando.“
Rafael saß eine Weile reglos da.
Es wäre ihm sehr schwer gefallen, hätte er sagen sollen, wie er sich in diesem Moment fühlte. Betäubt. Zornig. Nüchtern. Dann überwog die Wut.
„Sie lügen!“
„Nein, Hoheit! Das ist die Wahrheit!“
„Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen, einem ehrlosen Schurken, eher glaube als einem Herzog königlichen Ge- blüts?“ Rafael stand langsam auf. „Wie können Sie es wagen, meinen Verwandten zu beschuldigen? Nehmen Sie das sofort zurück! Wo sind Ihre Beweise?“
„Ich ... Ich habe keine Beweise. Aber ich sage die Wahr- heit, Hoheit. Es ist die reine Wahrheit!“
„Es ist eine Lüge!“ herrschte der Kronprinz ihn an und schlug erneut mit der Faust auf den Tisch. Doch diesmal klappte es nicht, wie immer das Beste von jemand anzuneh- men, der ihm am Herzen lag. Entsetzen breitete sich wie Gift in seinen Adern aus. Es war nicht das Entsetzen, überrascht zu werden, sondern das Entsetzen darüber, dass er die An-
schuldigung als wahr begriff. Dennoch kämpfte er dagegen an. „Wache!“ rief er.
Bulbati hatte sich bereits mühsam erhoben und eilte zur Tür, als die Wärter hereintraten.
„Sperren Sie diesen Mann über Nacht ein. Wir wollen doch einmal sehen, ob er seine Meinung bis morgen ändert“, befahl er.
„Ja, Hoheit“, erwiderte der Wächter und führte den Conte ab.
Nachdem die Tür geschlossen worden war, starrte Rafael mit pochenden Schläfen vor sich hin. Er ging zum Fenster und schaute auf die langen Schatten hinaus, die sich im Park unter ihm bereits zeigten. Vor Zorn und Fassungslosigkeit zitterte er am ganzen Körper.
Er wusste nicht, was er denken sollte.
In den zwei Jahren, seit Orlando von Florenz nach Aman- tea gekommen war, hatte Rafael oft das Gefühl gehabt, als wäre der Mann nicht genau der, als der er sich ausgab. Doch Rafael hatte sein seltsamer und einsamer Vetter Leid getan. Er besaß weder Familie noch wirkliche Freunde.
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