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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Der Knecht blickte auf den Boden der Wiese, als suchte er in dem frischen Gras nach seiner stolzen Vergangenheit. Caterinas Wallach tänzelte quer vor Marcos Stute. Das Schweigen wurde unerträglich. Sie schaute auf seinen gekrümmten Rücken und schwieg. Eine Antwort auf die Fragen während ihrer Qualen, ihrer Todesängste, ihrer Einsamkeit und totalen Verla s senheit war gefordert. Er kannte die Antworten selber nicht. Ihre nicht ausgesprochenen, pein i genden Fragen waren ihm vertrauter als seine fehlenden Antworten. Seine erbärmliche Angst vor dem Tod hatte ihn all seine Versprechungen und Verpflichtungen nicht nur gegen die Gr ä fin, eher gegen sich selbst, vergessen lassen. In der entscheidenden Sekunde hatte er versagt. Der einzige Moment in seinem Leben, der von ihm das ehrenvolle, wahrhaftige Tun verlangt hatte, sah ihn stürzen. Seine großartigen Gelübde und Schwüre verlöschten in einer einzigen Sekunde wie ein kurzes Strohfeuer. Sein jammervolles Versagen presste ihn in seine eigene Demütigung. Stolz aufgerichtet, blickte Caterina unentwegt auf sein tief geneigtes Haupt. Ihre schweigende Frage war keine Strafe. Längst verzieh sie. Sie verstand den Me n schen in seiner Armseligkeit hinter diesem Kopf. Sie brauchte nicht die Demütigung, die U n terwerfung. Sie schenkte ihm Verständnis und Nächstenliebe. Endlich blickte er auf. Gequält, das ganze Leid seines Versagens in seinen Augen, zuckten seine Mundwinkel. Marco, begann zu weinen. Er schaute sie an und still flossen die Tränen aus seinen Augen. Mit ruhigem G e sicht schaute ihn Caterina an, als sie zu ihm sprach.
    "Marco, die Pferde brauchen frisches Stroh im Stall."
    Entgeistert, als verstünde er nicht, was geschah, blickte er Caterina an. Seine Tränen versie g ten.
    "Wenn du nicht bald das Stroh wechselst, nehme ich dir das übel", fuhr sie fort.
    "Ja, Herrin", erwiderte er.
    Marco griff in die Zügel seines Pferdes und lenkte es zur Burg Picchena. Hintereinander ritten sie zurück. Caterina sprang von ihrem Pferd und überreichte es ihm.
    "Kümmere dich um den Wallach."
    Sie wartete keine Antwort ab, begab sich in das Haus und machte sich in der Küche zu scha f fen. Als sie das Mal bereitet hatte, rief sie ihn zum Abendbrot. Marco wusch sich und setzte sich bedrückt an den langen Tisch.
    Er schwieg und starrte auf seinen Teller. Seine Gedanken und Gefühle marterten sein Hirn. Seine unendliche Qual, das Wissen, seine Herrin im Stich gelassen zu haben, hieß ihn schwe i gen.
    Die vermauerten Türen und Tore der Burg erfüllten seine Seele mit tiefer Traurigkeit. In K ü che und Kammern sammelte er halb abgebrannte Kerzen und kleine Öllampen, bevor er sich zur Ruhe in seine Kammer begab.
    Glücklich, wieder einen Menschen im Hause zu haben, mit dem sie sich austauschen, und dem sie einen Teil ihrer täglichen Last abgeben konnte, fiel die Gräfin in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
     
    Die Sonne schien bereits warm in ihr Schlafgemach, eine fröhliche Amsel weckte sie mit ihrem melodiösen Lied. Sie erhob sich, bereitete die Morgenmahlzeit, ging auf die Weide, um den arbeitenden Marco zum Essen einzuladen. Die Pferde wieherten auf der Koppel. Die Frische des neuen Tages auf der waldreichen Anhöhe von Picchena ließ das Leid der Menschen um sie herum vergessen.
    „Die Zeit wird das Leid nicht verringern“, gingen ihr die Gedanken durch den Kopf. „Vielleicht wird der eine oder andere ein wenig sein Leid manchmal vergessen. Sie ahnte , dass Marco sehr schwer an seinem Versagen zu tragen hatte.“
    Sie rief ihn und erhielt keine Antwort. Sie rief lauter. Marco hatte wohl endlich zu seinem ve r dienten Schlaf gefunden. Caterina begab sich in den kleinen Querflügel und rief erneut. Sie erhielt keine Antwort. Sie klopfte an die Kammer des Verwalters. Die Tür war nicht verriegelt.
    „Welch ein Leichtsinn“, dachte sie und drückte den Riegel aus dem Haken. Dann stieß sie die Tür auf.
    Ein entsetzter Schrei entrang sich ihrer Brust.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den an einem Balken hängenden Körper. Um e i nen schweren Nagel in dem Eichenholz, an dem sonst die Kleider Marcos hingen, war das Seil befestigt. Sein Leichnam schaukelte sacht in dem Luftzug, der durch das offene Fenster in die Kammer drang.
    Erstarrt stand Caterina in der Tür.
    „Marco“, flüsterte sie leise. „Marco, jetzt lässt du mich wirklich alleine.“
    Ihre Augen blieben trocken. Sie zitterte am ganzen Leib, ihre Beine wollten ihren Dienst

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