Galileis Freundin (German Edition)
Zuneigung
Euer Galileo Galilei ."
Caterina hatte mit starkem Herzklopfen die mahnerischen Worte des großen Galilei gelesen. Die Worte, die er mehr an sich selbst geschrieben zu haben schien, als an sie. Dennoch gingen ihr die Gedanken des gelehrten Mannes sehr zu Herzen. Sie sah einen alternden Greis in seinem dunklen Hause des Nachts umherirren und sich über seine Entscheidungen, Gedanken und Vorwürfe machen. Sie dankte den ehrlichen und wahren Worten des großen Freundes.
Sie nahm eine kupferne Schale, legte das Papier dort hinein und hielt die brennende Kerze da r an. Mit flackerndem Licht verging der Brief. Die Worte bewahrte sie wohl sorgfältig in ihrem Herzen.
Hochzeit Ferdinand II.
Er war einfach tot. Er lag harmlos in seinem Bett. Die Augen hatte er noch geöffnet, seine rechte Hand schien an seinen dürren Hals zu greifen. Das schmale Gesicht war noch fester von der trockenen Haut umspannt. Schneeweiße, dünne Haare umhüllten dürftig sein Haupt. Einer Spinne gleich lag die dürre linke Hand mit den spitzen Fingern und knochigen Gelenken auf dem Bett. Als wollte er sich das letzte Wort verkneifen, waren die schmalen Lippen in den Mund über ein paar restliche, faule Zähne gefallen. Nichts sagend , wie er sich in seinem Leben dargestellt hatte, so war Lorenzo del Senatore Altobianco de’Buondelmonti aus diesem Leben geschieden.
Umsomehr Lärm machten Laudomia und Ginevra. Die Mutter war längst verstorben. Alten Klageweibern gleich, huben die Schwestern ein Jammergeschrei an, das im Gegensatz zu ihren Gefühlen stand. Nach einer halben Stunde war auch das vorbei. Die Weiber jammerten leiser in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich in Zukunft weniger um den schwindsüchtigen Bruder kümmern mussten . Caterinas Söhne, Lorenzo und Leonardo, würden eines Tages das Erbe B u ondelmonti übernehmen und die Geschäfte zum Wohle der ganzen Familie weiter betreiben können.
Mit Weinen und Wehklagen, schmerzerfülltem Jammern und Lamentieren wurde der letzte zeugungsfähige de’Buondelmonti zur Grabe getragen. Er, der die vergangenen Monate nur noch im Bett verbringen konnte, wurde unter Anteilnahme der reichen Bürger Florenz’ bee r digt. Die Schwestern warfen sich über seinen Sarg, viele der Anverwandten taten das gleiche. Seine beiden Söhne, wenn es denn seine waren, hatten den Vater selten zu Gesicht bekommen. Ihr Schmerz hielt sich nicht nur aus dem Unverständnis der frühen Kindheit in Grenzen. Umso größer stellte sich das inszenierte Theater von Laudomia und Ginevra zur Schau. Leidvoll, mit kummervollem Blick betrachteten die trauernden Bürger von Florenz, das schwesterliche Paar. Sie legten einer nach dem anderen Caterinas zarte Hand in die ihre, hielten sie lange und drüc k ten über die in Falten gelegte Stirn den grenzenlosen Schmerz der Welt aus. Die verwi t wete Gräfin de’Buondelmonti schaute ernst auf das widerliche Schauspiel. Der Friedhof als Bühne, die Trauergäste als Gaukler in einer Schmierenkomödie. Das sittsame Getue ekelte sie an. Der Ehrlichste in dem vorgeführten Drama schien noch Alessandro de’Buondelmonti zu sein. Seine rollenden Augen hatten längst den toten Bruder und den Sarg vergessen. Wie ein Luchs be o bachtete er seine Schwägerin. Nicht die Menge ihrer Tränen interessierte ihn. Wie er die Mi t gift der Witwe seiner Familie sichern könnte, diese einzige Frage leuchtete über seiner Stirn. Alessandro nahm noch am Grabe Caterina in den Arm und führte sie zu einer Bank auf dem Friedhof, um ihr weiteres Vorhaben zu ergründen.
„Eure Gefühle für den Grafen sind so tot, wie Lorenzo selbst, suchte der Pfarrer ein Gespräch. „...und genau so tot für eure Familie“, setzte sie seine Gedanken fort, bevor er seine Aussage weiter vervollständigen konnte.
„Dennoch, mein tiefstes Mitgefühl begleitet euch“, stotterte Alessandro, aus seinen flüssigen Gedanken geworfen. Doch schnell fuhr er fort: „Ich ahne, wie schmerzlich euch der Tod eures Gatten getroffen hat. Der Herr, unser aller Gott, möge euch über die einsamen und traurigen Zeiten, die nun auf euch zukommen werden, hinweghelfen. Ich denke, eure Söhne werden euch mit der Liebe zu ihrer Mutter trösten. Ich denke auch, dass ihr die vorgeschriebenen Trauerze i ten von einem Jahr mehr als einhalten werdet. Sicher werdet ihr, meine Teuerste, von nun an euer ganzes Leben, dem Witwendasein und der Frömmigkeit widmen. Eure Söhne haben es verdient, dass ihr den Vater in Ehren
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