Galileis Freundin (German Edition)
haltet und das Vermögen der Familie Buondelmonti me h ren werdet und nicht leichtsinnig aufs Spiel setzt."
"Hochverehrter Alessandro, Schwager und hochgeschätzter Pfarrer von Impruneta, eure Wo r te vernehme ich wohl, doch weiß ich nichts mit ihnen anzufangen, wenn ihr euch ein wenig deutlicher und gerader ausdrücken könntet."
Alessandro war für sie der Inbegriff der schlechten Familientradition. Seine Überheblichkeit, wie der Posten des Pfarrers in Impruneta rührte allein aus dem Recht der reichen, spende n freudigen Familie.
"Oh, ja, meine hoch verehrte Markgräfin", setzte Alessandro an, "das werde ich wohl können.“
"Mir sind eure Worte nicht klar, mein verehrter Schwager", brachte sie ihn in Verlegenheit. "Wenn ihr die außerordentliche Güte hättet, mir einiges deutlicher zu erklären."
Sie wusste längst, worauf es der Pfarrer abgesehen hatte. Doch wollte sie dieses Spiel mitspielen, und sei es nur, um ihre Überzeugung dem ungeliebten Pfarrer an den Kopf zu werfen.
"Verehrte Gräfin, mein Bruder ist nun tot, Gott möge ihn in sein Himmelreich aufnehmen. Er hat über viele eurer Seitensprünge als Ehrenmann hinweggesehen. Er hat sie geduldet, seine Ehre und seine Liebe zu seiner Familie hatten ihn gelehrt, nicht zu klagen. Doch ihr, Caterina, werdet nun unter strengerer Beobachtung stehen. Euer Leben gehört nicht nur euch alleine. Es ist auch das Leben eurer Kinder und das Leben eurer Familie Buondelmonti."
"Ich n e hm e an, verehrter Pfarrer, ich hätte all die Jahre in der Villa der Buondelmonti genug unter Kontrolle gestanden, so dass sich die Aufmerksamkeit, die ich durch euch und eure Schwerstern erfahren hatte, nicht mehr vergrößern könnte. Was das ehrenwerte Leben eures Herrn Bruders, meines Ehemannes, anbetraf, war es sicher alles andere als im Sinne der Kirche geführt. Da macht ihr wohl einen Unterschied, der nicht ziemlich ist."
"Euer Eigennutz, verehrte Caterina, nimmt noch nicht einmal am Tage der Beisetzung eures Gatten, ein wenig Rücksicht."
"Worauf, Alessandro Buondelmonti. Worauf soll ich Rücksicht nehmen? Das wird mir nun bei Gott nicht klar. Soll ich Rücksicht nehmen auf die Liebschaften eures Bruders mit jungen, hü b schen Knaben, trotz seiner Vermählung mit mir? Soll ich Rücksicht nehmen auf euch, als Pfa r rer? Oder soll ich gar Rücksicht nehmen allein auf das Vermögen der Familie der Buondelmo n ti, damit es nicht durch eine neue Heirat meinerseits geschwächt wird?"
"Ihr habt euch an die Regeln der Familien zu halten. Ihr habt mit eurem hoch verehrten Herrn Vater, einen Vertrag mit unserer Familie abgeschlossen. Den habt ihr, Caterina Picchena, ei n zuhalten."
" Vergesst nicht, Alessandro, ich habe den Vertrag eingehalten. Ich habe meinen Gatten ve r tragsgemäß mehrfach in seinem schwindsüchtigen Bett besucht. Er hatte keinen Gefallen an mir gefunden. Seine Liebe wandte er lieber den Knaben zu. Mich hat er nehmen müssen. So gesehen, war auch Lorenzo ein Opfer der Familientradition geworden. Seine Liebe galt nicht mir. Er mochte Frauen nicht. Mich ganz besonders nicht. Obwohl, verehrter Pfarrer, wie ihr es selber wohl andeutet, es genügend andere Männer gibt und immer gegeben hat, die mich in ihr Herz geschlossen hatten. Dazu darf ich selbst Träger von hohen Kirchenämtern zählen. Ich wiederhole und versichere euch noch einmal, mein verehrter Herr Schwager, die Männer hatten sich eingebildet, mich in ihr Herz einzuschließen, mit meinen eigenen Wünschen hat dieser U m stand wenig zu tun. Und wenn ihr das auch so seht, wie ihr es sehen wollt, meine Sache war es nicht."
"Der Gerüchte und der Aussagen gibt es genügend in Florenz über euren Lebenswandel."
"Wenn ihr denn wollt, Alessandro Buondelmonti, dann haltet euch weiterhin an die Gerüchte. Das Geschwätz der Leute scheint für euch eher der Quell des Wissens zu sein, als die Wah r heit."
"Für das Leben in der Gemeinschaft ist die Meinung der Gemeinschaftsmitglieder von ganz besonderer Bedeutung. Es muss euch wichtig sein, was die Leute um euch herum von euch denken."
"Verehrter Herr Schwager, muss ich nun mein Leben an die Gerüchte anpassen, oder sollten die Leute nicht lieber ihre Meinung über mich der Wahrheit angleichen?"
"Wenn es Gerüchte gibt, meine liebenswerte Caterina, müsst ihr euch fragen, wer diese Gerüc h te in die Welt gesetzt hat? Oder deutlicher, verehrte Gräfin, ihr müsst euch fragen lassen, was ihr selbst dazu beigetragen habt, dass solche Gerüchte über euch
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