Galileis Freundin (German Edition)
entstehen konnten."
"Vielleicht helft ihr dem einen oder anderen Sünder im Beichtstuhl, Monsignore, aus der Ve r strickung der üblen Nachreden herauszukommen. Hat nicht Gott uns das Gebot hinterlassen "Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten?"
"Wie könnt ihr das Gebot Gottes für eure Missetaten nutzen?"
Ab und zu erfuhr das Gespräch eine Unterbrechung, alldieweil die tristen Mienen der Traue r gäste, die dem Ernst des Todesfalles angemessen waren, einem hitzigeren Gespräch Einhalt geboten. Buondelmonti neigte sein Haupt den Grüßenden zu und bedankte sich für die Ehre r bietung. Die Witwe blickte nicht auf. Ihr Zorn galt den Worten und der Absicht ihres Schwagers.
"Wenn ihr, verehrter Alessandro Buondelmonti, mich der Missetaten bezichtigt, so schaut euch doch selbst einmal zunächst in eurer eigenen Herde um. Wenn ihr bei Pfarrern und bei Mö n chen, bei Bischöfen und bei Kardinälen aber auch bei Nonnen und Novizinnen keinen Fehl und Tadel entdeckt, dann kommt zu mir zurück zu einem Gespräch, das einer Beichte ähnlich wird. Doch bin ich mir sicher, dass ich, wenn ihr es ehrlich meint, lange auf eure Rückkehr werde warten müssen."
"Eure Art, meine Schwägerin, ist gestützt von Stolz und Uneinsichtigkeit."
"Während eure Vorwürfe mich nicht treffen, da sie an mir vorübergehen. D er Pfeil, der sein Ziel verfehlt , kann mich nicht verletzen ."
"Ihr solltet euch wenigstens in Zukunft der allzu offensichtlichen Begierde enthalten und nichts unternehmen, was dem Ansehen schaden könnte."
"Ihr meint, mein hoch verehrter Herr Schwager, ich sollte mich dem enthalten, was eurem Reichtum schaden könnte. Wohlweislich ist auch mir bekannt, dass meine Mitgift mit mir z u rückginge in die Burg Picchena, wenn ich mich neu vermählen würde. Einem neuen Bunde könnte ich mein ganzes Vermögen, eingeschlossen die Ländereien und die Villen des Her r schaftssitzes neu vermachen. Euer einziges Trachten richtet sich nach dem Erhalt und nach der Erweiterung eures Vermögens, des Vermögens der Buondelmonti. Doch glaubt mir eins und vernehmt von mir, mein Schwager. Mit fünfzehn Jahren habe ich mich einem Vertrag gebeugt, den mein Vater mit den Buondelmonti geschlossen hat. Ich war durch einen eurer Zunft gedemütigt und g e schwängert. Euer Bruder hatte schon starke Anzeichen der Schwindsucht. So schien der Ve r trag für die Ehe zwischen beiden Parteien als gute Lösung. Den Familien mag er gedient haben. Den beteiligten Menschen nicht. Lorenzo nicht und mir nicht. Nun nehmet aber eins für all e mal an. Ich werde mich kein zweites Mal der Tradition und den Interessen anderer beugen. Mein Leben wird von mir bestimmt. Ich werde es so leben, wie ich will."
"Eure Worte richten sich nicht nur gegen jede Tradition und jedes Machtgefüge. Sie richten sich gegen die Familie, die euch in schweren Zeiten den Schutz gegeben hat, den ihr benötigt habt. Schlimmer noch als das ist, dass sich eure Worte gegen die eigenen Söhne richten."
"Die Söhne habt ihr längst mir enteignet. Wie sind es noch meine Söhne, wenn sie nicht mit mir zusammenleben dürfen. Eure Darstellung meiner Ehe und meines Lebens hat meinen Söhnen längst geschadet. Ihr und eure Schwestern habt sie mir entfremdet. Die Meinung meiner Söhne ist nichts anderes als das von euch vorgekaute Geschwätz. Sie ist mir nichts wert. Ich kann sie übersehen."
"Hütet euch, Caterina, weder der freche Sinn, noch die flinke Zunge schützen euch vor Schmerz und Ungemach. Entfällt der Schutz der Buondelmonti von euren Schultern, dann könnte euer Unglück bald erscheinen."
"Wenn ihr mir drohen wollt, mein verehrter Schwager, dann drückt euch gleich viel deutlicher aus. Doch Drohungen nehme ich nicht an. Sonst müsste mein ganzes Leben nur nach den Klä n gen anderer Melodien tanzen."
"Ihr könnt nicht immer gegen die Wellen des Arno schwimmen."
"Doch wollt ich nur mit seinen Strömen schwimmen, so würde ich bald an fremden, ungewol l ten Ufern landen, so würde ich die Orientierung meines Dahintreibens bald verlieren. Nur durch die Erkenntnis, was gegen mich ist, erfahre ich, was gut für mich ist. Lasst es gut sein, Schwager Alessandro. Nehmt zur Kenntnis, ich geh' meinen Weg, wie ich längst entschi e den hab ."
"Ihr führt wohl eine flotte Zunge. Der Wörter ermangelt es euch nicht. Doch glaubt mir eines, wer zum Schluss das richtige Liedlein pfeift, hat Recht ."
"Das mag wohl eure Meinung sein. Die meinige ist es nicht. Nicht nur
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