Galileis Freundin (German Edition)
das richtige Liedlein will ich haben, es muss auch wohl mein eigen Liedlein sein. Vielleicht, Herr Schwager ist euch dies zu neu."
"Eure Schandtaten werden euch noch töten."
"Derweil nur ihr bestimmt, was Schandtaten eigentlich sind. Gehabt euch wohl, mein Schw a ger, ich denke gar manche Erkenntnis habt ihr hier gewinnen können."
Caterina erhob sich, verbeugte sich vor dem Pfarrer und schloss sich den heimwärts gehenden Trauergästen an.
Verbohrt und verstockt blieb der Pfarrer zurück. Seine Schwägerin hatte ihn beleidigt, und das mit Absicht, wie er annahm. Er sprach voll Zorn darauf zu sich selbst.
"Warte nur, du kleine Hure, du kennst die Regeln nicht die du verschmähst. Du wirst an einem einzigen Tage schnell erkennen, wer dir erlaubt zu leben wie du willst, oder du wirst es nicht. Die Macht der Kirche reicht über das tägliche Dasein hinaus. Mit Gottes Wort und Lob zum Himmel, mit Angst und Drohung vor der Hölle werd' ich das Boot schnell dorthin steuern, wo es uns am ehesten gefällt. Nur, diese Richtung wird nicht deine sein."
Zornig erhob sich auch der Pfarrer Alessandro Buondelmonti und eilte sich, den Trauergästen den himmlischen Segen zu erteilen.
Nun hatte die Sippe der Buondelmonti eine Nuss zu knacken. Sie hieß Caterina Picchena, Wi t we Buondelmonti. Die Söhne blieben laut Gesetz im Sippenhaus des Vaters, des verstorbenen Markgrafen, sie waren längst, von Anbeginn, der Mutter weggenommen und entfremdet. Die Ehefrau des Dahingeschiedenen und Mutter der Kinder sollte sich an Regeln aus dem Hause halten, und nicht erneut das Sakrament der Ehe suchen. Denn jedenfalls eine neue Ehe hätte die reichen Buondelmonti die Mitgift der Picchena samt Burg und Ländereien gekostet. Man en t schloss sich, Caterina sorgfältig zu behandeln und zu beobachten.
Wie zur Beerdigung legte die verwitwete Gräfin auch weiterhin keine allzu große Trauer an den Tag. Schließlich war sie froh, nicht mehr in das Bett des hüstelnden, schwitzenden und abg e magerten Ehegatten, der vertraglichen Pflichten wegen, steigen zu müssen. Die Angst vor der Ansteckung mit der Schwindsucht hatte ihr ohnehin jegliches Vergnügen an dem pflichtgem ä ßen Akt genommen. Sie war schließlich so weit gegangen, dass sie ihrem Gatten ein Leinentuch über Mund und Nase gelegt hatte, wenn er auf seine Rechte aus dem Vertrag pochte, was, Gott sei es gedankt, sehr selten war.
Pech-und Wachsfackeln, Kienspane und Laternen, kunstvoll aus Papier erstellt oder aus Eisen und sogar vergoldete, schmückten am Abend jedes Fenster der prächtigen Paläste und kündi g ten von königlichen Feierlichkeiten. Auch einfache Kerzen in vielen Größen und Stärken sta n den in den offenen Fenstern der Palazzi, Klöster und der einfachen Häuser. Die Dunkelheit der Nacht war hinfort gejagt. Florenz erstrahlte in einem Lichtermeer. Mit weichem, rötlich schi m merndem Schein erhellten die Straßen und Piazzi den nächtlichen Himmelsbogen. Niemand ließ es sich nehmen, dem prunkvollen Ereignis sein eigenes Funkeln und Glitzern hinzuzusetzen. Seit Tagen fieberte die Bevölkerung dem großen Freudentag entgegen. Am Vorabend seiner Hochzeit erwartete der junge Großherzog, Ferdinand II., Herzöge und Fürsten, Grafen und Edelleute, weltliche und kirchliche Würdenträger.
Il Serenissimo Signore Duca di Parma, traf als erster tags darauf in Florenz ein, umgeben von stolz einher reitenden Gruppen adliger Ritter. Der Reichtum an Schattierungen, Nuancen und verschiedenen Färbungen der flackernden Straßenlichter hüllte den Duca di Parma und sein Gefolge in eine Zauberwelt der Farben und Glanzlichter. Auf dem Zaumzeug der Pferde, den Speeren und Musketen der bewaffneten Soldaten glitzerten die Lichtstrahlen, und die Rüstu n gen der gepanzerten Ritter funkelten wie Edelsteine .
Im Garten Boboli, auf der Rückseite des Palazzo Pitti, flammten seit dem frühen Abend Ta u sende von farbig glimmenden Lichtern auf. Heerscharen von Gärtnern und Dienern eilten wie dunkle Gnome zwischen den Bäumen und Sträuchern, überprüften die brennenden Fackeln, ersetzten sie durch neue und ließen das wogende Lichtermeer nicht einen Augenblick versi e gen. Aus den Sälen rund um den Cortile dell’ Ammannati im Palast nahmen Exzellenzen und Eminenzen, Bischöfe und Kardinäle, Fürsten und Grafen an der erleuchteten Freude teil. Ka r dinal Caponi und Kardinal Sacchetti, tugendhafte Söhne des toskanischen Landes repräsentie r ten als Abgeordnete Roms die
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