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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Mächtigen der Kirche.
    Freude und Frohsinn, Glanz und Pomp, Vergnügungen und Überschwänglichkeit waren die Zeichen der Zeit. Der Hochzeitstag Ferdinand II. mit seiner Cousine Vittoria della Rovere stellte die Festlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte in den Schatten. Spr ü hender Elan, eine scheinbar vitale Gesellschaft, Reichtum und Pomp zeugten in jeder Straße und auf allen Plätzen von der Herrlichkeit der Toskana und der Medici. Der sechsundzwanzig Jahre alte Großherzog liebte den Luxus und das Vergnügen. Die noch immer aktive Großhe r zogin, Christina di Lorena, Großmutter des Bräutigams, war selbst dem glanzvollen Leben am Hofe zugetan. Zur Feier der Vermählung ihres Enkels Ferdinand mit ihrer Enkelin Vittoria della Rovere aus dem Herzogtum Urbino wollte sie das glanzvollste Fest des Jahrhunderts fe i ern.
    Gezogen von vier heißblütigen Rössern rollte die Karosse der Herzogin von Urbino, Vittoria, durch die Straßen der Stadt zur Kirche San Giovanni. Innen und außen belegte weinroter Samt die Seiten der Staatskutsche, durchwebt mit goldenen Fäden in verschiedenen Ornamenten. Das Wappen der Medici prangte an den Seiten. Sechs Punkte, fünf von ihnen in hellem Rot gehalten, der sechste über den anderen in opaliszierendem Blau. Die Zeichen des Herrscherg e schlechtes, die von der Nachkommenschaft reicher Ärzte und Apotheker kündete. Schillernde Panasche aus Pfauenfedern wippten elegant auf den schlanken Köpfen der rassigen Pferde. Goldglänzend hob sich das Zaumzeug leuchtend von den Köpfen der Rappen ab. Anna, die hübsche einundzwanzigjährige Schwester des Großherzogs und die Herzogin von Guisa hatten zu beiden Seiten neben der Braut in der geschlossenen Kutsche Platz genommen. Die „Cento Corazze tedesche“, einhundert deutsche gepanzerte Soldaten, die persönliche Garde Ferd i nands II., gaben der Kutsche der Herzogin von Urbino das Geleit.
    Für den Vormittag des 6. Juli 1637 hatte der Regent dem Marquis Cammillo dal Monte Cap i tano della Guardia a Cavallo, dem Kapitän der berittenen Garde, den Befehl erteilt, vor seiner Truppe mit gezogener Pistole zu reiten. Der gepanzerte Waffenrock des Marquis funkelte in den gleißenden Sonnenstrahlen. Einhundert Soldaten der leichten Kavallerie, jeweils zwei Re i ter nebeneinander, bekleidet mit der Livree seiner Hoheit, führten mit ihm den Festzug an. In der ersten Reihe führte Graf Giovanni Batista Laderchi stolz das goldgelb leuchtende Kornett in seiner rechten Hand. Als Feldmeister fungierten im Auftrag des Großherzogs der Marquis Francesco Coppoli Coppiero und der Marquis Gabrielo Riccardi. Ihrem Befehl folgten zahlre i che Reiterknechte, die für die Ordnung zu sorgen hatten.
    Hinter der Staatskarosse der Braut folgten die Kutschen mit den Hofdamen und anderen Pri n zessinnen. Die florentinischen Damen der oberen Familien, der adligen und der reichen G e schlechter, schlossen sich ihnen in den nachfolgenden Kutschen an. Es war ein schier unendlicher Zug des toskanischen Geldadels , der sich durch Florenz bewegte. Der prächtige Reiterzug und die geschmückten Prunkk a rossen sammelten sich an der Piazza dei Pitti und der Aufbau des Zuges benötigte den Platz bis zu Piazza S. Felicita. Bei der Abfahrt ging es zunächst über die Piazza S. Felice und über die Via Maggio. Sie überquerten den Arno über die Brücke Santa Trinita.
    In einer der prächtigsten Kutschen hinter der Großherzogin geleitete Caterina Picchena mit den Schwestern des ehrenwerten Hauses Buondelmonti den hochzeitlichen Zug. An der Piazza Santa Trinita fuhren sie an ihrem eigenen Palazzo vorbei. Dann ging es weiter zwischen den Tausenden Menschen hindurch, die sich aus Neugierde und aus Freude an den Straßen und Plätzen aufgestellt hatten. Das ganze Volk schien sich versammelt zu haben, hielt den Atem an und betrachtete den Pomp und das Gepränge. An dem Centauro vorbei, bewegte sich der Zug zum Baptisterium, Piazza San Giovanni.
    Die Kutsche der Braut hielt vor der Kirche San Giovanni an. Ausschließlich in Begleitung ihrer Hofdamen und ihrer persönlichen berittenen Garde betrat die Herzogin von Urbino unter der Begleitung von Musikinstrumenten am Arm des Prinzen Giancarlo de’Medici das Baptisterium. Don Orsino war die Ehre zuteil geworden, die fünf Ellen lange Schleppe des weißen Brau t kleides zu tragen. Die in rote Umhänge gekleideten achtundvierzig Senatoren neigten ihr Haupt und beugten die Knie.
    Damit das Volk der Braut bei dem

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