Galileis Freundin (German Edition)
nach Florenz hatte kommen lassen. Dieser neue Mosulstoff aus dem Orient hatte im Palazzo Pitti für Neugierde gesorgt. Vorne verschloss sie ihn mit einer von Rubinen umfassten Camee, die sie von ihrer Mutter bekommen hatte. Ein kleines mit Rosenessenzen durchtränktes Leinentuch an ihrer Taille, das sie zwischen den Falten ihres Samtkleides verbarg, sollte den unangenehmen Schweißgeruch übertönen, alldieweil ihre Zofe ihr Gesicht mit wertvollem Alabasterpuder aus einer Porzellandose b e stäubte, um die Spuren des allzu langen Wartens auf ihn in der Sonne zu kaschieren.
Sie lief ihrem Geliebten entgegen, wie sie damals, als junges Mädchen, mit einem mit Freude erfüllten Herzen zu ihrem zurückkehrenden Vater gelaufen war.
Stürmisch umarmte sie ihn, küsste seine schweißnassen Wangen und führte ihn in die kühlen Innenräume. Frains küsste ihren gierigen Mund, fuhr sanft über ihre Brust, küsste ihre Schultern und ließ sich von ihr in die Schlafkammer führen. Das Bett, in dem sie als Mädchen die Z u kunft oft geschmiedet hatte, in dem sie, der Verzweiflung nahe, die Pläne ihres Vaters trostlos überdachte, in dem sie die Leiden der großen Pest erlebte und wo sie doch schließlich dem neuen Leben begegnet war, dort liebten sie sich über Stunden, vergaßen all die Nöte und die Leiden und schenkten sich die Freude und die ganze Zärtlichkeit der Welt.
„Woran denkst du?“ fragte sie abrupt, als sie merkte, dass sein Blick in die Ferne schweifte.
„Ich denke an einen großartigen Maler, der ein wundervolles Gemälde mit einer bußfertigen Magdalena gemalt hat. Der Glanz in deinen Augen, Caterina, erhellt mein Herz, dein voller Mund ist zärtlich zu meinem Körper, deine Brüste spenden mir Erregung und Lust.“
Sie lächelte, wies mit den Armen auf das Land hinter den Fenstern, sprach von der Mutter und dem Vater, von Galilei und den schönen Stunden längst vergangener Zeit. Die Pest vergaß sie nicht, die schrecklichen Tage des eingekerkert sein, den Tod von Marco, einem lieben Freund. Eine Sehnsucht ergriff sie, die gestillt sie wähnte, doch war die Erfüllung weiter fort denn je. Endlich aber entschied sie selber, was zu tun und was zu lassen sei, so fühlte sie. Sie liebte, sie liebte ohne Begründung und Verantwortung, ohne Fragen und Antworten geben zu müssen. Lächelnd schaute sie auf Frains.
„Und woran denkst du jetzt?“ wollte er nun wissen.
„Ich denke an die Gaukler in Florenz, die uns soviel Freude geschenkt haben.“
Dann lachten beide und umarmten sich erneut. Bald schritten sie über die Terrasse in das Tal. Sehnsüchte des kleinen Mädchens Caterina, so oft in diesem Wald geträumt, erfüllten sich und schenkten ihr endlich Glück.
„Du bist der Einladung des Großherzogs gefolgt, dein Glück zu finden“, flüsterte sie zärtlich, „die Träume meiner Jugend sehe ich erreicht, doch anderseits empfinde ich in meinem Herzen den neuen Traum, mit neuer Sehnsucht angefüllt.“
„Welches ist der Traum, wie kann ich ihn erfüllen?“
„Nicht Du, mein Freund, wirst mir die letzte Sehnsucht stillen. Ich sehe einen weiten Weg vor mir, den ich noch gehen muss .“
Die folgenden Tage erfüllten Caterinas Sehnsucht nach Glückseligkeit. Ihr schien, als ob sie endlich in dem Hafen angelandet wäre, an dem sie ihr Glück auf dieser Erde genießen durfte. Das Wiedersehen an jenem Abend im Palazzo Pitti hatte ihr Leben gerettet. Zum ersten Mal fühlte sie um sich herum Sicherheit und Geborgenheit. Je mehr sie sich von Tag zu Tag diesem Glück hingab, desto trüber wurde ihr geliebter Frains. Je mehr sie ihn mit Picchena, mit der Toskana, mit ihrem Leben vertraut machte, desto schweigsamer wurde er. „Ob sie sich jemals von diesem Land trennen könnte? Ob sie jemals ein anderes Leben führen könnte?“ solche und ähnliche Gedanken überwältigten ihn. „Sie ist ein Kind der Toskana, sie liebt die satten Felder, die hügelige Landschaft, den Geruch der Olivenhaine, sie liebt Florenz, die Künste, die Paläste, die Gesellschaft gebildeter Menschen. Nichts könnte sie von der Toskana trennen.“
Sie erhob sich aus dem Gras, auf dem sie lagen, und wandte sich ihm zu.
„Frains, sag mir endlich, was dir am Herzen liegt.“
„Komm mit mir nach Frankreich“, flehte er. „Was willst du noch hier? Ich kann dir keine Hochzeit am Königshofe bieten, wir können keine prunkvollen Feste feiern, die Edelsteine, die ich dir schenken kann, werden am Meer gefundene Muscheln und
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