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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Haben die alle. Er kann sehen.«
    »Wenn Sie Rache wollen, warum gehen Sie nicht nach Nigeria zurück?«
    »Nein. Nein.« Penzias holte Patronen aus dem Gewehrkoffer und fing an, die Büchse zu laden. »In Afrika spukt's zu sehr. Achthundert Millionen Geister, die kann ich nicht einfach so wegstecken. Zuerst Dufresne; Dufresne ist nur einer, allein. Dann vielleicht nächsten Frühling ein bißchen Jagd in den Rockies.« Eine Patrone nach der anderen klickte ins Magazin der Remington. »Immunisieren kann man sich nur nach und nach.«
    »Ich hatte mich in Ihnen getäuscht, Penzias«, sagte Käptn Baker. »Sie sind gar kein Borderline-Psychotiker. Sie sind vollkommen zurechnungsfähig.«
    »Ja«, bestätigte Penzias ohne jeden Sarkasmus.
    »Und Sie erwarten immer noch, auf diesen Einsatz mitgenommen zu werden?«
    »Ja.« Er schaltete das Elektro-Zielsuchgerät ein. Der Apparat sendete ein Signal direkt an das New VISION, wodurch Penzias praktisch ein drittes Elektro-Auge erhielt: Er konnte jetzt gleichzeitig durch seine Prothese und das Zielfernrohr sehen, selbst wenn sie in unterschiedliche Richtungen zielten. »Es ist ganz einfach, Käptn«, sagte er. »Sie brauchen mich in der Feuerleitstelle, um Dufresne aus dem Wasser gebombt zu kriegen. Ich brauche Sie im Kommandoraum dieses Schiffes, um da hinzukommen, wo Dufresne sein wird. Jeder von uns ist für den anderen ein notwendiges Übel, und Motive spielen dabei keine Rolle.«
    Noch immer kauernd, die Objektive des New VISION wieder auf Käptn Bakers Kehle gerichtet, hielt Penzias Mr. Rays Büchse senkrecht in die Luft und drückte ab. Eine Möwe fiel kopflos aufs Deck; ein Weißer Neger eilte mit Mop und Eimer herbei. Penzias lächelte zinnobern und senkte die Waffe.
    »Machen Sie sich keine Gedanken um meinen Geisteszustand, Käptn«, sagte er. »Helfen Sie mir einfach, Dufresne die Augen zu schließen, und wir werden prima miteinander auskommen.« Er knallte den Gewehrkoffer zu. »Und was hielten Sie jetzt davon, einen Blick auf die Brücke zu werfen?«
Drastische Maßnahmen
    Na schön, es war also nicht möglich, einen Hai umzubringen, indem man einen Fön ins Wasser schmiß. Im einundzwanzigsten Jahrhundert waren sämtliche Elektrogeräte zwecks Verhütung unbeabsichtigter Selbsthinrichtungen mit feuchtigkeitsempfindlichen Stromkreisunterbrechern ausgestattet, aber woher hätte Frankie Lonzo das bitte schön wissen sollen? In Filmen gingen Leute noch immer andauernd auf die Art in der Badewanne hops.
    Nachdem er drei Verlängerungsschnüre ruiniert hatte - und um ein Haar von einem Fleizlüfter enthirnt worden wäre, den Meisterbrau mit dem Schwanz wieder aus dem Pool hinausgeknallt hatte -, mußte sich Frankie widerwillig eingestehen, daß es auf die Art nicht klappen würde. Er ging zur chemischen Kriegführung über: Er farcierte einen Klumpen Frühstücksfleisch mit Rattengift und schmiß ihn am tiefen Ende ins Wasser. Meisterbrau aß das Frühstücksfleisch, dazu ein Pfund Ofenreiniger und eine kaputte Kuckucksuhr mit Bleigewichten und radiumhaltigem Zifferblatt, ohne irgendwelche negativen Auswirkungen zu zeigen.
    »Warum erschießt du ihn nicht einfach, Frankie?« fragte ihn Salvatore, als er sich daranmachte, pulverisiertes Atznatron in eine Reihe ausgehöhlter Biskuitröllchen zu schütten.
    »Du meinst, abgesehen davon, daß Echo mir anschließend den Arsch eintreten würde? Wo bewahre ich meine 38er normalerweise auf, Sal?«
    »In deinem Auto ... oh. Ah ja.«
    »Ah ja«, äffte Frankie ihn nach.
    Die vergifteten Biskuitröllchen brachten's auch nicht.
    Frankie überschlief das Problem; am Mittwochmorgen in aller Frühe hatte er einen Alptraum, in dem Meisterbrau Flügel kriegte und ihn auf der Standspur des Long Island Expressway angriff. Während Frankie hektisch die Autofenster hochkurbelte, verwandelte sich das ganze Fahrzeug in eine Schachtel Kekse. Er wachte in dem Augenblick auf, als Meisterbrau sich gerade anschickte, ihn an der Taille entzweizubeißen. »Das reicht«, sagte Frankie, noch während er aus dem Bett fiel.
    Im Diner, wo er frühstückte, bestellte er extra viel Kaffee, um sich auf Touren zu bringen. Als er nicht mehr stillsitzen oder die Hände ruhig halten konnte, rief er sich ein Taxi. »Was steht heute an, Chef?« fragte der Fahrer. »Drastische Maßnahmen«, erwiderte Frankie.
    Die Aqua-Umwelt-Steuerzentrale befand sich in einem verschlossenen Schalterkasten, der am Rand des Pools stand. Ein Touchscreen bot eine Vielzahl von

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