Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Verstrickung

Gefaehrliche Verstrickung

Titel: Gefaehrliche Verstrickung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ausgeschlossen und höchstens noch bemitleidet.«
    »Offenbar hat keine von denen Gloria Steinern gelesen«, warf Celeste ein.
    »Die Frauen dort lesen überhaupt nicht. Sie arbeiten nicht, sie fahren nicht Auto. Es gibt absolut nichts anderes für sie zu tun als herumzuhocken, Tee zu trinken und zu warten, dass der Tag vorübergeht. Außer man geht im Pulk in den Basar zum Einkaufen, von Kopf bis zu den Füßen in schwarze Gewänder gehüllt, damit man ja keinen Mann in Versuchung führen kann.«
    »Mein Gott, Phoebe, das ist ja furchtbar.«
    »Das ist die Wahrheit. Überall laufen Religionspolizisten herum. Wer ein Tabu verletzt, was Falsches sagt oder die falsche Kleidung trägt, karm dafür ausgepeitscht werden. Man darf nicht einmal mit einem Mann sprechen, der nicht zur Familie gehört. Nicht ein einziges Wort.«
    »Phoebe, wir schreiben das Jahr 1971.«
    »Aber nicht in Jaquir.« Mit einem halbherzigen Lachen preßte sie ihre Hand gegen die Augen. »In Jaquir gibt es keine Zeit. Celeste, ich sage dir, ich habe beinahe zehn Jahre meines Lebens verloren. Manchmal kam es mir vor wie hundert Jahre, manchmal nur wie wenige Wochen. Ja, so war das dort. Da ich keine weiteren Kinder mehr bekommen konnte, nahm sich Abdu eine zweite Frau. Das Gesetz erlaubt das. Das Recht der Männer.«
    Celeste nahm sich eine Zigarette aus der Porzellandose auf dem Couchtisch und starrte sie eine Weile an, wobei sie zu verstehen versuchte, was Phoebe ihr soeben erzählt hatte. »Ich habe die Artikel gelesen. Es gab einige über dich und Abdu in den letzten Jahren. Aber da hast du nie über solche Dinge gesprochen.«
    »Konnte ich ja nicht. Ich durfte ja auch nur mit der Presse sprechen, weil er sich dadurch Publicity für den Öl-Boom im Mittleren Osten versprach.«
    »Verstehe«, bemerkte Celeste trocken.
    »Du muss t dort gelebt haben, um das zu verstehen. Selbst der Presse ist es nicht gestattet, über das wahre Leben dort zu berichten. Jeder Versuch würde die freundschaftlichen Beziehungen sofort unterbrechen. Schließlich stehen Milliarden von Dollars auf dem Spiel. Abdu ist ein ehrgeiziger und sehr kluger Mann. Solange ich ihm irgendwie nützlich sein konnte, behielt er mich.«
    Celeste zündete sich die Zigarette an und blies langsam den Rauch in die Luft. Sie war sich nicht ganz sicher, ob nicht die Hälfte dessen, was ihre Freundin da berichtete, als ein Produkt ihrer ungeheuren Einbildungskraft zu werten war. Falls etwas Wahres an der Sache war, selbst wenn die Hälfte stimmt, so blieb dennoch ein Punkt, den sie nicht verstehen konnte.
    »Warum bist du dann geblieben? Wenn man dich so schlecht behandelt hat, wenn du so unglücklich gewesen bist, warum zum Teufel hast du dann nicht deine Sachen gepackt und bist gegangen?«
    »Ich drohte damit zu gehen. Kurz nach Adriannes Geburt glaubte ich noch, meine Ehe retten zu können, wenn ich nur meinen Standpunkt behielt. Daraufhin hat er mich verprügelt.«
    »Oh, mein Gott, Phoebe!« Betroffen ging Celeste auf sie zu.
    »Es war schlimmer als alle Alpträume der Welt. Ich schrie und schrie, aber niemand half mir.« Sie schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen ab, die nun unaufhörlich über ihre Wangen strömten. »Niemand wagte es, mir zu Hilfe zu kommen. Er schlug mich, schlug auf mich ein, bis ich die Schläge nicht mehr spürte. Dann hat er mich vergewaltigt.«
    »Das ist ja Wahnsinn!« Celeste legte Phoebe den Arm um die Schulter und führte sie zur Couch zurück. »Es muss doch irgendeine Möglichkeit gegeben haben, dich vor ihm zu schützen? Bist du nicht zur Polizei gegangen?«
    Mit einem verächtlichen Lachen nippte Phoebe an ihrem Drink. »Ach, Celeste. In Jaquir ist es erlaubt, dass ein Mann seine Frau schlägt. Hinterher haben sich die anderen Frauen dann schon um mich gekümmert. Sie sind wirklich sehr freundlich zu mir gewesen.«
    »Phoebe, warum hast du mir denn nicht geschrieben, hast mich nicht wissen lassen, was dort mit dir passiert? Ich hätte dir vielleicht helfen können. Ich hätte auf jeden Fall versucht, dir zu helfen.«
    »Selbst wenn ich einen Brief hätte hinausschmuggeln können, du hättest mir trotzdem nicht helfen können. Abdu ist der alleinige Herrscher in Jaquir, hat alle Macht inne, die religiöse, politische und die gerichtliche. So etwas hast du noch nicht erlebt. Ich weiß, dass du dir mein Leben dort wahrscheinlich kaum vorstellen kannst. Natürlich begann ich davon zu träumen, das Land zu verlassen. Aber dazu hätte ich Abdus

Weitere Kostenlose Bücher