Gefaehrliche Verstrickung
offizielle Erlaubnis gebraucht. Dann dachte ich an Flucht. Doch da war Adrianne. Mit ihr zusammen hätte ich nicht fliehen können, und ohne sie schon gar nicht. Sie ist mir das Allerwichtigste im Leben, Celeste. Ich glaube, ich hätte mein Leben schon ein dutzendmal weggeworfen, wenn Addy nicht gewesen wäre.«
»Wieviel weiß sie denn?«
»Ich bin mir nicht sicher. Sehr wenig, hoffe ich. Sie weiß um die Gefühle ihres Vaters für sie, aber ich habe versucht, ihr zu erklären, dass sie nur die Reaktion auf seine Gefühle für mich sind. Die Frauen im Harem liebten sie, und ich glaube, sie hat sich dort recht wohl gefühlt. Immerhin kannte sie es nicht anders. Er wollte sie fortschicken.«
»Fort? Wohin denn?«
»Nach Deutschland. Ins Internat. Da wusste ich, dass ich handeln muss te, und zwar sofort. Außerdem hat er Vorbereitungen getroffen, sie an ihrem fünfzehnten Geburtstag zu verheiraten.«
»Jesus. Das arme kleine Ding.«
»Ich konnte es nicht ertragen, konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie das durchmachen sollte, was ich erdulden muss te. Die Reise nach Paris war ein Zeichen. Jetzt oder nie. Ohne deine Hilfe wäre mir die Flucht nie geglückt.«
»Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun. Am liebsten würde ich den Bastard aufsuchen und ihn mit einem Buttermesser kastrieren.«
»Ich kann nicht zurückkehren, Celeste.«
Celeste musterte sie erstaunt. »Aber natürlich nicht!«
»Ich meine niemals .« Phoebe schenkte sich noch einen Drink ein und verschüttete dabei die Hälfte. »Wenn er kommen sollte, bringe ich mich lieber um, bevor ich mit ihm zurückgehe.«
»Sprich nicht von so was. Du bist jetzt in New York. In Sicherheit.«
»Aber Addy...«
»Auch sie ist hier sicher.« Celeste dachte an ihre dunklen, eindringlichen Augen und die tiefen Schatten darunter. »Da muss er es schon mit mir aufnehmen. Das erste, was wir tun werden, ist, uns an die Presse zu wenden, oder ans State Department.«
»Nein, nein, ich will keine Publicity. Um Addys willen möchte ich kein Risiko eingehen. Sie weiß ohnehin mehr, als sie verkraften kann.«
Celeste wollte dagegen protestieren, schwieg dann aber. »Du hast recht.«
»Ich muss das alles hinter mir lassen, wir beide müssen das alles vergessen. Ich möchte wieder arbeiten, wieder anfangen zu leben.«
»Warum fängst du nicht zuerst mit dem Leben an? Wenn du dich ein wenig gefangen hast, dann karinst du immer noch an die Arbeit denken.«
»Addy braucht einen Platz zum Wohnen, eine Schule, Kleider.«
»Das hat alles Zeit. Vorläufig bleibt ihr beide hier, erholt euch erst mal und gönnt euch ein wenig Zeit, um euch hier richtig einzuleben.«
Phoebe nickte, und die Tränen begannen wieder zu rollen. »Weißt du, was das Allerschlimmste ist, Celeste? Ich liebe ihn noch immer.« Leise schlich Adrianne wieder die Treppe hinauf.
7. Kapitel
Breite Sonnenstrahlen schoben sich durch die Jalousien, als Adrianne erwachte. Ihre Augen waren vom Weinen verklebt, ihr Kopf jedoch war leicht. Immerhin war sie erst acht Jahre alt, und ihr erster Gedanke an diesem Morgen galt dem Frühstück. Rasch schlüpfte sie in das Kleid, das sie schon in Paris getragen hatte, und verließ das Zimmer.
Die Wohnung war viel größer, als sie ihr am Abend zuvor erschienen war. Etliche oben abgerundete Flügeltüren gingen von der Eingangshalle ab. Doch im Augenblick war sie viel zu hungrig, um auf Entdeckungsreise zu gehen, und machte sich statt dessen auf die Suche nach der Küche, in der Hoffnung, dort Obst und Brot zu finden.
Sie hörte Stimmen. Ein Mann und eine Frau. Dann Gelächter, fröhliches Gelächter. Die Leute unterhielten sich wieder, diskutierten, die Frau mit einer hohen, nörgelnden Stimme, der Mann mit einem seltsamen, englischen Akzent. Je länger sie miteinander sprachen, desto mehr lachten sie. Vorsichtig schlich sich Adrianne in Richtung der Stimmen und stand plötzlich in Celestes Küche.
Der Raum war leer, aber sie hörte noch immer ganz deutlich die Stimmen. Und jetzt sah Adrianne auch, woher die Stimmen kamen. Sie kamen aus einem kleinen Kasten, und in diesem Kasten waren Menschen. Begeistert ging sie auf dieses seltsame Ding zu und faßte es an. Die Menschen darin nahmen keine Notiz von ihr, sondern plapperten munter weiter.
Das waren ja gar keine Menschen, stellte Adrianne grinsend fest. Das waren Bilder von Menschen, die sich bewegten, die sprachen. Das bedeutete, dass die Leute in diesem Kasten Filmstars waren wie ihre Mutter.
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