Gefaehrliche Verstrickung
Fasziniert stützte sie sich mit den Ellbogen auf die Anrichte und starrte auf die flimmernde Mattscheibe. Das Frühstück war vergessen.
»Stellen Sie einfach alles dorthin. Oh, Adrianne, du bist schon wach?«
Adrianne stellte sich sofort aufrecht hin, auf eine Rüge gefaßt.
»Fein.« Celeste wartete, bis der Laufbursche die Tüten abgestellt hatte. »Nun habe ich außer I Love Lucy noch jemanden, der mir beim Frühstück Gesellschaft leistet.« Sie gab dem Burschen ein Trinkgeld. »Danke.«
»Ich habe zu danken, Miss Michaels.« Er winkte Adrianne kurz zu und war verschwunden.
»Deine Mutter schläft noch tief und fest, aber ich dachte mir schon, dass dich der Hunger bald aus den Federn treibt. Ich habe leider keine Ahnung, was junge Damen wie du zum Frühstück essen, deshalb habe ich dem Lebensmittelhändler die Wahl überlassen.« Sie fischte eine Packung Rice Crispies aus einer der Tüten. »Sieht nicht schlecht aus für den Anfang.«
Im Fernseher kündigte sich nun mit einem Inferno an Musik und Farben die Werbung an. Adrianne blieb mit offenem Mund davor stehen. Der »Weiße Tornado« wirbelte durch eine Küche und befreite den Herd von fettigen, gelben Schmutzrändern.
»Ganz lustig, nicht?« Celeste legte eine Hand auf Adriannes Schulter. »Ihr habt wohl kein Fernsehen in Jaquir?«
Viel zu abgelenkt, um darauf zu antworten, schüttelte Adrianne nur leicht den Kopf.
»Nun, die nächsten Tage kannst du dir alles ansehen, was dir gefällt. Im anderen Zimmer steht noch ein größerer Apparat. Diesen hier habe ich für meine Haushälterin angeschafft, damit es ihr nicht zu langweilig wird. Wie wär's nun mit einem kleinen Frühstück?«
»Bitte.«
»Rice Crispies?«
Adrianne hatte nur Augen für den Fernseher. Jetzt hüpften darin lustige kleine Leute mit großen weißen Hüten herum. »Ich mag Reis sehr gern.«
»Dieser hier ist ein bisschen anders. Komm, ich zeig's dir.« Mit einem Wink bedeutete Celeste ihr, sich doch an den Tisch zu setzen. Von hier aus konnte sie gleichzeitig den Fernseher und Celeste sehen. »Erst schüttest du die Körnchen in eine Schale. Dann...« Celeste machte es richtig Spaß, mit wichtiger Miene die Milch darüber zu gießen. »Nun hör genau hin.« Sie lockte Adrianne mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Na mach schon, leg dein Ohr ganz dicht an die Schüssel.«
»Es zischt.«
»Sie platzen, knacken und poppen«, verbesserte Celeste sie lachend, den Werbespot nachahmend, während sie Zucker darüber streute. »Zischende Frühstücksflocken würden sich bestimmt nicht gut verkaufen lassen. Versuch mal.«
Etwas zögernd tauchte Adrianne den Löffel in die Schüssel. Sie konnte nicht begreifen, wie man etwas essen konnte, das Geräusche machte, aber sie war zu gut erzogen, um unhöflich zu sein. Sie aß einen Löffel, dann zwei und sah dann Celeste zum ersten Mal richtig an. »Hmm, das schmeckt gut. Danke. Ich mag amerikanischen Reis.«
»Rice Crispies.« Celeste raufte sich zum Spaß das Haar. »Ich glaube, ich mach' mir auch eine Schüssel zurecht.«
Von allen Erinnerungen, die Adrianne an ihren ersten Tag in Amerika hatte, blieb ihr diese Stunde, die sie mit Celeste in ihrer Küche verbracht hatte, am deutlichsten im Gedächtnis. Es war gar nicht so viel anders als im Harem. Celeste war eine Frau, und sie unterhielten sich über Frauendinge: übers Einkaufen und die Lebensmittel, die Adrianne einzuräumen half. Da gab es Dinge wie Butter, die aus Erdnüssen gemacht war, oder Nudeln in Buchstabenform. Zu ihrer großen Beruhigung gab es auch in Amerika Schokolade.
Doch Celeste mit ihrem kurzgeschnittenen, goldenen Haar und den Hosen, die sie trug, war anders als die Frauen im
Harem. Adrianne mochte den Klang ihrer Stimme, die so melodisch in allen Tonlagen schwang, und die Art, wie sie mit ihren Händen und Armen, ja sogar mit ihrem ganzen Körper die Worte unterstrich.
Als Phoebe sich zu ihnen gesellte, saß Adrianne kerzengerade auf der Couch vor dem Fernseher und sah sich ihre erste Seifenoper an.
»Himmel, so lange habe ich ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen. Hallo, mein Schatz.«
»Mama.« Augenblicklich sprang Adrianne auf und lief auf ihre Mutter zu.
Trotz ihrer hämmernden Kopfschmerzen nahm Phoebe sie in die Arme und wirbelte sie herum. »Hm, das ist ein schöner Tagesanfang.« Lächelnd lehnte sie sich zurück. »Und wie hast du deinen Tag begonnen?«
»Ich habe Rice Crispies gegessen und ferngesehen.«
Celeste zog an ihrer
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