Gefaehrliche Verstrickung
Zigarette und kam, eingenebelt von kleinen Rauchwolken, auf sie zu. »Wie du siehst, ist Adrianne schon eine richtige Amerikanerin. Wie geht's deinem Kopf?«
»Könnte schlimmer sein.«
»Wenn jemand einen Grund hatte, sich einen anzudü- deln, dann du.« Sie warf einen raschen Blick auf den Fernseher und fragte sich, ob dies wohl die passende Sendling für ein achtjähriges Mädchen war. Doch nach dem, was Phoebe ihr am Abend zuvor berichtet hatte, würde sie die Sesamstraße gewiß mehr aufregen als diese Krankenhausserie. »Nun, was hältst du von einer Tasse Kaffee und einem ordentlichen Frühstück, bevor wir uns auf den Weg machen?«
Das helle Tageslicht brannte in Phoebes Augen. Sie stellte sich daher mit dem Rücken zum Fenster. »Wir gehen aus?«
»Darling, du weißt, ich würde liebend gern meinen Kleiderschrank mit dir teilen, doch was ich besitze, Passt dir nicht und Adrianne schon gar nicht. Natürlich hast du jetzt eine Menge Dinge zu erledigen, aber ich denke, wir fangen einfach mit dem Wichtigsten an.«
Phoebe preßte ihre Hand vor die Augen und kämpfte gegen den Drang an, einfach wieder ins Bett zu gehen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. »Du hast recht. Addy, geh doch schon mal nach oben, kämm deine Haare und mach dich zurecht. Dann werden wir uns New York anschauen.«
»Wirklich?«
»Ja.« Phoebe gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Na, nun lauf schon. Ich rufe dich, wenn wir hier fertig sind.«
Celeste wartete, bis Adrianne gegangen war. »Das Kind betet dich an.«
»Ich weiß.« Ihren hämmernden Kopfschmerzen nachgebend, ließ Phoebe sich auf die Couch fallen. »Manchmal denke ich, sie ist der Preis für alles, was ich durchgemacht habe.«
»Liebes, wenn dir nicht nach Ausgehen zumute ist...«
»Nein«, winkte Phoebe mit einer raschen Kopfbewegung ab. »Nein, du hast recht. Wir müssen mit dem Wichtigsten anfangen. Außerdem möchte ich Addy nicht hier in der Wohnung einsperren. Eingesperrt war sie ihr Leben lang. Aber das Problem ist, ich habe kein Geld.«
»Oh, wenn das alles ist.«
»Celeste, ich habe dich schon genug beansprucht. Viel Stolz besitze ich nicht mehr, aber den letzten Rest möchte ich mir bewahren.«
»Verstanden. Ich leih' dir was.«
»Als ich New York verließ, standen wir beide auf derselben Stufe.« Seufzend ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen. »Du hast dich nach oben gearbeitet - und ich nirgendwohin.«
Celeste setzte sich auf die Couchlehne. »Phoebe, du bist einen falschen Weg gegangen. Aber das passiert vielen Menschen.«
»Vielleicht.« Sie verspürte das dringende Bedürfnis nach einem Drink. Um sich abzulenken, dachte sie an Adrianne und das Leben, das sie ihr ermöglichen wollte. »Ich habe ein bisschen Schmuck. Das meiste muss te ich zurücklassen, aber ein paar Stücke konnte ich mitnehmen. Ich werde sie verkaufen und mich dann um die Scheidung bemühen. Mit Abdus Unterhaltszahlung kommen Addy und ich bestimmt gut über die Runden. Natürlich werde ich wieder anfangen zu arbeiten, also wird Geld nicht lange ein Problem sein.« Sie drehte sich wieder zum Fenster um und starrte in den wolkenlosen Himmel. »Sie soll alles haben. Nur das Beste. Das bin ich ihr schuldig.«
»Darüber machen wir uns später Gedanken. Im Moment, glaube ich, ist Addy schon mit ein paar Jeans und Turnschuhen gedient.«
Adrianne stand an der Ecke Fifth Avenue und 52. Straße, die eine Hand hielt die ihrer Mutter fest umschlungen, die andere drehte nervös an den Knöpfen ihres neuen Mantels. Wenn ihr Paris wie eine andere Welt vorgekommen war, so erschien ihr jetzt New York wie ein anderes Universum. Und sie war mittendrin.
Überall Menschen, Millionen von Menschen, und jeder sah anders aus. Hier gab es keine einheitliche Kleidung wie in Jaquir. Auf den ersten Blick war es oft schwierig, Männer und Frauen auseinanderzuhalten. Beide trugen ihr Haar lang. Und manche Frauen hatten Hosen an. In New York gab es weder ein Gesetz gegen Hosen noch gegen die anderen Kleidungsstücke, die Frauen trugen - die kurzen Röcke zum Beispiel, die ihnen bis weit über die Knie hinaufreichten. Sie sah Männer mit bunten Halsketten und Stirnbändern, Männer in grauen Anzügen und Mänteln. Manche Frauen waren in Nerzmäntel gehüllt, andere trugen enge Jeansjacken.
Egal, was sie anhatten, alle schienen es furchtbar eilig zu haben. Adrianne überquerte die Straße, rechts ihre Mutter, links Celeste, und versuchte, alles gleichzeitig im Auge zu behalten.
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