Gefaehrliche Verstrickung
gekleidet waren und in Sekunden ihre Probleme lösten, die sie noch mehr als die Komödien und Liebesdramen fesselten. Durch sie lernte sie das echte Amerikanisch, das ihr bald in Fleisch und Blut überging.
In diesen drei Wochen lernte sie mehr, als sie in drei Jahren Schule je hätte lernen können. Ihr Gehirn funktionierte wie ein Schwamm, der alles begierig aufsog.
Aber ihre Seele, die so eng mit Phoebe verbunden war, hatte arg zu leiden unter den Höhen und Tiefen dieser Zeit.
Und dann kam der Brief. Adrianne wusste von der Scheidung, denn sie hatte an der Gewohnheit festgehalten, abends heimlich auf der Treppe zu sitzen und die Gespräche zu belauschen, die Phoebe und Celeste nicht in ihrer Gegenwart führten. Dabei hatte sie erfahren, dass ihre Mutter die Scheidung eingereicht hatte. Und sie war froh darüber. Wenn sie geschieden waren, dann würde es keine Schläge und keine Vergewaltigungen mehr geben.
Als der Brief aus Jaquir ankam, hatte sich Phoebe sofort damit in ihr Zimmer verkrochen. Den ganzen Tag über war sie nicht wieder herausgekommen, hatte nichts gegessen und Celeste gebeten, sie allein zu lassen, als diese wiederholt an ihre Tür geklopft hatte.
Nun, kurz vor Mitternacht, schreckte Adrianne durch das schrille Lachen ihrer Mutter aus einem unruhigen Schlaf auf. Auf Zehenspitzen schlich sie zu Phoebes Tür.
»Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, hörte sie Celeste sagen, die in ihrem raschelnden Seidenpyjama im Zimmer umherging.
»Verzeih mir Darling, aber ich brauchte einfach ein wenig Zeit.« Adrianne, ein Auge ans Schlüsselloch gepresst , konnte sehen, wie ihre Mutter mit aufgelösten Haaren und glänzenden Augen in einem Stuhl lümmelte und mit ihren Fingern einen imaginären Rhythmus auf die Stuhllehne trommelte. »Abdus Nachricht hat mich schwer getroffen. Ich wusste , dass sie kommen würde, aber ich war noch nicht bereit dafür. Du kannst mir gratulieren, Celeste, ich bin jetzt eine freie Frau.«
»Wovon sprichst du denn?«
Mit eckigen Bewegungen erhob sich Phoebe aus dem Sessel, um ihr Glas neu zu füllen. Sie lächelte, prostete Celeste zu und nahm einen tiefen Schluck. »Abdu hat mich verstoßen, will sagen, wir sind geschieden.«
»Nach drei Wochen?«
»Das kann er binnen drei Sekunden tun, und er hat es getan. Natürlich müssen noch die üblichen Formalitäten erledigt werden, aber die Scheidung ist so gut wie vollzogen.«
Ein rascher Blick auf die Karaffe zeigte Celeste, wieviel Whisky Phoebe bereits getrunken hatte. »Warum gehen wir nicht hinunter und trinken eine Tasse Kaffee?«
»Das muss ich feiern.« Sie presste das Glas gegen ihre Braue und fing an zu weinen. »Dieser Bastard hat mir nicht einmal die Chance gelassen, unsere Beziehung auf meine Art zu beenden. Kein einziges Mal in all den Jahren hab' ich etwas entscheiden können, nicht einmal jetzt.«
»Komm, setz dich hin.« Celeste streckte ihr die Hand entgegen, doch Phoebe schüttelte den Kopf und ging wieder zur Karaffe.
»Nein, ich bin schon in Ordnung. Ich will mich betrinken wie eine Memme.«
»Niemand, der das gewagt hat, was du gewagt hast, darf sich als Memme bezeichnen, Phoebe.« Celeste nahm ihr das
Glas aus der Hand und zog Phoebe aufs Bett. »Ich weiß, dass es hart für dich ist. Die Scheidung gibt dir im Moment das elende Gefühl, den Boden unter den Füßen verloren zu haben. Doch früher oder später wirst du wieder wissen, wo du stehst, glaub mir.«
»Es gibt keinen anderen für mich.«
»Das ist doch Unsinn. Du bist jung, und du bist schön. Diese Scheidung ist ein neuer Anfang, nicht das Ende.«
»Er hat mir etwas Wichtiges genommen, Celeste. Und das bekomme ich nie wieder.« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Aber das ist jetzt gleichgültig. Das einzige, was zählt, ist Addy.«
»Addy geht es gut.«
»Sie braucht jetzt verschiedene Dinge, ganz dringend.« Phoebe suchte nach einem Taschentuch. »Ich muss sicher sein, dass gut für sie gesorgt ist.«
»Das wird geschehen.«
Phoebe trocknete sich die Tränen und holte tief Luft. »Es gibt keine Unterhaltszahlungen.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, er wird keine finanziellen Vorkehrungen für Addy treffen. Nichts. Keine Stiftung, keine Alimente, nichts. Alles, was sie besitzt, ist ein wertloser Titel, den selbst er ihr nicht aberkennen kann. Er behält alles, was ich besaß, was er mir geschenkt hat. Selbst Sonne und Mond, das Kollier, mit dem er mich gekauft hat.«
»Das kann er doch gar nicht. Phoebe, du
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