Gefaehrliche Verstrickung
aufzuschließen. Im Haus schaltete Philip zunächst einmal die Alarmanlage aus und warf dann das Glasfenster in der Verandatür ein, um ein gewaltsames Eindringen vorzutäuschen.
Dann eilte er hinauf ins Schlafzimmer von Eddies Eltern und begann sogleich mit der Arbeit am Safe. Es freute ihn zu sehen, dass es dasselbe Modell war wie Mezzenis Safe in Venedig. Damals hatte er nur zwölf Minuten gebraucht, um ihn zu knacken und die liebenswerte italienische Matrone um die wertvollsten Smaragde Europas zu erleichtern. Doch das lag schon sechs Monate zurück. Und Philip war kein Mensch, der sich auf seinen Lorbeeren ausruhte.
Konzentration war alles. Obgleich Philip noch nicht einmal einundzwanzig war, verstand er es schon jetzt meisterhaft, sich ganz und gar auf eine Sache zu konzentrieren, sei es nun ein Safe, eine Alarmanlage oder eine schöne Frau. Drei unterschiedliche Herausforderungen, gewiß, aber jede barg ihren ganz eigenen Reiz.
Er hörte die ersten Metallstifte des Schlosses einrasten.
Bei dieser Arbeit ging er genauso sensibel und umsichtig vor- wie beim Mixen eines Cocktails oder beim Liebesspiel mit einer schönen Frau. Er war sich selbst ein guter Lehrmeister gewesen. Wie man sich kleidete, wie man sprach, wie man eine Frau verführte, das alles hatte er sich selbst beibringen müssen. Seine Talente hatten ihm Tür und Tor geöffnet, Zutritt zur High-Society verschafft - und zu wohlgefüllten Tresoren. Er hatte seiner Mutter eine größere Wohnung mieten können, die nun ihre Nachmittage nicht mehr frierend oder schwitzend in Faradays Kinokasse verbringen muss te, sondern einkaufen oder zum Bridgespielen ging. Und er würde dafür sorgen, dass dies auch so bliebe. Freilich gab es auch andere Frauen in seinem Leben, doch seine Mutter war immer noch seine große Liebe.
Durch sein Stethoskop hörte er die nächsten Zuhaltungen einrasteten.
Auch für sich hatte er gut gesorgt, und er würde seine Lebensqualität noch steigern. Im Augenblick besaß er ein kleines, elegantes Stadthaus in London, doch bald, sehr bald würde er sich in der Peripherie nach einem adäquaten Landhaus umsehen. Mit Garten selbstverständlich. Er hatte eine Schwäche für kleine, schöne Dinge, die gepflegt werden wollten.
Philip kniete vor dem Tresor, drehte mit einer Hand behutsam an dem Kombinations schloss , die Augen halb geschlossen, als lausche er einer Sinfonie oder genieße die Berührung einer erfahrenen Frau.
Die schwere Tresortür öffnete sich ohne das leiseste Geräusch.
In alle Ruhe faltete er die Samttasche auf, die er darin fand, und nahm sich Zeit, die Steine mit der Lupe zu untersuchen. Er wusste , dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Oder ein Edelstein. Doch diese Steine hier waren echt. Kategorie D, zweifellos russisch. Er betrachtete den größten Saphir genauer. Seine Mitte war, wie bei einem Stein dieser Größe zu erwarten, leicht getrübt; seine Farbe ein wunderschönes und wertvolles Kornblau. Wie ein Arzt seinen Patienten untersucht, so untersuchte auch er jedes Armband, jeden Ring, jedes einzelne Stück sehr sorgfältig. Die Rubinohrringe fand er besonders gräßlich - und als ein Mann, der sich selbst als Künstler betrachtete, empfand er es geradezu als ein Verbrechen, aus diesen erlesenen Steinen derart unästhetischen Schmuck zu fabrizieren. Er nahm die Juwelen, die seiner groben Schätzung nach einen Wert von 35 000 Dollar haben mochten, aus dem Tresor. Künstler oder nicht, in erster Linie war er Geschäftsmann.
Zufrieden mit seiner Arbeit, legte er alles in die Mitte eines Aubusson-Teppichs und rollte diesen zusammen. Zwanzig Minuten später trug er den Teppich auf den Schultern in den Lieferwagen. Fröhlich pfeifend, setzte er sich hinters Steuer und startete den Motor. Als er um die Ecke bog, sah er die Haushälterin der Treewalters vom Markt zurückkehren.
Eddie hatte recht, dachte er, als er das Autoradio andrehte. Der Tag war wirklich zu schön zum Arbeiten.
Nichts war in Hollywood so, wie es nach außen hin zu sein schien. Zunächst glaubte sich Adrianne in einer Wunderwelt. Dieses Amerika war ganz anders als das Amerika in New York. Die Menschen kleideten sich eleganter, hatten es weniger eilig, und jeder schien hier jeden zu kennen. Adrianne kam sich vor wie in einem kleinen Dorf, und doch waren die Einheimischen längst nicht so freundlich, wie sie vorgaben zu sein.
Mit ihren vierzehn Jahren hatte Adrianne bereits gelernt, dass das Verhalten der Menschen oft genauso falsch war
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