Gefaehrliche Verstrickung
vor Terroristen... und Abdu zu schützen. Der Mittlere Osten wurde inzwischen beständig von grausamen Gewalttaten heimgesucht, und ob Abdu sie nun anerkannte oder nicht, so war Adrianne immer noch die Tochter des Königs von Jaquir.
»Mama, ich habe mir überlegt, nächstes Jahr auf eine staatliche Schule zu gehen.«
»Eine staatliche Schule?« Phoebe sah gerade in ihrer Brieftasche nach, ob sie die Kreditkarte eingesteckt hatte. Seit Larrys Rückkehr war sie oft knapp mit Bargeld. »Das ist doch lächerlich, Addy. Ich möchte, dass du die beste Ausbildung erhältst.« Phoebe stutzte. Was hatte sie gerade in ihrer Brieftasche gesucht? Ach ja, die Kreditkarte. Kopfschüttelnd steckte sie sie zurück. »Bist du nicht glücklich dort? Deine Lehrer versichern mir immer wieder, wie klug du bist. Aber wenn du Schwierigkeiten mit deinen Mitschülerinnen hast, dann können wir ja eine andere Schule suchen.«
»Nein, die Mädchen sind nicht das Problem.« Adrianne hielt die meisten von ihnen für schnoddrig und selbstgefällig, aber ansonsten für harmlos. »Aber es ist doch eine Geldverschwendung, wenn ich an einer anderen Schule das gleiche lernen kann.«
»Ist das alles?« Lachend kam Phoebe auf sie zu und küßte sie. »Geld ist das letzte, worüber du dir Gedanken machen muss t. Für mich ist nur wichtig, und zwar sehr wichtig, dass ich dir das Beste bieten kann. Ohne... ach, das ist gleichgültig.« Sie küßte sie noch einmal. »Du wirst das Beste bekommen, und wenn du nächstes Jahr aus dem Fenster schaust, wirst du das Meer sehen.«
»Ich habe doch schon das Beste«, widersprach Adrianne. »Dich.«
»Ach, du bist so lieb. Willst du wirklich nicht mit in die Stadt kommen?«
»Nein. Ich habe am Montag eine Spanisch-Prüfung. Ich muss noch lernen.«
»Du arbeitest zuviel.«
Diesmal lächelte Adrianne, »Genau wie meine Mutter.«
»Dann brauchen wir beide eine Belohnung.« Phoebe öffnete wieder ihre Handtasche. Hatte sie ihre Kreditkarte dabei? »Komm, wir gehen in das italienische Restaurant, das du so gerne magst, und essen so viel Spaghetti, bis wir heimrollen.«
»Mit extra viel Knoblauch?«
»Genug, dass uns niemand zu nahe kommt. Hinterher gehen wir ins Kino und sehen uns Star Wars an, von dem gerade jeder spricht. Also, ich bin bis um fünf Uhr zurück.«
»Bis dahin bin ich fertig.«
Es wird alles gut werden, entschied Adrianne, als sie allein war. Phoebe ging es gut - ihnen beiden ging es gut, solange sie einander hatten. Sie schaltete das Radio an und drehte, bis sie eine Rocksendung gefunden hatte. Amerikas Musik. Adrianne grinste und trällerte mit Linda Ronstadt im Duett.
Sie liebte amerikanische Musik, amerikanische Autos, amerikanische Klamotten. Phoebe hatte dafür gesorgt, dass Adrianne die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, aber als amerikanischen Teenager konnte sich Adrianne nicht sehen.
Sie war noch vorsichtig mit Jungen, während ihre Mitschülerinnen schon hemmungslos mit ihnen flirteten. Kichernd unterhielten sie sich über Zungenküsse und Petting. Zweifellos hatte keine von ihnen je dabei zusehen müssen, wie ihre Mutter vergewaltigt wurde. Selbst ihre engsten Freundinnen schienen die Rebellion gegen ihre Mutter zum höchsten Gut zu erheben. Doch wie könnte Adrianne gegen die Frau rebellieren, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, damit sie es besser haben sollte?
Einige von ihren Klassenkameradinnen schmuggelten Pot in die Schule und rauchten es in der Toilette; sie nahmen Drogen als etwas völlig Selbstverständliches hin, während Adrianne eine Heidenangst davor hatte.
Und da war der Titel, der sie von ihren Mitschülerinnen abgrenzte. Nicht die Prinzessin machte den Unterschied, sondern etwas in ihrem Blut, eine tiefe Verbundenheit mit der Welt, in der sie die ersten acht Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Eine Welt, die keine dieser privilegierten amerikanischen Girls je verstehen würde.
Sie teilte deren Kultur mit ihnen und war dankbar für viele Dinge, die für die anderen Mädchen ganz selbstverständlich waren. Doch es gab immer wieder Momente, da Adrianne den Harem und die Vertrautheit der Familie vermisste .
Sie dachte an Duja, die einen amerikanischen Ölmillionär geheiratet hatte, aber genauso aus ihrem Leben verschwunden war wie Jiddah oder Fahid oder die anderen Brüder und Schwestern, die zur Welt gekommen waren, nachdem sie Jaquir verlassen hatte.
Doch dann verscheuchte sie die Gedanken an die Vergangenheit und schlug ihre Schulbücher
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