Gefaehrliche Verstrickung
hundertfünfundsiebzig plus ein paar dieser hübschen kleinen Steinchen, die ich mir gerade angeschaut habe, als Sie hereinkamen? Das bleibt natürlich unter uns.«
Ihr Blick zeigte, dass sie mit der Versuchung haderte, doch dann meinte sie bedauernd: »Er wird es rauskriegen. Er kriegt immer alles raus und kann es nicht leiden, wenn ich von anderen Typen Geschenke annehme.«
»In Ordnung, Rose. Ich schneid' mir zwar dabei selbst ins Fleisch, aber machen wir zweihundert. Sagen Sie ihm, dass ein Set wie dieses ein zusätzliches Risiko mit sich bringt, und das kostet eben. In ein paar Stunden habe ich das Geld.«
»Okay.« Sie stand auf und zupfte ihren Mantel zurecht. »Ich werd' ihn schon beruhigen, wenn er sich über die Kohle aufregt. Er ist nie lange sauer. Kann ich das Zeug hierlassen, Mr. Cohen? Ich will damit nicht auf der Straße rumrennen.«
»Natürlich.« Sie beide wusste n, dass er nicht auf die Idee kommen würde, seinen besten Lieferanten zu bestehlen. In seiner ordentlichen Handschrift füllte er einen Beleg aus und schob ihn ihr hin. Das galt als Quittung für jedes Geschäft, legal oder nicht. »Machen Sie doch einen kleinen Schaufensterbummel, Rose. Ich kümmere mich um alles weitere.«
Drei Stunden später warf Adrianne die Tasche, den Mantel und die Perücke auf ihr großes Messingbett in ihrem Schlafzimmer. Zuerst nahm sie die Kontaktlinsen heraus, reinigte sie und räumte sie weg, dann entledigte sie sich der falschen Fingernägel. Mit gespreizten Fingern fuhr sie sich durch ihr verdrücktes Haar und griff zum Telefon.
»Kendal und Kendal.«
»George jr., bitte. Prinzessin Adrianne am Apparat.«
»Sehr wohl, Hoheit, einen Augenblick.«
Mit einem Seufzer der Erleichterung schüttelte sie Rose' Schuhe ab, bevor sie sich aufs Bett setzte.
»Addy, wie schön, Sie zu hören.«
»Hallo George. Ich möchte Sie nicht aufhalten, ich weiß, wie beschäftigt ihr Anwälte seid.«
»Für Sie nehme ich mir immer gerne Zeit.«
»Das ist nett.«
»Und die Wahrheit. Eigentlich hatte ich gehofft, wir könnten diese Woche einmal zusammen Mittag essen. Privat, zur Abwechslung.«
»Mal sehen, was sich machen lässt .« Da er ein recht sympathischer Mann und nur ein klein wenig in sie verliebt war, meinte sie es auch so.
»Ich habe gelesen, Sie verloben sich mit einer deutschen Baronesse. Von Weisburg, wenn ich mich recht erinnere.«
»Ach wirklich? Nun ja, wir haben uns bei einer Wahlkampfparty letzten Monat fünf Minuten lang unterhalten. Übers Heiraten haben wir jedoch nicht gesprochen, soweit ich mich erinnere.«
Adrianne griff in ihre Tasche und zog ein verknittertes Bündel Hunderter heraus. Die Scheine waren gebraucht, die Seriennummern nicht registriert. Sie fühlten sich weich und griffig an und verströmten den typischen Geruch von Geld, das schon durch viele Hände gegangen war.
»George, ich möchte etwas für Frauen in Not spenden.«
»Für das Frauenhaus?«
»Genau. Die Spende soll selbstverständlich anonym bleiben und über Ihr Büro laufen. Ich werde noch heute 175 000 Dollar überweisen. Werden Sie alles weitere veranlassen?«
»Selbstverständlich, Addy. Sie sind sehr großzügig.« Adrianne ließ die Scheine durch die Finger gleiten. Sie erinnerte sich an andere Frauen in Not. »Das ist doch das mindeste, was ich tun kann.«
11. Kapitel
Der Löwe hinter seinem Rücken brüllte mehr aus Langeweile denn aus Angriffslust. Philip steckte sich eine Erdnuss in den Mund, drehte sich aber nicht um. Es deprimierte ihn immer ein wenig, Raubkatzen in Käfigen eingesperrt zu sehen. Und obwohl sie ihm leid taten, wie eigentlich alle Kreaturen, die ihr Leben hinter Gittern verbringen muss ten, genoss er einen Spaziergang durch den Londoner Zoo immer wieder aufs neue. Vielleicht tat es ihm auch gut, all die Käfige und Gitter zu sehen und darüber nachzudenken, dass er es in seiner langen Karriere stets vermeiden konnte, ein Gefängnis von innen kennenzulernen.
Das Stehlen als solches vermisste er nicht. Wenigstens nicht sehr. Es war all die Jahre eine gute, solide Beschäftigung gewesen, die ihm fraglos die Möglichkeit beschert hatte, ein angenehmes Leben zu führen. Und genau das war stets Philips Hauptanliegen gewesen. Natürlich zog er ein finanzielles Polster der Armut vor, doch letztlich ist es der Luxus, der die Seele eines Mannes besänftigt.
Von Zeit zu Zeit spielte er mit dem Gedanken, einen Thriller zu schreiben und als Vorlage einen seiner elegantesten Einbrüche zu
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