Gefaehrliche Verstrickung
werde.«
Adrianne muss te einfach lachen. Helens leichte Plaudereien ohne jeden Tiefgang amüsierten sie immer wieder aufs neue. Es war wirklich schade, dass sie und ihr Gatte das Britische Pfund über alles stellten. »Gut zu wissen, dann werde ich mein Bestes versuchen, mir dieses Kurbad zu ersparen.«
»Übrigens, Sie dürfen es nicht versäumen, einen Blick auf das Armband der Komtesse Tegari zu werfen. Es stammt aus der Sammlung der Herzogin von Windsor. Damit hat sie mir tatsächlich die Schau gestohlen.«
Der flackernde Geiz in Helens Augen besänftigte ein wenig Adriannes schlechtes Gewissen. »Wirklich?«
»Sie ist viel zu alt für dergleichen, aber... ach, das ist eigentlich nebensächlich. Sie kenne doch beinahe alle der Anwesenden, Darling, also mischen Sie sich unters Volk, und amüsieren Sie sich. Ich muss leider meinen Pflichten als Gastgeberin nachkommen.«
»Selbstverständlich.« Sie benötigte nur fünfzehn Minuten, um den Safe im Schlafzimmer auszukundschaften. Vorausdenkend wie sie war, erschien es ihr nicht unklug zu sein, ein Schwätzchen mit Madeline Moreau zu halten, um herauszufinden, ob sie für das kommende Frühjahr schon Urlaubspläne hatte.
Philip sah sie, kaum dass er einen Fuß in den Ballsaal gesetzt hatte. Sie war der Typ Frau, der einem Mann einfach ins Auge stechen muss te. Sie passte wunderbar in diese illustre Ansammlung der Schönen und Reichen. Und dennoch, für einen Mann, der von Berufs wegen und aus Leidenschaft aufs Beobachten trainiert war, wirkte sie eine Spur zu distanziert.
Sie trug einen schwarzen Kasack mit einem hohen, brillantenbesetzten Kragen, der an den Hüften eng anlag und dann in einen goldgesprenkelten Tüllrock auslief, der noch einen Blick auf ihre Beine zuließ. Nur die makellosesten Beine konnten sich dies erlauben. Während Philip an seinem Glas nippte, entschied er, dass die ihren tatsächlich dieser Forderung entsprachen.
Ihr Haar wurde von brillantenbesetzten Haarspangen zurückgehalten, die vortrefflich mit ihren funkelnden Ohrringen harmonierten. Inmitten seiner wohlwollenden Betrachtung wurde ihm plötzlich klar, wen er da vor sich hatte, und unwillkürlich begann er sich zu wundern.
Warum wohl war diese schöne Frau mutterseelenallein in einer nasskalten Nacht durch die Straßen spaziert, weit ab von den Restaurants, Clubs oder sonstigen Treffpunkten? Und wo hatte er ihr Gesicht schon einmal gesehen?
Zumindest eine Frage ließ sich ganz leicht lösen. Philip tippte dem Herrn neben ihm auf den Arm und nickte in Adriannes Richtung. »Die schlanke Dame mit den atemberaubenden Beinen. Wer ist sie?«
Der Mann, dessen größter Verdienst es war, ein Cousin zweiten Grades der Prinzessin von Wales zu sein, gab sofort Auskunft. »Prinzessin Adrianne von Jaquir. Eine Schönheit vom Scheitel bis zur Sohle, und eine Herzensbrecherin. Sie gestattet einem Mann nicht mehr als ein Mittagessen, und das auch nur, wenn sich der Glückliche schon etliche Jahre um sie bemüht hat.«
Na klar. Die Regenbogenblättchen, die seine Mutter mit Hingabe las, brachten immer wieder eine rührselige Geschichte über Adrianne von Jaquir. Sie war die Tochter eines arabischen Tyrannen und einer recht bekannten amerikanischen Filmschauspielerin. Hatte die Mutter nicht Selbstmord begangen? Irgendwie gab es da mal einen Skandal, aber Philip konnte sich nicht genau erinnern. Da er nun wusste , wer sie war, kam es ihm noch seltsamer vor, dass sie spät abends in der Nähe des Hauses ihrer Gastgeberin spazierengegangen war.
Philips Informant nahm sich ein Spießchen von dem Spezialitätenbuffet, das schon sehr geplündert war. »Soll ich Sie vorstellen?« Sein Angebot klang nicht sonderlich begeistert. Er hatte sich selbst um die scheue Adrianne bemüht und war abgewimmelt worden wie eine lästige Mücke.
»Nein, danke, das krieg' ich schon hin.«
Je länger Philip sie beobachtete, desto mehr drängte sich ihm der Schluß auf, dass sie nicht wirklich ein Teil dieser Gesellschaft war, sondern eher ein Beobachter wie er selbst. Neugierig geworden, kämpfte er sich durch die Menge, bis er neben ihr war.
»So sieht man sich wieder.«
Adrianne drehte sich um. Sie erkannte ihn sofort. Diese Augen hatte sie nicht vergessen. Blitzschnell überlegte sie, wie sie reagieren sollte, und lächelte dann. Es war klüger, darauf einzugehen, sagte ihr der Instinkt, als die Unbekannte zu spielen.
»Hallo.« Sie trank ihren Champagner aus und reichte ihm dann ihr leeres Glas. Sie legte
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