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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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und verwirrt, weil die Dinge nicht so waren, wie er angenommen hatte, und schwer zu durchschauen. Um das Schweigen – und seine Unbehol- fenheit – zu durchbrechen, fragte er: »Waren Sie beide damals in die Revolution in Europa verwickelt, Dr. Beck?«
    »Ja.« Kristian richtete sich auf, hob den Kopf ein wenig und drehte sich langsam um, um Runcorn anzusehen.
    »Wir haben gegen diejenigen gekämpft, die für die Tyrannei verantwortlich waren. Wir wollten sie stürzen und auch für einfache Leute Freiheit gewinnen, das Recht, zu lesen und zu schreiben, was sie glaubten. Wie Sie wissen, haben wir verloren.«
    Runcorn räusperte sich. Die politischen Überzeugungen Fremder gingen ihn nichts an. Seine Angelegenheit waren Verbrechen hier in London, und er wollte sich auf dem Boden bewegen, auf dem er sich sicher fühlte. »Dann kamen Sie also nach Hause … also, Sie kamen hierher, und Mrs. Beck … Mrs. was sagen Sie?«
    »Frau von Leibnitz, aber damals war sie schon meine
    Frau«, antwortete Kristian.
    »Ja, ja, natürlich. Sie kamen nach London?«, meinte
    Runcorn eilig.
    »Ja, 1849.« Ein Schatten huschte über Kristians Gesicht.
    »Und haben hier als Arzt praktiziert?«
    »Ja.«
    »Und Mrs. Beck, was hat sie gemacht? Hat sie hier Freunde gefunden?«, fragte Runcorn, obwohl seine Stimme Monk verriet, dass er kein besonderes Ziel verfolgte, er war am Schwimmen. Er wollte wissen, ob sie glücklich gewesen waren, ob Elissa sich Liebhaber gehalten hatte, aber er wusste nicht, wie er seine Fragen formulieren sollte, damit die Antworten auch Aussagewert hatten.
    »Ja, natürlich«, antwortete Kristian. »Sie hat sich immer für Kunst interessiert, Musik und Malerei …«
    »Hat sie sich für Ihre Arbeit interessiert?«, unterbrach
    Monk ihn.
    Kristian war verwirrt. »Medizin? Nein, nein. Es …« Er überlegte es sich anders und schwieg.
    »Wann hat sie Allardyce zum ersten Mal getroffen?«, fuhr Runcorn fort.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, vor vier oder fünf
    Monaten.«
    »Sie hat es nicht erwähnte«
    »Nicht, dass ich mich erinnere.«
    Runcorn befragte ihn noch ein paar Minuten, obwohl er wusste, dass es zu nichts führte. Als es laut an der Tür klopfte und ein Medizinstudent Kristian fragte, ob er bereit sei, nach den Patienten zu sehen, waren Monk und Runcorn froh, sich verabschieden zu können.
    »War Maude Adenby die einzige Patientin, die Sie besucht haben?«, fragte Runcorn, als Kristian an der Tür stand.
    Kristians Mund verzog sich andeutungsweise zu einem Lächeln. »Nein. Ich war auch noch bei Mrs. Mary Ann Jackson in der Argyle Street einundzwanzig.« Er ging
    weiter und schloss leise die Tür. Sie hörten, wie seine
    Schritte sich entfernten.
    Keiner machte eine Bemerkung darüber, dass die Argyle Street ziemlich weit von Haverstock Hill entfernt war, aber nur ein paar Hundert Meter von der Acton Street.
    »Er lügt!«, sagte Runcorn, als sie draußen auf dem
    Trottoir standen.
    »In welchem Punkt?«, fragte Monk neugierig.
    »Ich weiß nicht!«, erwiderte Runcorn heftig, machte große Schritte und wich Monks Blick aus. »Aber er lügt. Wissen Sie, was Ihre Frau macht und wer ihre Freunde sind?«
    »Ja, aber …«
    »Aber was? Aber nichts. Er weiß es. Er lügt. Sollen wir zurück den Omnibus nehmen?«
    Sie folgten dem Vorschlag, und Monk war froh darüber; ein Gespräch war unmöglich, so dass er sich auf seine eigenen Gedanken konzentrieren konnte. Er hätte Kristian schon aus Loyalität zu Callandra Runcorn gegenüber verteidigt, aber auch er war überzeugt, dass Kristian log. Ohne es direkt zu sagen, hatte er so getan, als wüsste er fast nichts darüber, was Elissa tagsüber tat. Gewiss, er widmete sich hingebungsvoll der Medizin, aber er war auch ein warmherziger und emotionaler Mann. Der Tod seiner Frau hatte ihn tief erschüttert, und als er über ihre gemeinsame Zeit in Wien gesprochen hatte, war die Leidenschaft zu spüren gewesen und hatte ihn in die Zeit zurückversetzt, ob er das wollte oder nicht.
    Was war seither geschehen? Dreizehn Jahre. Wie sehr veränderten sich Menschen in einem solchen Zeitraum? Was erfuhren sie übereinander, was unerträglich wurde? Verliebtheit verflog, Liebe auch? Was machte den Unterschied aus? Erfuhr man das zu spät? War es Elissa, der Kristians Liebe immer noch galt, oder die Erinnerung
    an die Zeit, in der sie voller Idealismus auf den Barrikaden von Wien für die Freiheit gekämpft hatten?
    Wusste Callandra davon? Hatte sie Elissa je kennen gelernt? Oder

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