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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ich habe verschiedentlich Arbeiten von ihm gesehen. Seine Moral hat mich nie interessiert, nur sein Können. Meine Tochter war nicht allein, wenn sie für ihn gesessen hat, Mr. Monk, falls Sie darauf anspielen. Sie hat eine Freundin mitgenommen.«
    »Kennen Sie sie?«
    »Nein, natürlich nicht! Ich vermute, es war nicht immer die gleiche Person. Wenn ich wüsste, wer diesmal dabei war, hätte ich es Ihnen gesagt. Ich nehme an, sie war bei einem eigenen Stelldichein und ist zu schockiert und beschämt, dass sie Elissa allein gelassen hat, um sich zu melden.«
    Runcorn drehte sich jäh zu Monk um, Verärgerung in den Augen. Er hätte selbst daran denken sollen.
    »Natürlich!«, sagte er und sah noch einmal zu Pendreigh hinüber. »Wir werden zusehen, dass wir herausfinden, wer das war. Wir bitten Dr. Beck um eine Liste möglicher Personen. Vielen Dank, Sir. Wir werden Sie nicht weiter stören.«
    »Bitte … lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas erfahren!«, sagte Pendreigh, der Mühe hatte, seine Miene zu kontrollieren.
    »Ja, Sir. Sobald es etwas gibt«, versprach Runcorn ihm.
    »Guten Tag.«
    Draußen auf dem Trottoir wollte Runcorn etwas sagen, überlegte es sich jedoch anders und marschierte zur nächsten Straßenecke, wo er einen Hansom zu finden hoffte. Monk folgte ihm, tief in Gedanken versunken.

4
    Monk und Hester nahmen an der Beerdigung von Elissa Beck teil, obwohl sie nicht mit der Verstorbenen verwandt waren. Hester wollte in erster Linie dabei sein, um Callandra zu unterstützen, die hinging, weil sie seit langem mit dem Witwer befreundet war und mit ihm im Krankenhaus zusammenarbeitete. Niemand ahnte, welch erdrückende Einsamkeit sie empfand, weil sie bei diesem qualvollen Ritual zwar zusehen konnte, die Schicklichkeit ihr jedoch verbot, mehr als eine formelle Beileids- bekundung zu äußern oder mehr als allgemeine Trauer zu zeigen, wie sie jeder empfand.
    Monk war dort, um die Augen offen zu halten. Er hatte die vage Hoffnung, einen verräterischen Gesichtsausdruck zu beobachten oder ein Wort aufzuschnappen, das ihn zur Wahrheit führte. Er hoffte zutiefst, es wäre so, wie Fuller Pendreigh gesagt hatte, dass der Anschlag Sarah Mackeson gegolten hatte und Elissa nur eine tragische Besucherin zum unpassendsten Zeitpunkt war.
    Es war eine sehr bewegende Feier, die in einem Gotteshaus der anglikanischen Hochkirche abgehalten wurde, mit der ganzen Wucht eines Schauspiels, das des Todes eines Menschen würdig war, der tapfer und schön gewesen und sehr geliebt worden war.
    Es war wieder Nebel aufgezogen, dick und gelblich-grau im schwachen Tageslicht. Einer der Männer, die schwarze Straußenfedern schwenkten, fing an zu husten, als ihm kalte Luft in die Kehle drang. Ein anderer stand mit roter Nase da und zitterte.
    Hester war, wie alle anderen, in Schwarz gekleidet, aber nicht in den toten, alles Licht verschluckenden Stoff der
    wahren Trauer, bei dem nicht der matteste Schimmer erlaubt war.
    Der Leichenzug war noch nicht eingetroffen, aber Kristian und Pendreigh standen vor dem Haupteingang, um die Trauernden zu begrüßen und ihre Kondolenz- bezeugungen entgegenzunehmen. In den prächtigen Steinbogengang waren Engel und Blumen gemeißelt. Die Fassade ragte über ihnen auf, bis sie im dichten Nebel fast verschwand; nur hier und da schaute das Gesicht eines Wasserspeiers herunter.
    Pendreigh sah abgehärmt aus; sein blondes Haar war immer noch glatt und dick, aber sein Gesicht war eingesunken, und obwohl er dastand, als ob er eine Parade abzunehmen hätte, hatte er doch etwas an sich, das ein Bild der Leere vermittelte. Er war in makelloses Schwarz gekleidet, so dunkel, dass es selbst das wenige Licht verschluckte, wodurch sein Haar umso heller strahlte, und er sprach mit allen Trauergästen gleichermaßen höflich wie distanziert.
    Auch Kristian neben ihm sah benommen und blass aus. Er schien sich die Mühe zu machen, zu jedem Einzelnen etwas Individuelles zu sagen, aber nach kurzer Zeit wiederholte auch er dieselben Antworten.
    Hester sah Callandra in der Reihe vorrücken, um ihr Mitgefühl auszusprechen, und ihre Blicke begegneten sich einen Augenblick. Callandra war in ungebrochenes Schwarz gekleidet, aber ihr Hut war ungewohnt elegant; er war sehr einfach geschnitten und kleidete sie gut, da er die Stärke in ihrem Gesicht betonte. Dieses eine Mal war ihr Haar tadellos. Sie schenkte Hester ein winziges Lächeln, aber Hester sah in ihren Augen den Schmerz darüber, dass sie ausgeschlossen war,

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