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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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die Trauer, diesen Bereich von Kristians Leben nicht teilen zu dürfen. Alles, was sie tun konnte, war, die gleichen höflichen Worte zu äußern wie
    alle anderen. Sie war nur eine der wichtigen Wohltäterinnen des Krankenhauses und wahrscheinlich als deren Vertreterin hier.
    Als die Reihe an Callandra kam, sprach sie zuerst mit Kristian, dann mit Pendreigh. Sie fasste sich kurz. Nach wenigen Augenblicken folgte ihr Fermin Thorpe mit seinem glatten, fleischigen Gesicht und seiner akribischen Art. Er brachte sein Entsetzen und sein Mitgefühl zum Ausdruck, schüttelte den Kopf und sah eher Pendreigh an als Kristian. Dann ging er weiter und wurde vom nächsten Trauergast abgelöst.
    Die Kirche füllte sich, jeden Moment würde der Trauerzug eintreffen. Hester zitterte trotz ihres schweren schwarzen Mantels. Sie trat einen Schritt vor und fand sich unvermittelt hinter einem Mann wieder, den sie auf Mitte vierzig schätzte. Sein Gesicht war auffallend mit seinen kräftigen Zügen, aber Hester hätte ihm keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, wenn sie nicht Kristians Reaktion auf ihn bemerkt hätte.
    Kristians Gesicht war bisher blass und fast ausdruckslos gewesen, wie das eines Menschen, der erschöpft ist, aber nicht schlafen kann und sich nur durch äußerste Selbstdisziplin aufrecht hält. Jetzt war plötzlich ein kurzes Leuchten in seinen Augen und der Anflug eines Lächelns.
    »Max!«, sagte er offensichtlich erstaunt und ebenso erfreut. »Wie schön, dass du gekommen bist! Wie hast du es erfahren?«
    »Ich war gerade in Paris«, antwortete Max, »und habe es in der Zeitung gelesen.« Er griff mit beiden Händen nach Kristians Hand. »Es tut mir schrecklich Leid. Es gibt viel, so viel zu sagen, dass ich keine Worte habe. Etwas Unermessliches ist aus unserem Leben gegangen.«
    Kristian nickte, ohne etwas zu sagen, und hielt Max’
    Hand fest. Zum ersten Mal sah es so aus, als würde er gleich die Fassung verlieren. Es kostete ihn sichtlich Mühe, sich an Pendreigh zu wenden, sich zu räuspern und die beiden Männer einander vorzustellen.
    »Das ist Max Niemann, der in Wien beim Aufstand auf unserer Seite kämpfte. Er und Elissa und ich standen uns sehr nah …« Er räusperte sich und hustete, unfähig fortzufahren.
    »Wie geht es Ihnen, Herr Niemann?«, unterbrach Pendreigh mit belegter Stimme das kurze Schweigen. »Ich bin Ihnen zutiefst dankbar für das, was Sie meiner Tochter in der Vergangenheit waren. Sie sprach stets mit der tiefsten Bewunderung und Zuneigung von Ihnen. Es ist ein großer Trost für mich, und ich bin sicher, auch für meinen Schwiegersohn, dass Sie hier sind. In der Welt ist in Zeiten wie diesen kaum etwas so kostbar wie Freundschaft.«
    Niemann verbeugte sich leicht und schlug die Absätze kaum hörbar zusammen. Er sah zu Pendreigh auf, erwiderte dessen Blick mit dem Anflug eines Lächelns und wandte sich ab, damit auch Hester und Monk ihr Beileid aussprechen konnten.
    Kristian hatte sich wieder so weit gefasst, dass er mit
    Monk sprechen konnte, der jetzt neben Hester stand.
    »Vielen Dank«, sagte er leise. Es gelang ihm, es so zu sagen, dass man es ihm glaubte. »Es freut mich, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um zu helfen, und dafür sind wir Ihnen sehr dankbar.« Er sah Pendreigh nicht an, aber es war offensichtlich, dass er für beide sprach. Als er Hester ansah, fiel ihm das Sprechen wieder schwer. Vielleicht war es die Erinnerung an ihre gemeinsamen Erfahrungen, die langen Nächte im Krankenhaus, die Kämpfe um Reformen, die Siege und die Niederlagen, die sie so tief
    empfunden hatten. Sie sprach schnell, um ihm aus der
    Verlegenheit zu helfen; was sie sagte, spielte keine Rolle.
    »Es tut mir sehr Leid. Sie wissen, dass wir die ganze Zeit an Sie denken.«
    »Danke«, murmelte er mit gebrochener Stimme.
    Um ihn zu schonen, wandte sie sich an Fuller Pendreigh, und Kristian stellte sie einander vor. Sie hätte gerne etwas Besonderes gesagt, was dennoch aufrichtig klang, aber außer den üblichen Gemeinplätzen kam ihr nichts in den Sinn.
    »Es tut mir sehr Leid, Mr. Pendreigh.« Sie meinte es ernst, aber sie konnte nichts hinzufügen, was ihre Worte tröstlicher gemacht hätte. Sie erinnerte sich an das niederschmetternde Gefühl, als sie in das leere Haus ihrer Eltern gekommen war, den Ort, wo diese hätten sein sollen und nicht mehr waren.
    »Vielen Dank«, murmelte er. Seit Elissas Tod waren fünf Tage vergangen, aber Hester konnte sich

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