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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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ihre linke Brust. Ah, da war er – schnell und schwach, aber definitiv ein Herzschlag. Er setzte sich auf seine Hacken, immer noch neben ihr auf dem Boden.
    Oh Gott, was nun? Er hatte nur Grundkenntnisse in Erster Hilfe. Wenn sie aus einer Schusswunde bluten würde, wüsste er genau, was zu tun wäre. Wenn sie einen gebrochenen Knochen hätte, könnte er ihn vermutlich richten, wenn sie genäht werden müsste, könnte er das auch. Aber das hier ging über seine Kenntnisse hinaus.
    „Charity“, sagte er leise, dann lauter: „ Charity !“
    Gott, sie atmete kaum. Ihre Nasenlöcher waren enger und weiß umrandet, ihre Muskeln vollkommen schlaff. Das war nicht gut. Sie war ohnehin in keiner guten Verfassung. Ihre Wangenknochen traten deutlicher hervor, das spitze kleine Kinn schien noch spitzer, die Schlüsselbeine standen stärker hervor. Sie hatte Gewicht verloren, dabei hatte sie schon vorher nicht allzu viel gehabt, was sie verlieren konnte.
    Verdammt, er hätte das anders anstellen sollen. Aber wie? Wie sagt man einer trauernden Witwe: Huch! Dein Ehemann ist doch nicht tot. Großes Missverständnis, tut mir leid. Hey, kann ja mal passieren.
    Nein. Es gab keine andere Möglichkeit sich ihr zu zeigen, ohne sie ziemlich zu schocken. Und es gab erst recht keine andere Möglichkeit, sie davon abzuhalten, heute Abend zu Worontzoff zu gehen, ohne ihr die komplette Wahrheit zu erzählen. Was hätte er tun sollen – ihr E-Mails aus dem Grab schicken? Ihr mit Lippenstift Nachrichten auf den Badezimmerspiegel schreiben?
    Nein, dies hier musste persönlich getan werden.
    Es war so typisch für sein Leben – wieder gab es nur diesen einen schwierigen Weg, den er nehmen konnte: nur geradeaus, eng, mit hohen Wänden und ohne Möglichkeit zum Abbiegen. Der einzige mögliche Weg hinaus war direkt mittendurch. Keine Alternativen, keine Umwege.
    Charity stöhnte, und er ließ ihr Gesicht nicht aus den Augen, während ein wenig Farbe in ihre Wangen zurückkehrte. Gott sei Dank war sie nicht mehr kreideweiß. Sie kam langsam zu sich.
    Er hätte ihr einen Schluck Whiskey eingeschenkt und sie gezwungen, es zu trinken, aber der Scheißkerl Worontzoff hatte ihr schon Wodka eingeflößt. Und mit leerem Magen würde sie so viel Alkohol sofort wieder umhauen. Außerdem wollte er sie nicht allein lassen, nicht einmal für einen Augenblick.
    Sie stöhnte wieder, und ihre Hand bewegte sich in seiner. Er hob ihren Oberkörper an und legte einen Arm um ihren Rücken, um sie zu stützen.
    Unerwartet öffnete sie die Augen. Kein langsames Aufwachen, kein Flattern der Augenlider, sodass er Gelegenheit gehabt hätte, sich vorzubereiten. Nur diese wunderschönen hellgrauen Augen, die sich von einer Sekunde auf die nächste öffneten. Sie sah verängstigt aus, verloren.
    „Nick?“, flüsterte sie.
    Sie hob vorsichtig die Hand. Zitternd bewegte sie sie langsam auf sein Gesicht zu. Sie kam langsam, langsam näher. Schließlich berührte sie vorsichtig sein Gesicht, als könnte sie sich verbrennen. Wangenknochen, Schläfe, Kiefer. Sie wollte sich durch die Berührung versichern, dass er da war, lebendig, weil die Beweise, die ihre Augen und Ohren lieferten, nicht ausreichten.
    Eine kleine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen. „Bist du das? Wie kann das sein?“
    Nick ließ seinen anderen Arm unter ihre Knie gleiten und stand mit ihr in seinen Armen auf. Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, wie leicht sie war.
    Dieser nächste Teil würde … schwierig werden. Bevor er überhaupt dazu kommen würde, sie davon zu überzeugen, heute Abend nicht auszugehen, was allein schon einer Mount-Everest-Besteigung gleichkam, musste er seinen Weg durch dornige Wälder schlagen, wilde Flüsse durchschwimmen, brennende Wüsten durchqueren.
    Schlimmer. Er musste ihr gestehen, dass jedes Wort, das er ihr jemals gesagt hatte, eine Lüge gewesen war.
    Also wusste er, dass ihm ein schwerer Kampf bevorstand. Die beste Art, damit umzugehen, bestand darin, die Wahrheit zu sagen – oder so viel Wahrheit, wie er eben preisgeben konnte – und dabei auf jeden Fall Körperkontakt zu halten.
    Seine Worte waren unwahr gewesen, aber sein Körper hatte nicht gelogen. Kein einziges Mal. Jedes Mal, wenn er sie berührt hatte, jedes Mal, wenn er in ihren wunderschönen, einladenden warmen Körper geglitten war, war die Freude seines Körpers echt gewesen. Da gab es keine Lügen.
    Berührung war ein starkes Beruhigungsmittel, das Tiere und Frauen, die nahe davor standen

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