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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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was nicht.
    Andererseits war sich Slyman nach dem Streich mit seinen Kleidern nicht ganz sicher, ob er seinem neuen Gefährten auch vertrauen konnte. Und angesichts seiner unglaublichen, unbeabsichtigten Zerstörungswut konnte es durchaus sein, dass Rabba Nix sich ihm angeschlossen hatte, weil ihn sonst niemand bei sich duldete.Vielleicht war dem so, vielleicht auch nicht. Der Feind war sehr gut im Fallenstellen und bei Gnomen konnte man nie ganz sicher sagen, auf wessen Seite sie eigentlich standen. Ganz bestimmt nicht auf der Seite der Ewigen, für die sie seit Jahrtausenden tiefe Abneigung hegten. Anderseits hatten sie sich auch nie offen mit dem Feind verbündet, doch wenn sie gezwungen gewesen wären, sich jemandem anzuschließen, würden das bestimmt nicht die Ewigen sein. Deshalb war es schon ziemlich seltsam, dass Rabba Nix mit ihm reisen wollte. Vielleicht blieb dem Gnom ja keine andere Wahl, oder ihn leiteten gute Absichten. Aber das konnte niemand garantieren.
    »Wohnt denn keiner außer euch in diesen Wäldern?«, fragte Slyman Rabba Nix, der hüpfend neben ihm herging.
    Der Ka-da-lun hörte auf zu pfeifen. »Oh doch, doch«, antwortete er mit einem breiten Lächeln. »Doch, in diesen Wäldern gibt es ganz sicher nicht nur die Ka-da-lun. Da sind noch die Pixies, unglaublich angriffslustige Wesen, die den lieben langen Tag nichts anderes tun als uns zu ärgern. Und dann die Zentauren, ziemlich üble Kerle. Das einzig Gute an ihnen ist, dass sie die Trolle töten, so bleiben uns Kämpfe mit denen erspart. Und es
gibt viele Sterbliche, die als Köhler hier leben und arbeiten, und früher war das hier das Reich der Goblins und der Kobolde, aber inzwischen sind alle in den Krieg gezogen. Und im Süden, viele, viele Meilen weiter südlich...« Er wies mit dem Finger vor sich. »Da liegt das Reich der Feen. So heißt es zumindest. Man hat ihre Tore oft gesucht, aber nie gefunden.«
    Slyman lächelte. »Sie lassen sich nicht finden«, erklärte er. »Du musst den Weg dorthin schon vorher kennen. Die Ewigen verbindet eine alte Freundschaft mit den Feen.«
    »Ich würde gern mal eine sehen«, gestand ihm Rabba Nix. »Die in den Büchern waren wirklich wunderschön.«
    »In den Büchern steht so manches geschrieben«, sagte Slyman nachdenklich. Dabei ging ihm durch den Kopf, wie die Ewigen dort gemeinhin dargestellt wurden: hochgewachsen, stolz, muskulös. Nicht gerade wie er. »Aber nicht alles davon ist wahr.«
    »Aber die Feen«, beharrte Rabba Nix. »Sind die wirklich so schön?«
    Slyman zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine von Angesicht zu Angesicht gesehen. Aber der Einsame hat mir gesagt, dass sie sehr sehr schön sind, viel schöner, als man es sich vorstellen kann. Doch es gibt nur noch wenige von ihnen.«
    »Warum?«, fragte der Ka-da-lun neugierig.
    Slyman überlegte kurz, bevor er antwortete. »Der Einsame hat mir erzählt, dass es früher viele Feen gab, doch dann haben die Kobolde sie auf Befehl von Algus getötet. Seitdem zeigen sie sich nur noch selten.«
    »Das kann ich ihnen nicht verdenken«, sagte Rabba Nix. »Und all das hat dir der Einsame erzählt?«
    »Ja«, antwortete Slyman leise. Er streichelte gedankenversunken seinen goldenen Anhänger, der so warm war, als wäre er lebendig. An den Einsamen zu denken, war für ihn gleichzeitig schön und schmerzhaft.

    »Und du vertraust dem, was er dir erzählt hat?«, fragte der Ka-da-lun. »Ich meine, du glaubst ihm?«
    »Na ja, schon.« Slyman umklammerte den Anhänger heftiger, so stark, dass es ihm schien, als hielte er die Hand des Einsamen. »Er hat mich großgezogen und immer beschützt. Bis vor zwei Wochen hatte ich noch nie jemand anderen kennengelernt als ihn. Er hatte keinen Grund, mich zu belügen. Zumindest glaube ich das nicht.«
    »Ich denke, er hatte nur allzu viele Gründe, die Wahrheit zu verschleiern«, widersprach ihm Rabba Nix. »Nicht, was die Feen angeht, meine ich, aber zum Beispiel, was deine Herkunft betrifft. Diese Geschichte, er habe dich gefunden, klingt doch völlig unglaubwürdig.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Slyman und ließ den Anhänger los. »Glaubst du etwa, der Einsame hätte mich entführt oder so etwas?«
    »Nein, nein«, beschwichtigte der Rabba Nix ihn hastig. »Das habe ich nur so dahingesagt. Lassen wir das Thema.«
    Beide sagten jetzt nichts mehr und legten ein Stück Weges in völligem Schweigen zurück, das nur vom Gesang der Vögel und den Lauten der im Unterholz

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