Gefaehrten der Finsternis
verborgenen Tiere unterbrochen wurde. Die Sonne drang ab und zu durch das hohe Blätterdach der Bäume und setzte goldene Lichter auf das Grün und Braun der Stämme, Äste und Büsche. Der Wald duftete neu und alt zugleich, roch nach Moos und nach Blumen, nach Pilzen und Morgentau und wurde immer dichter, je weiter sich Slyman und Rabba Nix vom Hauptweg entfernten und je tiefer sie in schmalere, verwinkeltere Pfade vordrangen. Rabba Nix ging voran, Slyman folgte ihm, so gut er konnte. Der Ka-da-lun schlüpfte geschickt zwischen einem Baumstamm und einem Busch hindurch, er bog einfach die Zweige beiseite und zwängte sich rasch durch die Lücke. Und fand so einen Weg durch die scheinbar undurchdringliche Wand der Bäume, indem er einem Pfad folgte, den nur
er erkennen konnte. Der junge Ewige hatte ziemliche Schwierigkeiten, mit Rabba Nix Schritt zu halten, und manchmal musste er sich mit Gewalt seinen Weg bahnen, wo der Ka-da-lun einfach durchschlüpfte. Rabba Nix musste öfter stehen bleiben und auf Slyman warten.
»Rabba Nix, wäre es sehr unhöflich, wenn ich dich fragte, wohin du mich führst?«, sagte Slyman, als er schließlich mit zerrissenen Kleidern aus einem sehr dichten, äußerst dornigen Busch hervorkam. Kratzer überzogen seine Haut, er war schmutzig und in seinen Haaren hatten sich jede Menge Blätter verfangen. »Denn du hast ja eigentlich nichts Bestimmtes vor, aber ich muss den Bund der Rebellen finden.«
Rabba Nix schnaubte verärgert. »Wir werden sie gemeinsam finden, das habe ich dir doch gesagt. Warum vertraust du mir nicht? Es ist doch immer das Gleiche mit euch Elben: Ihr denkt nicht nach, bevor ihr etwas tut! Zum Glück hat einer von uns beiden einen Verstand, der funktioniert. Ja, du suchst diese Rebellen, das weiß ich doch. Aber das bedeutet auch, du hast keine Ahnung, wo sie sich aufhalten. Wie kannst du nur glauben, sie aufs Geratewohl zu finden? Nein, wir gehen jetzt lieber nach Kalka Nadd und schauen, ob da jemand etwas weiß. Und wenn deine kleinen Freunde sich da aufhalten, werden wir es bestimmt erfahren.«
»Kalka Nadd?«, wiederholte Slyman misstrauisch. »Wer oder was ist Kalka Nadd?«
»Natürlich eine Stadt, was sonst?«, erwiderte der Ka-da-lun verdrießlich. »Ihr Elben bildet euch doch immer so viel auf eure überlegene Kultur ein und dann versteht ihr nicht das Kleinste bisschen von unserer Sprache. Merk dir also, in der Sprache der Ka-da-lun bedeutet Kalka Nadd ›Große Stadt‹. Und es ist die größte Stadt hier im Wald, vielleicht sogar eine der größten in den Benachbarten Reichen, aber das kann ich dir nicht genau sagen, weil ich nicht so viel herumgekommen bin, besonders nicht dahin,
wo ihr Elben lebt. Auf jeden Fall ist Kalka Nadd ein großer Ort, wo sich Angehörige allerVölker treffen, aus jedem Winkel des Waldes: Zentauren, Goblins, Sterbliche von hier, Ka-da-lun, Kobolde und Leute von noch weiter her. Nimm dich in Acht, denn das sind nicht immer anständige Leute, ganz im Gegenteil. Der Ort ist etwas zwielichtig . Doch wenn du was rauskriegen musst, bist du in Kalka Nadd genau richtig. Für Geld bekommst du alle Informationen, die du brauchst. In Kalka Nadd ist alles käuflich.«
Slyman biss sich auf die Unterlippe. Die Vorstellung, in diese Stadt zu gehen, war ihm nicht geheuer. »Ach übrigens, du hast doch bestimmt Geld bei dir, oder?«, fragte er Rabba Nix.
Der kramte in den Taschen seines Röckchens. »Nur einige Bronzemünzen«, sagte er irgendwie betont laut. Dann rückte er ganz nah an Slyman heran und dämpfte seine Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Ich habe ein hübsches Säckchen mit Gold dabei«, raunte er ihm zu. »Hier unter dem Umhang versteckt. Aber davon soll lieber niemand erfahren. Und du?«
Slyman schaute zu Boden. »Also, ich besitze leider nichts Wertvolles. Nicht einmal eine Nickelmünze.«
»Du trägst doch diesen schönen Anhänger um den Hals«, erklärte Rabba Nix. »Also, ich würde sagen, der ist aus purem Gold. Dafür könnte man dir viel Geld bezahlen.«
»Kommt nicht in Frage!«, rief Slyman sofort. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich ihn nie weggeben würde. Aber ich kann auf meine Ohrringe verzichten. Die sind ebenfalls aus Gold, obwohl sie natürlich nicht so wertvoll sind wie der Anhänger.« Slyman schob seine Haare beiseite und zeigte dem Ka-da-lun die goldenen Ringe, die seine Ohrläppchen schmückten.
»Netter Tand«, bemerkte Rabba Nix. »Ein Geschenk von deinem hoch geschätzten
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