Gefaehrten der Finsternis
Einsamen?«
»Nein, ich glaube nicht«, erwiderte Slyman. »Der Einsame hat mir erzählt, die hätte ich schon getragen, als er mich gefunden hat.«
»Seltsam«, sagte Rabba Nix. »Na ja, auf jeden Fall könnten sie nützlich sein. In Kalka Nadd sollte man besser nicht zeigen, dass man Geld hat. Besser man hat etwas Wertvolles zum Tauschen. Dann muss ich meine Ohrringe wenigstens nicht ablegen. Die sind nämlich ein Zeichen für meine Männlichkeit, das solltest du eigentlich wissen. Es wäre sehr demütigend für mich, sie abnehmen zu müssen.«
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Slyman. »Ich würde es zwar lieber vermeiden, aber notfalls kann ich auf meine verzichten.« Er warf Rabba Nix einen verstohlenen Blick zu. »Bist du dir ganz sicher, dass es eine gute Idee ist, nach Kalka Nadd zu gehen?«
Rabba Nix sah ihm tief in die Augen. »Reden wir offen, Elbe«, sagte er dann. »Nach Kalka Nadd zu gehen, ist nie eine gute Idee. Ich bin in letzter Zeit häufiger da gewesen, und ich kann dir sagen: Es kein schöner Ort. Nein, sagen wir lieber: Es ist ein ziemlich schlimmer Ort, voll von üblem Gesindel. Aber du hast doch selbst gesagt, wir sind nicht zu unserem Vergnügen unterwegs. Du musst diese Rebellen finden, warum, ist mir egal, und ich will dir dabei helfen. Und der einzige Weg, dir zu helfen, ist eben, nach Kalka Nadd zu gehen. Deshalb glaube ich nicht, dass uns viele andere Möglichkeiten bleiben, oder wie siehst du das? Ist dir deine Mission nun wichtig oder nicht? Wenn sie das ist, musst du was riskieren.«
»Sie ist mir wichtig«, sagte Slyman, »und viel wichtiger, als du glaubst. Na gut, riskieren wir es. Aber pass auf, treib es ja nicht zu bunt, in Ordnung?«
»Was meinst du damit: Ich soll es nicht zu bunt treiben?«, fragte Rabba Nix beleidigt. »Du wirst mir doch nicht etwa das Trinken verbieten?«
»Das nicht, aber du darfst dich auf keinen Fall be trinken«, erwiderte Slyman entschieden. »Treib es nicht zu bunt, bedeutet:Wir bleiben nur so lange wie unbedingt nötig in der Stadt, sagen nur, was unbedingt nötig ist, und tun auch nur, was unbedingt nötig
ist. Die Mission ist wichtig, und wenn du bislang noch nie etwas davon gehört hast, heißt das noch lange nicht, dass andere ebenfalls nichts davon mitbekommen haben. Besonders wenn die anderen ein wenig aufgeweckter sind als du.«
»Na, das sagt ja genau der Richtige!«, knurrte der Ka-da-lun. »Ohne mich würdest du bereits bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken. Aber wenn die Sache so wichtig ist, warum erzählst du mir nicht endlich alles?«
»Je weniger du weißt, desto weniger kannst du herumerzählen«, antwortete Slyman. Und schwieg.
»Was ist, vertraust du mir nicht?« Rabba Nix sprang auf.
»Ich traue der geschwätzigen Zunge von euch Gnomen nicht«, erwiderte Slyman bedeutungsvoll.
»Na schau mal an, mit was für einem Typen ich reisen muss!«, rief der Ka-da-lun empört. »Von allen Leuten musste ich ausgerechnet an den vernageltsten Sturkopf unter den Elben geraten!«
»Du wolltest ja unbedingt mit mir kommen«, erwiderte Slyman. »Los, wir sollten uns lieber beeilen, als hier dumm rumzustehen und uns zu streiten.«
»Ja, beeilen wir uns lieber«, stimmte Rabba Nix mürrisch zu. »Ich vergesse immer, das ihr Elben große Krieger und bestimmt sehr weise seid«, fügte er sarkastisch hinzu. »Aber wenn es darum geht, einen Weg durch Wälder zu finden, seid ihr die Total-Versager.«
Ohne ein weiteres Wort marschierte er los und Slyman folgte ihm.
Slyman wusste nicht genau, wie lange sie schweigend gelaufen waren, der Ka-da-lun voraus und er hinterher. Er wusste nur eins: Als er sich mühsam durch den x-ten dornigen Busch gearbeitet hatte, hinter dem Rabba Nix auf ihn wartete, war es bereits dunkel geworden. Sie standen am Rand einer riesigen Lichtung, die völlig von einer unglaublich großen Stadt ausgefüllt war - einer
Stadt, die vielleicht noch größer war als die Letzte Stadt. Obwohl der Sommerabend so warm war, dass Slyman nicht begriff, wie Rabba Nix diesen ungeheuer schweren Wollumhang tragen konnte, stieg aus den Schornsteinen und Kaminen der Stadt Rauch auf. Sämtliche der zahlreichen Fenster waren erleuchtet und der Lärm feiernder Leute schallte bis auf die Straßen. Slyman wandte sich bestürzt an Rabba Nix und wollte ihn bitten, seinen Plan aufzugeben und wieder kehrtzumachen. Doch bevor er überhaupt seinen Mund aufmachen konnte, hatte der Ka-da-lun sich schon Richtung Stadt in Bewegung gesetzt. Slyman
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