Gefaehrten der Finsternis
über den Tresen und wischte einen Trinkkrug mit einem schmierigen Lappen ab. Es handelte sich um einen P’shog, einen Gebirgsgnom, etwa einen Meter fünfzig groß, mit bronzefarbener Haut, langen schwarzen, zu einem Pferdeschwanz zusammengenommenen Haaren und tiefgrünen Augen. Die typische Ritualnarbe, die alle erwachsenen Männer seines Volkes trugen, zog sich auf der linken Gesichtshälfte von der Stirn über Augenbraue und Lid bis zum Wangenknochen. Er trug tabakfarbene wadenlange Hosen, ein stark verschmutztes Hemd, das ursprünglich einmal weiß gewesen musste, und eine Lederweste.
»Also Jungs, was trinken wir denn?«, fragte er heiter und stellte den Krug lautstark auf den Tresen. Slyman fiel auf, dass das Glas einen Sprung hatte.
Der hochgewachsene Mann wandte sich wieder an Rabba Nix. »Du zahlst«, sagte er. Und das war eindeutig keine Frage.
Rabba Nix nickte wieder. »Ich und der junge Elbe da nehmen jeder ein Bier«, sagte er an den Wirt gewandt. »Und ihr?«
»Zwei große Bier und einen Krug Schwarzwasser«, sagte der Große.
»Sofort«. Der P’shog hinter dem Tresen verschwand für einen Augenblick aus ihrem Gesichtsfeld, um dann sofort wieder mit vier Krügen aufzutauchen - drei mit dunklem Bier und einer mit einer dicken schwarzen Flüssigkeit, von der ein feiner Rauchfaden aufstieg. Er stellte die Krüge auf den Tresen und sah Rabba Nix lächelnd an. »Noch was?«, fragte er. »Was zu essen vielleicht?«
Rabba Nix schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Jil, das reicht.« Er kramte einen Augenblick suchend unter seinem Umhang, dann warf er drei Goldmünzen auf den Tresen, die der junge P’shog hastig in einer Tasche seiner Weste verschwinden ließ.
Während er Rabba Nix und den drei Sterblichen folgte, balancierte Slyman seinen randvollen Krug mit dem eiskalten Bier, immer darauf bedacht, nichts zu verschütten. Vorsichtig durchquerte er mit den anderen den Raum bis zu einem großen Holztisch mit fünf Stühlen.
Unruhig sah Slyman sich um.Wirkten Rabba Nix’ drei Begleiter schon zwielichtig, so galt das erst recht für die anderen Gäste. Alle Völker waren hier vertreten: P’shogs mit ihren wadenlangen Hosen und bronzefarbenem Teint, Ka-da-lun, an deren Ketten und Armreifen kleine Glöckchen klingelten, lilahäutige Feys in Seidengewändern, in deren rabenschwarze Haare kleine Perlen geflochten waren, Kobolde, Sterbliche aus den Wäldern, die hierhergekommen waren, um nach einem langen Arbeitstag etwas zu trinken, und kleine Grüppchen von Goblins, die auf Streit aus
waren. In einer dunklen Ecke saß eine hochgewachsene, ganz in Grau gekleidete Gestalt, deren Gesicht man nicht sehen konnte, und trank schweigend aus einem Glas mit einer violetten Flüssigkeit. Die anderen Gäste schienen ihr in einer Mischung aus Respekt und Furcht auszuweichen.
Slyman setzte den am Rand abgesplitterten Krug an seine Lippen und trank einen kleinen Schluck Bier. Das schmeckte gar nicht übel, aber er war es nicht gewöhnt, Alkohol zu trinken. Er hatte bislang nur ab und zu ein wenig Ambrion genippt. Und das Lokal gefiel ihm weiterhin nicht.
Er kehrte mit seinem Blick wieder zu den drei Sterblichen zurück, die zusammen mit Rabba Nix ein wenig abseits von ihm saßen und schweigend tranken. Jetzt, da sie ihre Kapuzen abgenommen hatten, konnte Slyman ihre Gesichter sehen. Der kleinste, der rechts von ihm saß, war auch der jüngste von ihnen. Er musste unter vierzig sein und im Unterschied zu den beiden anderen trug er keinen Bart. Die Haare in einem schönen Kupferton fielen ihm bis auf die Schultern und die Spitze jeder Haarsträhne war schwarz gefärbt. Seine Augen waren tiefbraun und eine einzige feine Falte zog sich über seine sonst glatte Stirn. Der zweite, er saß ein wenig näher bei Rabba Nix, war etwas größer und hatte eine dunklere Hautfarbe, zu der seine goldbraunen Haare einen seltsamen Kontrast bildeten. Er hatte graue Augen, die streng blickten, und sein Kinn zierte ein dichter Bart. Der Dritte dagegen - er schien das Sagen zu haben - war hochgewachsen, muskulös und wirkte wie ein Kämpfertyp. Pechschwarze wellige schulterlange Haare umgaben sein knochiges bleiches Gesicht mit den dunklen Augen. Eine schmale weißliche Narbe zog sich über seine Wange und zeichnete eine deutlich sichtbare Linie in den spärlich sprießenden braunen Bart. Nun setzte er den leer getrunkenen Krug mit einem dumpfen Knall auf dem Tisch ab und wandte sich wieder an Rabba Nix.
»Also, dann reden wir«,
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