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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Dreck verklebt waren, bewegten sich im Wind und wirkten so wie ein letztes Lebenszeichen. Der Einsame erinnerte sich, dass der Regent einen jungen Sohn hatte, daher glaubte er zu wissen, wer dieser Tote war. Im Umkreis von vielen Meilen schien
es keinen einzigen Ewigen mehr zu geben, der noch am Leben war.
    Der Einsame unterdrückte in seiner Kehle einen tränenlosen Seufzer. Angesichts dieses Massakers fühlte er sich völlig ausgebrannt und leer. Er drehte sich zu Viridian um,Verzweiflung lag in seinen violetten Augen. »Alle tot!«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun. Lass uns zurückgehen.«
    Schweren Herzens kletterten sie den Schroffen wieder hinab.
    Viridian war völlig erschüttert. »Was machen wir jetzt, Mardyan? Was machen wir nur?«, sagte er auf dem ganzen Weg zurück.
     
    »Also, was machen wir?«, wiederholte Viridian später bei einem Lagerfeuer aus ihren letzten Holzvorräten. Er klang immer noch flehentlich, aber zumindest schien er sich teilweise von seinem ersten Schock erholt zu haben. Seine Hände zitterten nicht mehr, aber man sah, dass er immer noch aufgewühlt war. Obwohl der Einsame es nicht wollte, hatte Viridian darauf bestanden, die Droqq über das zu informieren, was sie gesehen hatten. Die Nachricht schien die allerdings nicht weiter zu erschüttern, nach Aussage von Viridian tat es ihnen nur leid, dass sie nicht schon an der Schlacht hatten teilnehmen können. »Sie brennen darauf zu töten«, sagte Viridian finster. Doch der Einsame konnte sich darüber nicht freuen. Alles in ihm sträubte sich gegen ein weiteres Massaker, auch wenn er sich wünschte, dass ihr niederträchtiger Feind geschlagen würde.
    »Nicht dass die Behaarten uns noch nachts hinterrücks erschlagen!«, sagte er düster.
    »Jetzt rede keinen Unsinn, Mardyan!« rief Viridian aus. »Ich bin ein Gott, schon vergessen?« Einen Moment lang erschien ein Lächeln auf seinem bekümmerten Gesicht, doch genauso schnell verschwand es wieder. »Also, was tun wir?«

    »Wir denken nach«, sagte der Einsame leise. Es war unmöglich zu ergründen, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging.
    »Nachdenken? Worüber?«
    »Über unsere Lage. Die Grenzregion ist mit Sicherheit verloren, und ich denke, das gilt auch für die Ödnis, denn die nächsten Festungen mit Syrkun an der Spitze befinden sich jenseits der Wüste. Das ist Punkt eins. Punkt zwei: Hier kommen wir auf keinen Fall runter. Deine Behaarten mögen noch so gute Krieger sein, aber es sind nicht mehr als achthundert, und du hast ja gesehen, wie zahlreich der Feind ist. Somit müssen wir von der geplanten Route abweichen. Punkt drei: Ich will nicht durch die Ödnis ziehen. Wir wissen nicht, wie die Lage in Syrkun ist, aber eines ist gewiss: dass wir uns keine Verluste erlauben können.« Nach diesen Worten schwieg er und schaute Viridian an, ob der ihm zustimmte.
    Viridian war ebenfalls still und überlegte, ob es irgendwelche Alternativen gab. »Wir könnten zunächst hier auf der Seite der Unbekannten Länder nach Süden ziehen und uns erst später nach Westen wenden«, schlug er schließlich vor.
    Der Einsame nickte ernst. »Ich hatte gehofft, dass du so etwas sagen würdest. Kennst du den Weg?«
    »Mehr oder weniger«, antwortete Viridian und zuckte mit den Schultern. »Aber die Droqq kennen ihn ganz bestimmt.«
    Der Einsame schnaubte empört auf. »Ich traue deinen Droqq nicht im Geringsten und das weißt du genau!«
    »Du tust ihnen unrecht«, entgegnete Viridian. »Du solltest ihnen vertrauen. Sie kennen sich hier aus, nicht ich. Und sie sind zuverlässig, das kann ich dir versichern.«
    Der Einsame stieß zwischen den zusammengepressten Lippen einen Laut aus, das ebenso gut Zustimmung wie mangelnde Überzeugung ausdrücken konnte.
    »Aber mir traust du doch?«, fragte plötzlich Viridian und zog eine Augenbraue hoch.

    »Dir schon«, antwortete der Einsame. Dabei flüsterte er beinahe.
    »Weil ich ein Ewiger bin, nicht wahr? Nur deswegen.«
    Da schüttelte der Einsame entschieden den Kopf. »Nein«, sagte er, »ich traue dir, weil ich weiß, wer du bist.«
    »Du denkst nur, du weißt es«, erwiderte Viridian.
    »Ich weiß es«, stellte der Einsame im Brustton der Überzeugung fest. »Du bist Albatars und Livadriens Sohn. Das genügt mir.«
    »Also traust du mir bloß, weil ich der Sohn meines Vaters bin.«
    »Lieber Junge, dein Vater war mein Bruder«, sagte der Einsame. »Und ich sage es dir gerne noch einmal: Das

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