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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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vorsichtig darauf zu. Wie er gehofft hatte, führte der Geruch ihn bis zu den Überresten des Dorfes, das sie vor drei Tagen niedergebrannt hatten. Einen Augenblick lang verharrte Werzaz geduckt auf einer Hügelkuppe und beobachtete den Weiler.
    Von den Häusern waren nur mehr geschwärzte Trümmer und Aschehaufen übrig. Nichts schwelte mehr sichtbar, aber unter der Asche lebte noch der ein oder andere Funke, sonst wäre der Geruch nach Rauch nicht so stark gewesen.
    Von den Bewohnern des Dorfes war nirgendwo etwas zu sehen, so wenig wie von den Bitanern, die sie zur Unterstützung geholt hatten. Sie mussten in anderen Siedlungen untergekommen sein.
    Werzaz hoffte, dass diese Jäger sich inzwischen alle für die Nacht zurückgezogen hatten und ihre Suche erst morgen fortsetzten, und zwar irgendwo anders, nachdem sie die Höhle verlassen vorgefunden hatten. Zumindest fände er von hier aus den Unterschlupf mühelos wieder.
    Werzaz raffte sich auf und folgte eilig dem Weg, den er mit Gibrax in der Nacht des Feuerfestes zurückgelegt hatte. Wann immer er über eine Hügelkuppe kam, erahnte er am östlichen Horizont schon einen blassen, rosa Streifen. Er ging schneller, denn er wollte sich nicht wieder vom Morgengrauen überraschen lassen, auch wenn diesmal kein Troll bei ihm war.
    Dicht vor der Höhle hielt er unvermittelt inne.
    Der Geruch von Blut lag in der Luft, und ein schwacher Hauch von Tod!
    Wie konnte Blut geflossen sein, wenn die Bitaner eine leere Höhle vorgefunden hatten?
    Unsicher griff Werzaz nach seinem Dolch und der Wurfaxt. Die Nachtalbe und das Rattenvolk! Er zuckte zusammen. Waren seine Gefährten womöglich zurückgekommen und ahnungslos von den Bitanern überrascht worden?
    Werzaz stürmte los und schwang die Waffen. Krachend brach er durch das Gestrüpp und sah eine gerüstete Menschengestalt vor dem Höhleneingang stehen. Schon holte er mit der Axt aus, als er das feine Summen in seinem Schädel wahrnahm und die Übelkeit in seinem Leib. Es dauerte eine Zeit lang, bis das Grauen, das einen Wardu stets begleitete, durch seinen aufgewühlten Verstand drang.
    »Baskon!«, rief er.
    Die Nachtalbe trat hinter dem Wardu aus der Höhle. »Sieh an«, sagte sie. »Da wagt sich ja auch unser kleiner Deserteur wieder zurück!«
    Zorn brandete in Werzaz auf, und der einzige Grund, warum er die erhobene Axt nicht gleich auf die Albe schleuderte, war Baskon, der immer noch neben ihr stand und der den Angriff missdeuten mochte. Der Berg von Leichen, den Werzaz jetzt hinter einem Busch aufgetürmt sah, stellte eine Warnung dar, die selbst ein Goblin verstand.
 
    »Da sind ja auch die kleinen Heimtücker«, stellte Werzaz fest. »Was drücken wir uns dann noch hier herum?«
    Inzwischen hatten sich alle Gefährten vor der Höhle versammelt, und Werzaz brauchte eine Weile, um die richtigen Schlüsse zu ziehen: »Bei Leuchmadan! Diese Fladenwühler haben's in den Dreck gesetzt. Wir sollten ihnen den Hals umdrehen!«
    »Im Augenblick würde mich eher interessieren, was du hier angerichtet hast«, bemerkte Daugrula kühl.
    Werzaz blickte von einem zum anderen. Baskon wandte sich ab. »Ihr mögt schwatzen oder sonstwie die Zeit verbringen. Ich gehe. Rujan fliegt nicht gern bei Tageslicht.« Er schritt davon.
    »Sollen wir wirklich hier in der Höhle bleiben?«, gab Wito zu bedenken. »Es sind Bitaner entkommen. Sie werden mit Verstärkung zurückkehren.«
    »Halt's Maul, du Trollkötel«, sagte Werzaz. »Du bleibst genau da, wo man es dir befiehlt.«
    Alle Augen richteten sich auf den Goblin. Die Nachtalbe musterte ihn schweigend und eindringlich.
    »Der Troll wollte unbedingt raus«, rang sich Werzaz schließlich eine knappe Erklärung ab. »War eben ein Dungschädel, was soll ich machen? Dann sind diese Bitaner gekommen, und ich musste mir ein anderes Versteck suchen.«
    Daugrula seufzte. »Meinetwegen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wichtig ist nur, dass wir einen Plan haben. Baskon hat die Bitaner erst einmal vertrieben, und sie brauchen hin und zurück mehr als einen Tag, wenn sie in der Stadt Verstärkung holen wollen. Also dürften wir heute in der Höhle sicher sein. Kommt.«
    Sie machte kehrt, und die Gnome folgten ihr eilig, um nicht mit dem Goblin allein draußen zu bleiben.
    »Ich bin kein Deserteur«, rief Werzaz hinter ihnen her. »Ich musste die Höhle verlassen, aber ich habe geschaut, ob ihr zurück seid. Ich bin Leuchmadan treu.«
    Niemand antwortete ihm. Licht sickerte über die Landschaft, und

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