Gefallene Sonnen
eine Gewitterwolke auf Beinen durchs Zimmer stapfte. Orli erkannte Rlinda Kett, die die Unersättliche Neugier geflogen und Orli und ihren Vater von Dremen zum Transportal-Zentrum gebracht hatte.
»Natürlich erinnere ich mich an dich, junge Dame«, sagte Captain Kett, nachdem Orli sie begrüßt hatte. »So wie die Dinge jetzt beschaffen sind, bedauere ich, euch nach Rheindic Co gebracht zu haben. Ihr wärt besser auf Dremen geblieben.«
Orli sah den kummervollen Roberts an. »Ich bedauere, dass Sie durch uns in eine solche Lage geraten sind, Captain.«
»Lässt sich jetzt nicht mehr ändern.« Er klang sehr müde. »Ich hätte ohnehin nicht anders gehandelt. Eigentlich sollte man ein wenig Dank vom Militär erwarten.«
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Vielleicht mit einer Aussage, die bestätigt, dass Sie ein guter Mensch sind? Ich könnte ein so genannter Charakterzeuge für Sie sein.«
»Er hat Charakter, so viel steht fest«, sagte Rlinda. »Aber bei diesem Militärgericht gelten nicht die uns bekannten Regeln. Man scheint nur an einer Verurteilung interessiert zu sein.«
»Ich bin völlig fertig«, sagte Roberts. »Warum wartet das Gericht nicht, bis Admiral Stromo mit den Untersuchungsergebnissen zurück ist? Wenn der TVF das ganze Ausmaß der Bedrohung klar wird, hat sie bestimmt Besseres zu tun, als ein Verfahren gegen mich anzustrengen.«
»Es tut mir wirklich Leid«, betonte Orli noch einmal.
»Sei unbesorgt, junge Dame.« Rlinda klopfte ihr auf die Schulter. »Es wird alles gut.«
Captain Roberts setzte sich auf. »Belüg das Mädchen nicht, Rlinda. Es hat schon genug hinter sich.«
Rlinda lächelte weiterhin, als sie Orli fortschickte. »Du solltest jetzt besser gehen, damit du den Shuttleflug nicht versäumst, junge Dame. BeBob und ich müssen noch unsere Strategie besprechen.«
82 RLINDA KETT
Weniger als vier Stunden nach Branson Roberts’ Verhaftung fand eine Anhörung statt. Rlinda drohte damit, sich mit Handschellen an BeBob zu fesseln, wenn man ihr nicht gestattete, ihn zu begleiten. Mit den Schultern stieß sie Wächter aus dem Weg und betrat zusammen mit ihrem ExMann einen fensterlosen Kellerraum.
BeBob ging zu seinem Platz, wirkte dabei hoffnungslos und resigniert. Rlinda gab ihm einen Stoß in die Rippen, und daraufhin straffte er die Schultern.
Der ihm zugewiesene Anwalt saß am Tisch der Verteidigung. Zweimal hatte er sich kurz mit BeBob getroffen, nur um ihm Informationen von der TVF zu bringen. Lanyans Mitteilungen wiesen darauf hin, dass ein »Verfahren« eigentlich gar nicht nötig war, weil niemand die Fakten infrage stellte.
Rlinda war natürlich anderer Ansicht.
Sie warf dem Anwalt nur einen kurzen Blick zu, bevor sie vortrat und General Lanyan und zwei andere Offiziere ansah. Sie trugen makellose Uniformen, obwohl die Medien nicht über diese Anhörung berichteten.
Lanyan runzelte die Stirn. »Sie sind nicht geladen, Ms. Kett.«
»Ich werde Captain Branson Roberts verteidigen.« Sie sah zu dem verdutzt wirkenden Anwalt. »Und zwar besser als Ihre Marionette dort. Ich habe den Angeklagten wenigstens angehört. Man sollte meinen, dass darin der erste Schritt der Verteidigung besteht.«
Der Anwalt schnaufte. Die beiden anderen Offiziere am Tisch lachten leise, bis Lanyan sie mit einem strengen Blick an ihre Manieren erinnerte.
»Dies ist kein Verfahren in dem Sinne, Ms. Kett«, sagte der General.
»Es heißt Captain Kett.« Rlinda trat noch etwas näher. »General, ich möchte Sie daran erinnern, was Captain Roberts für die Hanse getan hat. Sie selbst haben ihn als Köder verwendet, um den Roamer-Piraten Rand Sorengaard zu fassen. Wissen Sie noch? Er hat sein Leben für Sie riskiert.«
Lanyan ließ sich davon nicht beeindrucken. »Sie und Captain Roberts haben vom Ende der Sorengaard-Angelegenheit ebenso profitiert wie alle anderen. Er kann wohl kaum mit Milde rechnen wegen etwas, das vor acht Jahren geschah.«
Rlinda berichtete davon, wie die meisten ihrer privaten Handelsschiffe von der TVF requiriert und für militärische Zwecke eingesetzt worden waren. BeBob hatte gegen seinen Willen gefährliche Erkundungsmissionen durchführen müssen und anschließend, mit dem Segen des Vorsitzenden Wenzeslas, bei der Klikiss-Kolonisierungsinitiative geholfen, indem er die neuen Siedlungen mit Ausrüstungsmaterial versorgte. Bei einem jener Flüge hatte er das Massaker von Corribus entdeckt.
Aus reiner Verzweiflung hatte Rlinda erneut versucht, den Vorsitzenden dazu zu
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