Geheimauftrag: Liebe
war.
»Gut.« Nicholas betrachtete das Päckchen, prüfte die Siegel und nickte dem Mann zu. »Wenn Sie Ihr Pferd zum Stall gebracht haben, kommen Sie bitte zum Haus. Norris hier wird sich um Sie kümmern.«
»Danke, Mylord.« Mit einer Verbeugung zu Nicholas und einer weiteren für Penny und Charles führte der Mann sein Pferd um das Haus herum in Richtung der Ställe.
Nicholas klemmte sich die Ledertasche unter den Arm.
Charles beugte sich in seinem Sattel vor und sagte: »Mir war gar nicht bewusst, dass Sie hier nicht nur Urlaub machen.«
Penny nahm den gefährlich sanften Unterton in seiner Stimme wahr und fragte sich, ob Nicholas es ebenfalls bemerkt hatte. Er wirkte leicht nervös.
»Nur ein paar Sachen, zu denen man meine Meinung hören möchte.« Mit einem schwachen Lächeln und einem Nicken ging er ins Haus.
Charles sah ihm nach, dann schaute er sie an. »Lass uns gehen.«
Sie ritten los. Dieses Mal allerdings nicht wie übermütige Kinder, sondern wie nachdenkliche, verantwortungsbewusste Erwachsene.
Unterwegs begegneten sie Julian Fothergill, der gerade über ein Gatter stieg, als sie auf die Straße nach Fowey einbogen.
Er sah sie und blieb auf dem Zaun sitzen. Sobald sie herankamen, salutierte er.
»Guten Morgen!«
Penny zügelte ihre Stute und blieb stehen. »Guten Morgen. Haben Sie heute schon Vögel beobachtet?«
Zwei Ferngläser hingen um seinen Hals. »Allerdings.« Er deutete über die Straße zu der Stelle, wo der Pfad, auf dem er unterwegs war, weiter zum Meeresarm führte. »Ich möchte mich an der Flussmündung umsehen, ob es dort ein paar gute Beobachtungsstellen gibt. Mir wurde von einem Streifen Marschland berichtet, wo man immer wieder seltene Arten entdecken kann.«
Charles nickte zum Gruß. »Am Ufer wächst dichtes Buschwerk – die Marsch erstreckt sich dahinter, ist bei Flut jedoch unter Wasser. Seien Sie vorsichtig.«
Fothergill lächelte. »Danke.«
»Hatten Sie denn schon Glück?«, erkundigte sich Penny, die hoffte, Fothergill dazu bewegen zu können, mehr von sich zu verraten. Wenngleich es ihr schwerfiel oder gar ausgeschlossen erschien, sich diesen Mann mit seinem heiteren Wesen als Mörder vorzustellen, musste sie streng nach Plan vorgehen und alle fünf Besucher unter die Lupe nehmen.
»O ja. Erst gestern habe ich eine Mantelmöwe gesehen und …« Fothergill strahlte förmlich vor Eifer, während er seine verschiedenen Beobachtungen beschrieb.
»Da haben Sie aber eine ganz schöne Wegstrecke zurückgelegt«, sagte Charles. »Bis zu den Klippen, denn sonst sieht man diese Möwen nicht.«
Fothergill nickte. »Stimmt, bislang habe ich den Hauptteil meiner Tage in der Nähe der Klippen verbracht. Jetzt arbeitete ich mich langsam zum Mündungsarm vor und will dann flussaufwärts. Genau genommen«, fuhr er fort, »bin ich froh, Ihnen begegnet zu sein – Sie kennen sich doch beide bestens in der
Gegend hier aus. Ein weiteres Steckenpferd von mir ist nämlich die Architektur, und ich frage mich, was wohl die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind.«
»Restormel Castle sollte man sich nicht entgehen lassen«, antwortete Penny, ohne zu zögern. »Die Ruinen sind sehenswert, nicht nur wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung, sondern auch wegen ihrer Bauweise. Es gibt viel zu sehen. Danach …« Sie schaute zu Charles.
»Die Abbey – Restormel Abbey, mein Haus – liegt auf der anderen Seite des Flusses gegenüber der Burgruine. Filchett, mein Butler, wird nur zu gerne bereit sein, Sie herumzuführen. Er kennt die Geschichte des Gebäudes so gut wie ich. Und die Architektur ist noch interessanter.«
»Selbstverständlich können Sie auch jederzeit auf Wallingham Hall vorbeischauen«, erklärte Penny. »Ich bin sicher, Lord Arbry hat keine Einwände. Es gibt einen sehr schönen Kamin von einem namhaften Künstler im Salon, und das Musikzimmer gilt gemeinhin als bemerkenswert.« Sie wartete einen Moment, fügte dann hinzu: »Looe House ist ein weiteres architektonisch interessantes Gebäude, aber Sie werden dorthin reiten müssen – zu Fuß ist es zu weit. Es liegt ein gutes Stück von hier entfernt an der Straße nach Polperro. Die Besitzer, die Richards, heißen interessierte Besucher immer willkommen.«
»Vielen Dank!« Fothergill strahlte sie an mit offener Miene und offenem Blick. »Sie sind mir eine große Hilfe.«
Domino wurde unruhig, und Charles zog fester an den Zügeln. »Ich fürchte, wir können nicht länger bleiben, denn wir haben eine Verabredung in
Weitere Kostenlose Bücher