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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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spendete ausreichend Licht, um mich in dem Raum umzusehen, wo ich fast gestorben wäre. Die Schlangenfrau war fort, genauso wie die Schlangen. Auf dem Boden waren immer noch die dunklen Flecken von Glorias Blut zu erkennen. Dahinter wartete eine Tür auf mich. Ich ging an der Theke entlang an den Flecken vorbei. Die Polizei hatte den Tatort vermutlich gesäubert, aber ich wollte ihn nicht zusätzlich kontaminieren, falls das nicht längst passiert war.
    Die Hintertür war mit einem kniffligen Schloss ausgestattet. Ich klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Türblatt. Stahl. Ein großes Schloss mit ein paar frisch aussehenden Kratzern auf dem Metall. Die PAD schien einen Schlüsseldienst beauftragt zu haben, es zu öffnen. Ich probierte den Türknauf. Er ließ sich mühelos drehen. Die Tür schwang auf. Dahinter war nur Dunkelheit. Ich trat hinein, schloss die Tür hinter mir und tastete an der Wand nach einem Lichtschalter. Meine Augen kamen gut mit sehr wenig Licht klar, aber hier herrschte absolute Finsternis. Kein Mondlicht bedeutete keine Fenster, also würde mich niemand von draußen sehen.
    Es roch nach Jasmin, der gleiche dunkle, betörende und bedrohliche Duft, den ich schon einmal wahrgenommen hatte. Ich hörte nichts. Kein Geräusch außer meinem Atem störte die Stille.
    Meine Finger streiften den Lichtschalter. Eine Reihe Einbauleuchten an der Decke flammte auf. Ich stand in einem langen rechteckigen Raum. Vor mir zogen sich vier stabile Regalreihen fast durch die gesamte Länge, bis zu einer weiteren Tür auf der Hinterseite. Krimskrams jeder Art füllte die Regale. Eine Sammlung aus beigefarbenen Steinkugeln, von der Größe einer Grapefruit bis zu der eines Basketballs. Ein seltsamer Apparat mit einem langen Metallstab in der Mitte, auf den Metallreifen von einem halben Meter Durchmesser aufgezogen waren. Ein Dutzend leere Flaschen – grün, gelb, braun und klar – steckten kopfüber und schräg in Löchern von Ringen. Ein Speer mit einer stilisierten Metallblume als Handschutz. Eine mit Ketten umwickelte Laterne. Ein Fischnetz, das an einem Haken an einem Regal hing. Uhren, die aus irgendeinem dunklen Holz geschnitzte Büste eines Affen, ein alter Taucherhelm, eine Violine, eine ägyptische Katze neben einer Messingwaage, die Tracht eines katholischen Priesters mit purpurner Stola … eine Zusammenstellung ohne Sinn und Verstand. Keine Anordnung nach Kategorien, keine Kennzeichnungen an den Regalen.
    Ein Sammelsurium von Gerümpel, von einer dicken Metalltür geschützt. Das konnte nur bedeuten, dass das Gerümpel magisch aufgeladen war.
    Ich blinzelte zur Tür in der gegenüberliegenden Wand. Davor hing eine Metallkette, die mit einem schweren Schloss gesichert war. Der PAD schien es an Zeit oder den nötigen Experten gefehlt zu haben, denn es sah aus, als wäre das Vorhängeschloss nicht angerührt worden. Ich schlich auf Zehenspitzen zwischen zwei Regalen hindurch zur Rückseite des Raums.
    An dem Schloss bemerkte ich ein kleines schwarzes Rad. Es war mit einer Zahlenkombination gesichert. Großartig.
    Ich griff nach der Kette und zog daran. Kleine schwarze Punkte erschienen vor meinen Augen. Meine Nase fühlte sich feucht an, als würde sie bluten.
    Das Metall gab mit einem gequälten Kreischen nach, und die Kettenglieder zerrissen.
    Ich wischte mir die Nase am Ärmel ab. Kein Blut.
    Ich zog die Kette aus den Ösen an der Tür und drückte sie auf. Dahinter lag ein kleines Büro: ein Schreibtisch, darauf ein Computer und ein Telefon, Regale voller Akten und eine hohe Glasvitrine. In der Vitrine wurde ein Stab aufbewahrt, der von zwei Metallhaken gehalten wurde. Er war etwa zwei Meter lang, mit einem schimmernden polierten Schaft aus braunem, gealtertem Holz. Bei etwa anderthalb Metern ging das Holz in Elfenbein über, das sich zu einer komplexen Struktur entfaltete, die mir seltsam vertraut vorkam. Ein wildes männliches Gesicht mit langem Schnurrbart war ins Elfenbein geschnitzt worden, gefolgt von mehreren Reihen kyrillischer Buchstaben, die man ins Holz geritzt hatte.
    Kyrillisch. Ich überlegte, wie es wohl Roman ging.
    Ich trat an den Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Er startete mit leisem Surren. Daten rollten über den Bildschirm, irgendwelche sinnlosen mathematischen Symbole, dann öffnete sich das Login-Fenster und wartete auf ein Passwort.
    Mal sehen. 123456.
    Der PC piepte, und das Fenster baute sich neu mit einer roten Warnung auf. Zugang verweigert.
    12345678?
    Wieder

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