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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Ich wusste es damals noch nicht, weil ich jung und dumm war, aber die Art von großer Liebe, nach der ich suchte, war zu dieser Zeit für mich noch nicht möglich. Ich wusste nicht einmal, wie ich selber sein wollte, und erst recht nicht, was ich von einem Mann brauchte. Aber ich wollte die Liebe, die ich verloren hatte, also kam ich auf eine geniale Idee: Ich wollte schwanger werden und ein Kind bekommen. Ein Baby würde mich bedingungslos lieben, weil ich seine Mutter war. Wir würden eine kleine Familie sein. Es würde wieder genauso sein, wie es war.«
    »Es ist niemals genauso, wie es war.«
    »Das weiß ich jetzt, aber damals war ich egoistisch und verletzt und sehr jung. Etwa zu dieser Zeit lernte ich Ascanios Vater kennen. John war ein Traum. Ein wunderschöner Mann. Und ein Bouda wie ich. Ein wenig passiv vielleicht, aber er war nett und anständig. Es war ein großer Spaß, ihn zu verführen, und nachdem ich es getan hatte, machte er alles, was ich ihm sagte. Es war völlig in Ordnung, dass ich das Kommando hatte. Wir waren zwei Monate zusammen, als ich schwanger wurde. Ich war so glücklich. Als ich es ihm sagte, weinte er.«
    »Er weinte? Vor Freude?«
    »Eher vor Entsetzen.«
    »Oh nein.«
    Martina nickte. »Ja, das hätte mir zu denken geben sollen. Offenbar ist John in dieser religiösen Sekte aufgewachsen, die irgendeinen frei erfundenen Gott verehrte, und man hatte ihn für eine einjährige Pilgerreise in die Welt hinausgeschickt. Er kam damit klar, dass er mit mir ›gesündigt‹ hatte – wahrscheinlich, weil ich im Sündigen sehr gut war und es ihm gefiel –, aber ein Kind brachte ihn aus dem Konzept. Wir konnten kein Kind haben, das in Sünde gezeugt wurde, und er wollte mich nur heiraten, wenn wir zurückkehrten und uns von seinem Propheten vermählen ließen. Der Haken an der Sache war, dass ich mit besagtem Propheten hätte schlafen müssen, um meinen Körper zu reinigen.«
    »Nein«, sagte ich. »So was geht gar nicht.«
    »Das war auch meine Reaktion. Es ist mein Körper, und ich wollte mich nicht auf diese Weise missbrauchen lassen. Und dadurch wurde mir sehr schnell klar, dass John als Ehemann und Vater nicht geeignet war. Ich sagte ihm, dass er frei war, mich zu verlassen. Ich würde auch allein mit meinem Baby zurechtkommen. Aber dann änderte John seine Meinung und blieb. Ich hätte ihm sofort den Kopf abreißen sollen, aber ich Dummerchen dachte, er hätte sich wieder gefangen, weil er mich liebte. Dann kamen die Wehen. Im Krankenhaus hatte man nie zuvor mit einer schwangeren Gestaltwandlerin zu tun gehabt, und meine Niederkunft war eine langwierige und schreckliche Angelegenheit. Dann hielt ich Ascanio in den Armen und wusste, dass es sich gelohnt hatte. Er war ein wunderschönes Baby. Damals hatte ich ein französisches Buch über einen Bildhauer gelesen, der einen unglaublich hübschen Lehrling hatte, dessen Name Ascanio war. Da wusste ich, wie ich mein Baby nennen würde. Nach all den Strapazen gaben mir die Krankenschwestern ein Beruhigungsmittel. Als ich wieder aufwachte, war mein hübscher Junge fort. John hatte ihn mitgenommen.«
    »Was?«
    »Er brachte ihn zu seiner Sekte. Er hinterließ mir eine Nachricht, der Schleimscheißer. Darin stand, dass er nicht zulassen dürfe, dass sein Sohn in Sünde aufwächst, und da Ascanio unschuldig war, würde er ihn fortbringen, aber ich könne nicht mitkommen, weil ich von unserer Sünde beschmutzt sei.«
    »Ich hätte ihn getötet. Ich hätte ihn auf der Stelle ermordet.«
    »Ich habe es versucht«, sagte Martina. »Ich habe jahrelang nach ihm gesucht. Schließlich war ich verbittert und gebrochen, und das war der Moment, als Tante B mir über den Weg lief. Sie war auf irgendeiner Reise. Ich war völlig fertig. Ich hatte mich seit Jahren nicht mehr in meine Tiergestalt verwandelt. Ich sah keinen Sinn mehr darin. Es würde mich nur in Schwierigkeiten bringen. Sie bedrängte mich: ›Komm mit und lebe unter deinesgleichen. Du musst überhaupt nichts tun. Komm einfach nur mit, leb eine Weile bei uns, und wenn es dir nicht gefällt, kannst du jederzeit wieder gehen.‹ Schließlich folgte ich ihr. Es spielte sowieso keine Rolle. Und hier taute ich dann langsam, Stück für Stück auf. Dann kam der Ruf. Der Prophet der Sekte hatte entschieden, dass mein Junge ihm zu viel Konkurrenz machte und in seinem Harem wilderte. Also rief er uns, damit wir ihn holten. Was wir dann taten.«
    »Und John?«
    »Er war vor einer Weile gestorben. Und das war

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