Geheimes Verlangen
braucht nur leicht ihr Hemd hochzuziehen, und schon gleitet er liebevoll in sie hinein.
S chon bald wird er verreisen. Sie steht über ihm, völlig entkleidet, die Wärme der Gasheizung umschmeichelt ihre Waden. Sie blickt an ihrem Körper hinab: ihren Brüsten, ihrem Bauch. Sie denkt daran, wie er im Flugzeug sitzt: seine langen Beine unbequem eingeklemmt, mit Kopfschmerzen. Er versucht, eine Schlafposition zu finden. Er hat die ganze Zeit über seine Reise geredet, und sie hat ihm zugehört und sich bemüht, interessiert zu wirken. Seine Hüften sind zwischen ihren Knöcheln eingeklemmt, trotzdem fühlt er sich bereits weit weg. Er hat gesagt, dass ihm das Reisen nichts ausmacht, dass er überall und jederzeit schlafen kann, doch sie sieht ihn immer nur vor sich, wie er sich völlig übermüdet schlaflos hin und her wirft. Sie fragt sich, ob sie sich nicht ein Bild von ihm macht, das ihr mehr zusagt als die Wirklichkeit.
Doch im Augenblick lacht er. »Was ist?«, fragt sie.
»Schau dich mal an«, sagt er. Er lacht wie ein übermütiges Kind, rekelt sich auf einer zerwühlten, luxuriösen Felldecke. Er blinzelt, sieht zu ihr auf und umfasst mit gespreizten Fingern ihre Schienbeine. Ihre Beine erinnern ihn an eine braune Landstraße; die Wärme, die sie abstrahlen, ist wie das Sonnenlicht auf einem Feldweg; ihre Knie sind wie glatte Feldsteine. Sein Blick ist ein Käfer, der auffliegt, herumkrabbelt. Ihre Scham erinnert ihn an ein Seidentäschchen, das mit Stickereien, Achat, Diamanten und Perlmuttpailletten verziert ist. »So habe ich dich noch nie gesehen«, sagt er kichernd. »Wie im Kopfstand.«
Sie grinst, posiert unbekümmert, die Hände in die Hüften gestützt. Ihre roten Nippel sind erigiert, anders kennt er ihre Brustwarzen überhaupt nicht. Er liebt es zu sehen, wie ihr Körper für ihn entbrennt, muss unwillkürlich an Kobras und Pfauen denken. Sie präsentiert ihm ihren Körper von der schönsten Seite, spielt sämtliche Trümpfe der Verführung aus. Immer wenn er einen Finger in sie hineingeschoben hat, ist sie für ihn bereit – also feucht – gewesen. Manchmal hat es ihm schier den Atem geraubt, dieses unersättliche Begehren, das sie ihm entgegenbringt. Aus dieser neuen Perspektive sieht an ihr alles anders aus als sonst: ihre Brüste gebieterisch, ihr Schamhaar ein schwarzes Schlachtfeld. Haarsträhnen verschleiern ihr Gesicht wie das Antlitz einer Märtyrerin auf einem Gemälde. Seine Freunde würden in ihr gewiss nicht viel sehen, sollte er sie ihnen einmal vorstellen. Sie ist so unauffällig, dass sich auf der Straße sicher niemand nach ihr umdreht: Doch für ihn ist sie ein Juwel. Ihre Augen sind Saphire, ihre Berührung Gold, ihr Schoß ist seine Schatzkammer. Er tastet sich mit der Hand an ihrem Bein hinauf, spielt mit ihrem Schamhaar, erkundet die geheimen Vertiefungen in ihrem Schritt. Er muss an Krustentiere denken, ihre rosa Farbe, die Schalen, von denen sie umschlossen sind. Sie hält sich am Kaminsims fest, lächelt geistesabwesend, zuckt gelegentlich zusammen – vor Lust, nicht vor Schmerz. In dem Leben, das er außerhalb dieser Mauern führt, taumelt er von Irrtum zu Irrtum, kann niemanden zufriedenstellen, wirft nur einen düsteren Schatten, wie ihm scheint. Doch hier ist er ein Engel. Hier ist ein Raum, den er wirklich auszufüllen vermag.
Sie stößt einen lauten Schrei aus und springt zur Seite – seine Hand hängt in der Luft, die Finger im Licht des Radiators matt glänzend. »Habe ich dir weh getan?«, fragt er höflich, obwohl er genau weiß, dass dies unmöglich der Fall sein kann. Sie ignoriert die Frage, steigt über sein Bein hinweg und lässt sich auf der Decke zwischen seinen Knien in die Hocke sinken. Sie streicht mit den Händen an seinen Waden entlang, ermuntert ihn, die Knie weiter zu öffnen. Er verschränkt die Hände hinter dem Kopf und blickt an sich hinunter, sieht seine breite männliche Brust, seinen flachen Bauch, seinen Schwanz, der vorwurfsvoll zu ihm hinaufweist und aus unerfindlichen Gründen beleidigt zu sein scheint. Sie spannt ihn einen Augenblick auf die Folter, bevor sie anfängt, sein Arschloch mit der Zunge zu berühren. Er bäumt sich auf, kneift die Augen zusammen. Oh, wie großartig, wie überwältigend. Beim ersten Mal war er noch schockiert gewesen – erschrocken und gekränkt. Einen furchtbaren Augenblick lang war er sogar den Tränen nahe gewesen, hatte sich wie ein gedemütigter Junge gefühlt. Ja, er hatte sich sogar dazu zwingen
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