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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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letzten Treffen, als würde er sich gar nicht mehr darum kümmern. Er hatte volle dunkelbraune Haare, die mir am besten gefielen, wenn er sie kurz trug. Ich liebte es, sie durcheinanderzuwuscheln, besonders, wenn er sie gerade mit viel Sorgfalt gestylt hatte. Jetzt waren sie ungewaschen, fast strähnig. Außerdem trug er einen Dreitagebart. Tim hatte einen ziemlich starken Bartwuchs. Er machte jeden Morgen ein Ritual daraus, sich zehn Minuten lang nass zu rasieren. Und wenn er mal keine Zeit dafür hatte, fühlte er sich den ganzen Tag unwohl. Er hatte sowieso jeden Morgen viel mehr Zeit im Bad verbracht als ich. Morgens nutzte ich jede Minute, die ich einsparen konnte, zum Schlafen. So waren wir uns nie in die Quere gekommen. Ich schlief, er duschte. Ich trank Kaffee, er rasierte sich. Ich taperte ins Bad, er verschwand still und leise, weil er wusste, dass ich morgens unausstehlich war. So unkompliziert war das gewesen. Mit uns. Damals.
    Ich wagte noch einen Blick auf Tim. Er trug eine blaue Jeans und den langen Ledermantel, den ich nicht mochte, weil er darin spießig aussah. Überhaupt kam er mir fast fremd vor, wie er so dastand, den Kopf leicht gesenkt, die Hände ständig in Bewegung. Ich hätte ihn berühren können. Nur ein paar Schritte, und ich hätte ihn berühren können. Mit ihm reden können. Endlich. Aber eine unsichtbare Grenze hinderte mich daran. Ich war hier und er da. Ich konnte nur heimlich beobachten und lauschen.
    Er überreichte Ecki ein ziemlich großes Paket, und ich zog schnell meinen Kopf zurück, bevor er sich umdrehte, um zu gehen. Ecki nahm das Paket entgegen und verabschiedete sich mürrisch, aber Tim fragte noch einmal nach, wie es mir ginge. Ich hielt die Luft an. Ecki konnte nicht ahnen, dass ich gerade mit einer schweren Grippe zu Hause im Bett lag. Mit einer einzigen falschen Bemerkung konnte er jetzt alles wieder zunichtemachen.
    »Wie soll es ihr schon gehen, wenn sie in so einem Zustand alleingelassen wird«, fuhr Ecki Tim an, und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    Tim stammelte etwas von »Ja, natürlich« und verließ schnell den Laden.
    Ich atmete auf, blieb aber im Hinterzimmer, für den Fall, dass Tim noch einmal zurückkam. Mit einem lauten Knall wuchtete Ecki das Paket vor mir auf den Tisch und fügte wütend hinzu: »Sie haben recht. Ich tu es zwar ungern, aber diesmal muss ich Ihnen recht geben. Der Bursche hat keinen Funken Verantwortungsbewusstsein in seinem Schädel.«
    Ecki schüttelte unentwegt den Kopf, während er sich einen Schnaps einschenkte.
    »Na ja, immerhin hat er mir ein Geschenk vorbeigebracht«, nahm ich Tim in Schutz, denn langsam kam ich mir fast ein bisschen gemein vor.
    »Ach, damit will er doch nur sein Gewissen beruhigen«, knurrte Ecki weiter und schüttete gleich einen zweiten Schnaps hinterher. Ich zuckte mit den Schultern und öffnete Tims Geschenk. Es waren nagelneue Inliner. Mir kamen die Tränen. Ich musste sofort wieder an unseren romantischen Abend im Café am Wald denken. Je länger wir damals orientierungslos durch die Gegend gefahren waren, desto mehr hatte ich mich über meine Inlineskater beschwert, die viel zu hart waren und meine Ferse wundgescheuert hatten. Tim hatte dann in dem Café die ganze Zeit über meine Füße massiert und mir scherzhaft versprochen, mir sofort neue Inlineskater mit weichem Innenschuh zu kaufen, wenn wir jemals wieder nach Hause finden würden. Und jetzt hatte er sein Versprechen eingelöst. Ich schniefte und zog mir die Inliner an. Sie waren wirklich bequem und saßen einwandfrei. Ich schniefte wieder, und als ich aufstand, um probeweise ein paar Runden durch den Laden zu drehen, sah Ecki mich entsetzt an.
    »Keine Angst, ich kann bremsen«, rief ich und stolperte fast über die Türschwelle.
    »Sind Sie verrückt? Sie ziehen diese Dinger jetzt sofort wieder aus!«
    »Gleich, ich will sie nur kurz testen. Ihr Linoleumboden wird es schon überstehen.«
    »Der ja. Aber ihr Baby vielleicht nicht!«
    Ich sah ertappt an mir herunter. Skaten war in den Schwangerschaftsbüchern wohl kaum unter der Rubrik unbedenkliche Sportarten zu finden. Ich setzte mich brav wieder hin. Ecki starrte mich immer noch streng an: »Ist es vielleicht möglich, dass Tim nicht die blasseste Ahnung davon hat, dass Sie ein Kind von ihm erwarten?«
    Ich lief rot an und beugte mich so tief es ging nach unten, um die Inlineskater wieder auszuziehen.
    Eckis Ton wurde schärfer: »Haben Sie es ihm nun gesagt oder

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