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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sprechen!«
    »Nein. Das tust du nicht. Nicht in diesem Ton. Verstehst du mich? Er geht fort. Er wird nicht zurückkommen.«
    Er starrte Denys an. Nicht zurückkommen ...
    »Der Rat hat einen Plan ausgearbeitet«, erklärte Denys, »der ihm eine Einrichtung drüben in Planys zubilligt. Es wird ihm nicht möglich sein, zu reisen. Er wird dich nicht anrufen können - eine ganze Zeit lang. Ich möchte nicht, daß du ihn aufregst, mein Sohn. Er wird sich morgen einer Ermittlung des Rats stellen müssen. Er muß da in einer Sitzung durchkommen. Verstehst du mich? Es ist sehr wichtig.«
    Es stimmte. Es war wirklich passiert. Er starrte in Denys' besorgte Augen mit dem Gefühl, daß die ganze Welt dem Chaos anheimfiel, sofern sie sich nicht zu einer schrecklichen neuen Form organisierte, in der niemand, den er liebte, Platz hatte.
    »Möchtest du das Beruhigungsmittel? Keine Tricks, Justin. Ich verspreche es dir. Gerade genug, um dich eine Weile ausruhen zu lassen, bevor du mit ihm redest.«
    Er zitterte. Und bekam es unter Kontrolle. »Nein«, erwiderte er. »Laß mich anziehen. Ich muß mich waschen.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden.« Denys tätschelte seine Hand. »Du kannst die Dusche am Ende des Flurs benutzen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen dir etwas zum Anziehen bringen.«
    Er nickte.
    »Ich werde Petros nach dir sehen lassen.«
    »Nein!«
    »Wenn du es allein schaffst. Wenn du zufrieden bist, ist alles in Ordnung. Niemand wird dir etwas tun. Du hast genug davon gehabt. Weiß Gott: Hast du Band-Flashbacks?«
    Die Frage löste einen aus. Oder eine schlichte Erinnerung. Er schämte sich dafür. Wie für eine dunkle, verkehrte Seite seines Selbst, die immer sehr stark - Ari ähnelte. Die - zum Teufel damit! - erfahren hatte, daß das, was sie tat - angenehm war. Er wollte auf keinen Fall, daß ein Psychotechniker diese Seite kennenlernte. Er wollte auf keinen Fall, daß Jordan je davon erfuhr, er wollte verhindern, daß sein Gesicht je verriet, was auf der dunklen Seite seines Innern vor sich ging. Und vielleicht jeder wußte.
    Ari hatte gesagt - daß sie Bilder hatte. Wenn Ari tot war - dann hatten die Ermittlungsbeamten des Hauses sie in den Händen. Dann hatten sie alles.
    Dann blieb ihm keine Würde mehr, außer sich zu weigern, ihr Wissen zur Kenntnis zu nehmen oder jemandem die Wahrheit zuzugeben.
    »Hör mir zu, mein Sohn.« Denys' Hand schloß sich wieder über seiner. Sie war weich und warm, und jeder menschliche Kontakt berührte Justin auf schreckliche Art. »Mein Sohn, ich kann nicht entschuldigen, was Ari getan hat. Aber an ihr war mehr als ...«
    Er schreckte zurück.
    Er sah, daß Denys ihn durchschaute. Sah die Gedanken, die sich in Denys' Augen widerspiegelten, und versuchte die Röte aus seinem Gesicht zu bannen. »... als du erfahren möchtest«, schloß Denys. »Ich weiß das. Hör zu. Hör mir zu! Versuche mir zu folgen ... In Ordnung?«
    »In Ordnung. Ich paß schon auf.«
    »Braver Junge. Hör mir jetzt zu. Jordie vertuscht das alles - uns und dir zuliebe. Er belügt die Presse und sogar den Rat. Er sagt ihnen, Ari habe ihm bei seiner Versetzung im Weg gestanden. Alle möglichen Gründe wären recht, nur die Wahrheit nicht - und sie können ihn nicht mit einer Psychosonde verhören. Du mußt verstehen, Justin - daß du ... er bist, ebenso wie du sein Sohn bist. Das belastet alles mit einer entsetzlichen Bürde, was zwischen dir und Ari passiert ist und was ... was ihn über die Stränge schlagen ließ. Es war eine alte Geschichte - zwischen ihm und Ari. Er  versteht, was mit dir geschehen ist. Bestimmt. Du weißt, wovon ich rede. Und er liebt dich sehr. Aber ein Teil davon ist sein eigener Stolz. Begreifst du? Jene von uns, die innerhalb dieser Mauern arbeiten - wir wissen, wie verworren und kompliziert selbst Elternliebe sein kann... in einem Moment, als er zu weit getrieben wurde. Alles, was er wollte, war verloren, dich ausgenommen. Und du kannst ihm alles übrige nehmen, was er noch hat - wenn du dort hineingehst, solange deine Gefühle außer Kontrolle sind. Ich möchte, daß du an Selbstbeherrschung gewinnst. Laß ihn fern von hier allein für sich etwas inneren Frieden finden. Laß ihn dafür sorgen, daß es seinem Sohn gut geht. Ihm zuliebe.«
    »Warum wollen sie mich nicht mit ihm gehen lassen?«
    »Weil du minderjährig bist. Wegen der Sicherheitsabsprachen. Weil ich, um ehrlich zu sein, Giraud nicht dazu bringen konnte, dem zuzustimmen. Aus Sicherheitsgründen, sagen sie immer

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