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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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beiden wie Taubenkrallen über die Querlatte gekrümmt, die Arme unterm Kinn, und wie Idioten grinsten.
    Mein Gott. Es war, als sei ihm ein Körperglied abgetrennt worden, und der Schock habe noch nicht das Gehirn erreicht, aber bereits seine Innereien aufgewühlt und ihm angekündigt, daß es noch schlimmer werden würde.
    Ari würde ihn jetzt rufen, daran zweifelte er wirk l ich nicht.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa, schlang die Arme um sich selbst und starrte auf die Muster im Furnier des Tisches, nur um nicht die Augen zu schließen und das Boot und den Fluß vor sich zu sehen.
    Oder an Ari zu denken.
    Nu r G rant? würde Merild fragen, wenn er den Telephonanruf erhielt. Merild würde beunruhigt sein. Merild mochte durchaus Reseune anrufen und Jordan zu sprechen versuchen; und das konnte sich Justin nicht leisten: Er versuchte sich zu überlegen, was er sagen würde, wie er es verbergen würde. Grant konnte Merild möglicherweise genug sagen, um Merild zu einer wie auch immer gearteten Rettung zu veranlassen; aber, o Gott, wenn Jordan etwas über Ari und ihn erfuhr, sei es von Grant, von Merild oder von Ari - und außer sich geriet...
    Nein. Jordan war zu vorsichtig, um etwas zu tun, ohne es sich vorher zu überlegen ...
    Die Zeit verging. Die Luft im Apartment fühlte sich so kalt wie der Frost draußen an; Justin wollte ins Bett gehen und sich die Decke über den Kopf ziehen, aber er bat den Haushälter, stärker zu heizen, und blieb im Wohnzimmer, rang darum, wach zu bleiben, aus Angst, er könnte einen Anruf über den Automatischen Haushälter verschlafen.
    Es kam keiner.
    Kleine Boote verließen den einen Hafen und gelangten nie zu einem anderen, das kam vor. Selbst erfahrenen Steuerleuten passierte das.
    Er dachte über jeden Schritt nach, den er getan, jede Wahl, die er gehabt hatte, immer und immer wieder. Er dachte daran, Jordan anzurufen, um ihm alles zu erzählen.
    Nein, sagte er sich. Nein. Er konnte das mit Ari erledigen. Jordan brauchte Hilfe, und die einzige Möglichkeit, damit es funktionierte, bestand darin, daß er nichts davon wußte.
     
    IV
     
    Ein Flugzeug flog über ihn hinweg. Grant hörte es selbst durch den beständigen Lärm seiner eigenen Motoren, und seine Hände schwitzten am Steuerrad, während er über die freie Mitte des Flusses fuhr, seine geringe Eigengeschwindigkeit von der Strömung erhöht. Er hatte keine Lichter an, nicht einmal die kleine Kartenlampe am Instrumentenbrett, aus Angst, man könne ihn bemerken. Er wagte es noch nicht, an Tempo zuzulegen, weil zu befürchten war, daß das Breiterwerden des Wallens und Kräuselns seines Kielwassers eventuelle Verfolger auf ihn aufmerksam machen würde.
    Das Flugzeug flog weiter und verlor sich im Dunkeln und der Ferne.
    Aber etwas später kam es zurück: Er sah es hinter sich den Fluß hinauffliegen, während ein Suchlicht über das schwarze Wasser tastete.
    Er gab Vollgas und spürte, wie aus dem leichten Wiegen des Boots eine zunehmende Vibration von Wellen wurde, als der Bug sich hob. Dann zum Teufel mit dem Kielwasser und den treibenden Baumstümpfen, die schon viele Boote in der Novaya Volga versenkt hatten.
    Wenn sie von Moreyville oder vom anderen Ende von Reseune aus Boote geschickt hatten, und wenn jemand auf diesen Booten eine Pistole hatte, konnten die Schüsse durch die Kabine gehen, die Dichtungen verhängnisvoll beschädigen, selbst wenn sie ihn verfehlten, oder den Rumpf durchschlagen und möglicherweise die Treibstofftanks treffen - aber seine Verfolger würden das Boot eher leckschlagen und ihn abbremsen, indem sie Kammern voll Wasser laufen ließen. Sie hatten sicher nicht die Absicht, davon war er überzeugt, ihn zu töten, wenn sie es vermeiden konnten.
    Er wollte auf keinen Fall Justin schaden, dazu war er vor allem entschlossen: nicht gegen Justin benutzt werden, auch nicht gegen Jordan. Und darüber hinaus hatte selbst ein Azi ein Recht, sich egoistisch zu verhalten.
    Das Flugzeug dröhnte direkt über ihm, tauchte das Deck in helles Licht, warf blendendes Gleißen durch die Kabinenfenster. Der Strahl strich einen Moment über ihn hinweg, bevor er ihn halbblind in der plötzlichen Dunkelheit zurückließ. Er sah, wie er die Bäume am fernen Ufer des Flusses beschien, das blasse Grau des heimischen Laubwerks vor dem Hintergrund der Nacht.
    Plötzlich fiel der Bug nach Steuerbord ab, und der in Flutlicht getauchte Anblick des Ufers tauchte hinter dem Bug auf, nicht aber die

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