Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Westflügel in den Keller brachten.
Sie benötigte auch keinen Leibwächter. Neben biologischen Gefahren ging von einer Leiche keinerlei Bedrohung aus. Sie konnte ihm nicht einmal
Carry On
anbieten. Diese bei den Detectives der Mordkommission beliebte Spezialcreme, die aufdringlich nach Vanille stinkt, dass Morrighan sie ihn ihrem Sektionssaal ungern duldete. Sie scheuchte den betreffenden Detective immer in die hinterste Ecke. Sie brauchte all ihre Sinne. Selbst wenn das so unangenehm war wie im Augenblick. Gerüche verrieten viel, waren zu kostbar, um sie mit Vanille zu überdecken.
Einmal zu oft schweifte ihr Blick von der Leiche zu Quinn. Seine Sachen müsste er komplett in die Reinigung geben. Auch drauf hatte sie ihn hingewiesen. Die wertvollen Gerüche und auch die anderen setzen sich in Textilien fest. Doch er ignorierte ihren Rat ebenso wie einige Polizisten. Die vom FBI waren am schlimmsten. Als wären ihre Anzüge an ihnen festgetackert. Niemals würde sie eine Autopsie in Sachen durchführen, die sie mit nach Hause nehmen wollte. Auch jetzt trug sie einen Arbeitsoverall aus der Kleiderkammer des Hotels. Einige Nummern zu groß, wie sie es mochte. Sie brauchte Bewegungsfreiheit.
„Beeindruckend, was in der Kürze der Zeit möglich war.“ Sie sah es von ihrem improvisierten Autopsietisch aus nicht, aber sie schätzte, dass Quinn langsam blass um die Nase wurde. Reden half da. Ablenkung.
„Dein Autopsiesaal gefällt dir also.“ Das klang nicht, als atmete er durch den Mund. Aber er hörte sich verändert an. Da lag etwas in seiner Stimme. Schon als sie die Leiche mit ihm verpackt hatte, hatte sich seine Stimmung verändert.
Sie schrieb das der Situation zu. Neben einer Leiche zu stehen, sie nur zu sehen, ihren Geruch in der Nase zu haben, war etwas anderes, als sie anzufassen und mitzuerleben, wie der Schädel vom Körper abfiel, weil der Hals ihn nicht mehr tragen wollte. Morrighan erklärte ihm, dass solche Dinge passierten und es nicht seine Schuld war, aber er vermittelte nicht den Eindruck, dass ihre Worte ihn erreichten.
Hielt er sie für kalt, weil sie Iris Blothworth sezieren konnte? Sie erinnerte sich an das pausbäckige Mädchen mit den roten Haaren und leuchtend grünen Augen. Die Schule war nicht nur voller Clarissa Vandermers gewesen. Iris hatte im Gälisch-Kurs neben ihr gesessen. Sie absolvierte ein Vollstipendium, war intelligent, schüchtern und nett. Sie saßen sogar im Speisesaal an einem Tisch, aber Morrighan hatte es nie geschafft, sich mit ihr anzufreunden. Nicht einmal jetzt wusste sie, warum.
Von all diesen Dingen ahnte Quinn nichts bis auf die Tatsache, dass Iris ihre Mitschülerin gewesen war. Wenn er sie deswegen für gefühlskalt hielt, irrte er. Für sie war die Leiche auf dem Tisch so lange nicht Iris Blothworth, bis ein DNA-Test oder Zahnunterlagen sie vom Gegenteil überzeugten. Sie war nicht kalt, sie war professionell, wenn die Tote auf dem Tisch Jane Doe für sie blieb.
„Edelstahlregale, Instrumententisch, Kühlschrank, Aufbewahrungsgläser und Schalen in Hülle und Fülle, ein gefliester Boden mit Ablauf und ein Waschbecken. Mehr kann man kaum verlangen.“ Obwohl sie kein Problem damit hatte, organische Abfälle – so gefühllos das klang, etwas anderes produzierte sie nicht – über die Kanalisation oder die Sickergruben zu entsorgen. An die öffentliche Kanalisation war Dál gCais Castle wohl eher nicht angeschlossen.
Quinn sagte nichts dazu. Er war also an Konversation nicht interessiert. Auch gut, sie musste sich auf das Sammeln von Proben konzentrieren. Sollte doch der undichte Wasserhahn für ein wenig Hintergrundmusik sorgen. Das beständige Tropfen ging ihr schon lange auf den Geist, nicht erst, seit sich das Pochen in ihrem Kopf dem Rhythmus angeglichen hatte. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie ihre Schnitttechnik synchronisieren. In stupide Eintönigkeit verfallen und eine Verletzung riskieren.
Sie hätte vorher eine Tablette nehmen sollen. Sie konnte es sich nicht leisten, jetzt schlappzumachen. Das erinnerte sie daran, welch gravierender Fehler ihr in Boston unterlaufen war, als sie die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente auf die leichte Schulter genommen hatte und davon ausgegangen war, die eine oder andere vergessene Tablette würde sie schon nicht umbringen. Sie hätte es als Medizinerin besser wissen müssen. Sie hatte allein zu verschulden, was sie durch ihre Nachlässigkeit in Gang gesetzt hatte. Ihrer schlampigen Arbeit
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