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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hinter seiner Stirn vorging. Es war fast so, als betrachtete er sie zum erstenmal ganz klar - ohne jeden Irrtum.
    »Was Sie auch von mir denken mögen«, sagte er nun leise, »ich hatte nicht die Absicht, Sie zu beleidigen. Sie sind eine bewundernswerte Frau. Sie haben eine unerträgliche Situation in etwas verwandelt, das für alle, die Sie umgeben, eine Wohltat ist, nicht nur für Sie selbst. Wir alle, ich wohl am meisten, haben Sie ausgenützt. Ich wünschte, Sie hätten mir schon früher gesagt, daß Sie sich hier unglücklich fühlen.«
    »Ich bin ja nicht unglücklich...«, begann sie, aber dann konnte sie den Satz nicht zu Ende bringen, weil die Tränen sie am Weiterreden hinderten. Es fehlte nicht viel, und sie hätte ihm die Arme um den Hals geworfen und gesagt, sie würde bei ihm bleiben, egal, unter welchen Bedingungen.
    »Wir sollten jetzt wieder ins Haus zurückkehren, meinen Sie nicht auch? Lassen Sie mich eine Weile über alles nachdenken, vielleicht kann ich etwas arrangieren, das besser zu Ihnen paßt.«
    Sie ging wie betäubt hinter ihm den Pfad hinunter.

7
    Clayton trennte sich vor den Ställen von ihr. Nicole war es unbegreiflich, wie sie es fertigbrachte, ins Haus zurückzugehen. Sie versuchte den Kopf hoch zu halten und den Blick nur auf eine Stelle zu richten - auf die Haustür.
    Kaum hatte sie die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich geschlossen, als die Tränen kamen, ln dem Jahr, wo sie sich vor ihren Verfolgern verstecken mußte, hatte sie gelernt zu weinen, ohne ein Geräusch zu machen. Sie warf sich auf das Bett, und das Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper.
    Alles, was sie gesagt hatte, war falsch gewesen. Er hatte seinen Heiratsantrag nicht so gemeint, wie sie ihn aufgefaßt hatte. Und nun sprach er von einer »angemessenen Situation«. Wie lange würde sie noch Frist haben, ehe er sie fortschickte? Wenn Bianca käme, würde sie es ertragen können, mitanzusehen, wie Clay sie berührte, sie küßte? Würde sie sich jede Nacht in den Schlaf weinen, wenn die beiden die Tür des Schlafzimmers, das sie teilten, hinter sich abschlossen?
    Sowohl Maggie wie Janie klopften an ihre Tür und fragten, ob sie krank wäre. Nicole raffte sich zu der Antwort auf, daß sie sich erkältet hätte und niemanden anstecken wolle. Die Stirnhöhlen waren vom vielen Weinen ganz zugeschwollen, und so hörte sich ihre Stimme an, als wäre sie tatsächlich krank. Später am Tag hörte sie die Zwillinge vor ihrer Tür flüstern; doch sie störten sie nicht.
    Nicole stand auf und meinte, sie hätte sich nun lange genug bemitleidet. Sie wusch sich das Gesicht und zog sich das Kleid aus. Clays Schritte erklangen im Flur, und Nicole hielt den Atem an. Sie konnte ihm so unmöglich gegenübertreten. Sie wußte, daß sich ihr Herz in ihren Augen widerspiegelte. Beim Abendessen würde sie ihn vermutlich darum bitten, ihr zu erlauben, in seiner Nähe zu bleiben- als sein Schuhputzer, wenn er keine andere Verwendung für sie hatte.
    Sie zog ihr Hemd über den Kopf und schlüpfte in ein Nachtgewand, das seidene Nachthemd mit den Spitzen, das Clay so bewundert hatte. Sie wußte nicht, wieviel Uhr es war, aber sie war sehr müde und wollte zu Bett gehen. Draußen zog sich ein Gewitter zusammen. Bei dem ersten entfernten Grollen des Donners machte sie die Augen ganz fest zu. Sie durfte jetzt nicht an ihren Großvater denken, das durfte sie nicht!
    Sie durchlebte noch einmal die ganze schreckliche Nacht.
    Der Regen prasselte gegen die Fenster der Mühle, und die Blitze machten die Umgebung der Mühle so hell wie am Tage. Es war der Blitz, der ihr das Gesicht ihres Großvaters vor dem Fenster zeigte.
    Sie setzte sich schreiend auf, die Hände gegen die Ohren gepreßt. Sie hörte nicht, wie die Tür aufging und Clay an ihr Bett trat.
    »Still. Du bist in Sicherheit. Sei still! Niemand kann dir etwas tun«, sagte er, während er sie in seine Arme zog.
    Er hielt sie wie ein Kind, und sie barg ihr Gesicht an seiner
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    nackten Schulter. Er wiegte sie an seiner Brust und streichelte ihr Haar. »Erzähle mir davon. Was hast du geträumt?«
    Sie schüttelte den Kopf und klammerte sich verzweifelt an seine Arme. Jetzt, wo sie wach war, wußte sie, daß ihr Traum echt gewesen war. Sie wußte, daß sie nie mehr ohne diesen Alptraum leben würde. Ein Blitz zuckte vor den Fenstern auf, Nicole fuhr zusammen und versuchte, Clay noch näher an sich zu ziehen.
    »Ich denke, es ist Zeit, daß wir reden«, sagte er, während er sie in

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