George, Elizabeth
kleinen,
von Kastanien bewachsenen Hügel und in dichtes Ilexgestrüpp. Auf einigen
Lichtungen hatten Waldarbeiter Holz von gefällten oder vom Sturm entwurzelten
Bäumen gestapelt. Hier, wo mehr Sonnenlicht einfiel, wuchs der Farn dicht und
saftig, doch die Farnwedel hatten bereits angefangen, sich an den Rändern braun
zu färben. Im Spätsommer und im Frühherbst würde das Farnkraut dort, wo die
Sonne den Waldboden erreichte, einen dichten braunen Spitzenteppich bilden.
Sie stapften schweigend
weiter, während Gordon sich für das wappnete, was ihn erwartete. Sie begegneten
niemandem, hörten nur in der Ferne einen Hund bellen. Die einzigen anderen
Geräusche waren Vogelstimmen: das tiefe Krächzen von Krähenvögeln und hin und
wieder der plötzlich ertönende Gesang von im Blattwerk verborgenen Buchfinken.
Es war ein Ort voller Leben, wo Eichhörnchen die Kastanien einsammelten, die
der Wind von den Bäumen fegte, und Füchse durchs Unterholz schnürten.
Überall gab es Schatten, und
in der Luft lag ein schwerer Duft. Hier im Wald hätte Gordon beinahe vergessen
können, dass ihm jemand folgte, der vorhatte, ihm etwas anzutun.
»Das reicht«, sagte der Mann.
Er hatte Gordon eingeholt und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Jetzt möchte
ich dir eine Geschichte erzählen, mein Kleiner.«
Sie standen dicht
hintereinander. Gordon spürte den heißen, geilen Atem des anderen im Nacken.
Sie waren an einer Stelle angelangt, wo der Weg sich ein wenig verbreiterte und
eine kleine Lichtung bildete, und weiter vorne schien eine Art Kreuzung zu
kommen mit einem Gatter dahinter. Wo der Wald aufhörte, konnte Gordon zwischen
den Bäumen hindurch eine Wiese ausmachen. Dort, in sicherer Entfernung von der
Straße, grasten friedlich einige Ponys.
»So, mein Süßer, dreh dich
schön zu mir um. So ist's recht. So gefällst du mir, mein Schatz.«
So dicht vor dem Gesicht des
Mannes konnte Gordon mehr sehen, als er wollte - grobe Poren, Mitesser, ein
paar Barthaare, die der morgendlichen Rasur entgangen waren -, und er roch den
Schweiß der Erregung. Er fragte sich, wie es sich anfühlen mochte, eine solche
Macht über jemanden zu besitzen, aber das konnte er den Mann nicht fragen. Es
würde alles nur noch schlimmer werden, wenn er jetzt einen Fehler machte, und
er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es das Beste war, es einfach
hinter sich zu bringen, damit er wieder in sein normales Leben zurückkehren
konnte.
»Man ist uns auf die Schliche
gekommen.«
»Was soll das heißen?«
»Ich glaube, das weißt du
genau. Die Bullen sind doch bei dir gewesen, oder? Sie sind dir auf den Fersen.
Was sagst du dazu?«
»Die Bullen wissen nichts, was
Sie denen nicht stecken«, sagte Gordon.
»Das glaubst du also? So, so.
Hm. Aber sie waren auch im College, mein Herzblatt. Was glaubst du wohl, wo sie
als Nächstes hingehen, jetzt, da sie wissen, dass das alles Lug und Trug war?
Das hätte sich längst mal jemand überlegen sollen.«
»Hat aber keiner getan.
Außerdem weiß ich nicht, was es für eine Rolle spielen soll. Ich hätte die
verdammten Briefe ohnehin nicht gebraucht.«
»Ach nein?« Der Mann trat so
nah an ihn heran, dass seine Brust ihn fast berührte. Gordon wäre am liebsten
einen Schritt zurückgewichen. Aber er wusste, wie dieser Schritt gedeutet
werden würde. Der Mann wollte sehen, wie er vor Angst vor ihm zitterte.
»Ich habe mein Handwerk
gelernt. Ich arbeite in meinem Beruf. Ich habe meinen eigenen Betrieb. Was
wollen Sie denn noch von mir?«
»Ich?«, fragte er gespielt
unschuldig und verblüfft. »Was ich will? Um mich geht's hier überhaupt nicht, mein
Herzensjunge.«
Gordon schluckte einen
bitteren Geschmack hinunter. Irgendwo bellte ein Hund aufgeregt. Er hörte, wie
jemand nach dem Hund rief.
In dem Augenblick hob der Mann
eine Hand und legte sie Gordon in den Nacken. Er spürte die warme, feuchte
Haut, spürte, wie die Finger hinter den Ohren zupackten, wie Daumen und
Zeigefinger ihren Druck erhöhten, bis es schmerzte. Er weigerte sich zu
reagieren, zu blinzeln, zu stöhnen. Wieder schluckte er. Er schmeckte Galle.
»Aber wir wissen beide, wer
hier was will, stimmt's? Und wir wissen auch, was das ist. Du weißt, was meiner Meinung nach passieren muss,
oder?«
Gordon antwortete nicht. Der
Druck verstärkte sich.
»Nicht wahr, mein Liebling?
Antworte mir! Du weißt, was meiner Meinung nach passieren muss, nicht wahr?«
»Ich vermute es«, sagte
Gordon.
»Nur ein paar Worte von
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