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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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mir.
Fünf oder sechs Worte. Das kann nicht das sein, was du willst, oder?« Er
schüttelte Gordons Kopf ganz leicht, eine Geste, die beinahe zärtlich wirkte,
wäre da nicht der Schmerz hinter seinen Ohren gewesen. Gordons Hals tat weh,
und ihm wurde schwindlig.
    »Sie sind gebunden«, sagte er.
    Einen Moment lang passierte
nichts. Dann flüsterte der Mann: »Ich. Bin. Was?«
    »Gebunden. Das wissen Sie. Ihr
Spielchen...«
    »Ich werde dir verdammt noch
mal zeigen, was für ein Spielchen wir spielen...« Dann wieder dieses Grinsen,
dieses Zähnefletschen wie bei einem Tier, nur dass es eine Beleidigung eines
jeden Tieres wäre, diesen Mann für eins von ihnen zu halten.
    »Runter«, sagte er durch die
zusammengebissenen Zähne. »Runter. So ist's gut. Auf die Knie.« Er erhöhte den
Druck seiner Finger, um Gordon auf die Knie zu zwingen. Gordon blieb nichts
anderes übrig, als zu gehorchen.
    Sein Gesicht befand sich
wenige Zentimeter vom Schritt des Mannes entfernt, und er sah, wie dessen
behaarte Finger am Reißverschluss nestelten. Er ließ sich problemlos und
schnell öffnen, als hätte er ihn extra für diese Gelegenheit geölt. Die Hand
verschwand im Hosenschlitz.
    Der Hund rettete ihn. Ein
Irish Setter kam von der Wegkreuzung her auf die kleine Lichtung gelaufen. Er
drehte eine Runde und bellte. Jemand rief: »Jackson! Komm her! Jackson!«
    Gordon wurde auf die Beine
gerissen. Der Setter schnupperte an seinen Füßen.
    »Jackson! Jackson! Wo bist du?
Hierher!«
    »Er ist hier!«, rief Gordon.
»Hier drüben!«
    Der Mann lächelte, diesmal
zeigte er nicht seine Zähne, aber sein Gesichtsausdruck sagte, dass die Sache
nur aufgeschoben war. Er flüsterte: »Ein Wort von mir, und du weißt, wer auftaucht.
Ein Wort von mir, und peng... Alles vorbei. Merk dir das.«
    »Fahren Sie zur Hölle«, sagte
Gordon.
    »Aber nicht ohne dich,
Schätzchen. Das ist das Schöne an deiner Lage.«
     
    Meredith Powell fand das Büro
ohne Probleme. Es lag in der Christchurch Road in der Nähe der Feuerwehr, und
sie ging in ihrer Frühstückspause von Gerber & Hudson Graphic Design zu Fuß dorthin.
    Sie wusste nicht, was sie von
einem Privatdetektiv zu erwarten hatte. Sie kannte Privatdetektive aus dem
Fernsehen, und die waren immer ziemlich gerissen. Aber sie wollte keinen, der
gerissen war, sie wollte einen, der effizient war. Schließlich hatte sie nur
wenig Geld, das sie in diese Sache investieren konnte, aber sie wusste auch,
dass sie es dafür opfern musste.
    Der Anruf, der auf Ginas Handy
eingegangen war, hatte sie überzeugt, ebenso die Tatsache, dass Gina das Handy
nicht bei sich gehabt hatte. Natürlich konnte sie das Handy an dem Tag einfach
vergessen haben, andererseits sah es so aus, als würde sie mehr oder weniger
mit Gordon Jossie zusammenleben, und wenn dem so war, warum war sie dann nicht
zurückgefahren, als sie festgestellt hatte, dass sie es nicht eingesteckt hatte?
Meredith glaubte, dass es auf diese Frage nur eine Antwort gab: Gina hatte das
Handy nicht geholt, weil sie nicht wollte, dass es klingelte, vibrierte, den
Eingang einer SMS ankündigte oder sich sonst irgendwie bemerkbar machte, wenn
Gordon Jossie in der Nähe war. All das machte sie einmal mehr verdächtig. All
das hatte zu Merediths Entschluss geführt, sich an Daugherty Enquiries, Inc. zu wenden.
    Zu Merediths Verblüffung
verbarg sich hinter dem Namen Daugherty eine ältere Dame. Kein zerknitterter
Trenchcoat, keine verstaubten Zimmerpflanzen, kein von Brandflecken übersäter
Schreibtisch. Die Frau trug ein leichtes grünes Kostüm und bequeme Schuhe, und
ihre Büromöbel waren blitzsauber. Zimmerpflanzen gab es überhaupt keine, weder
verstaubte noch andere. Nur Kunstdrucke an den Wänden, mit Motiven aus dem New
Forest.
    Auf dem Schreibtisch standen
Fotos von Kindern und Enkelkindern. Vor sich hatte die Frau einen geöffneten
Laptop, daneben lag ein ordentlicher Stapel Papier, doch sie klappte den Laptop
zu und schenkte Meredith während des Gesprächs ihre volle Aufmerksamkeit.
    Meredith redete sie mit Mrs. Daugherty an. Die Frau antwortete, korrekt
sei Miss, aber sie könne sie getrost Michele nennen. Sie sprach den Namen Mi-chele
aus, mit der Betonung auf Mi.
    »Ein ungewöhnlicher Name für
eine Frau meines Alters, aber meine Eltern waren Vordenker«, sagte sie.
    Meredith war sich nicht ganz
sicher, was das bedeutete. Einmal verhaspelte sie sich beim Aussprechen des
Namens, aber dann bekam sie es hin, was Michele Daugherty zu freuen

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