George, Elizabeth
schien,
denn sie strahlte und zwinkerte ihr zu.
Meredith kam ohne Umschweife
zur Sache: Sie benötige Informationen über eine gewisse Gina Dickens. Alles,
was Michele in Erfahrung bringen könne, sagte sie. Sie wisse nicht, was die
Detektivin herausfinden werde, aber sie hoffe, so viel wie möglich.
»Ah, die Konkurrenz?« Der Ton
der Frau ließ darauf schließen, dass Meredith nicht die Erste war, die hier
saß und Informationen über eine andere Frau wünschte.
»In etwa«, sagte Meredith. »Aber
es ist für eine Freundin.«
»Das ist es immer.«
Sie verhandelten kurz über das
Honorar, und Meredith zückte ihr Scheckbuch, weil im Fernsehen immer ein
Vorschuss gezahlt wurde. Aber Michele Daugherty winkte ab: Meredith solle
zahlen, sobald die Leistung erbracht war.
Das Ganze war kurz und
schmerzlos über die Bühne gegangen. Meredith machte sich auf den Weg zurück zu Gerber
<& Hudson, überzeugt, einen richtigen Schritt unternommen zu haben.
Doch dann kamen ihr Zweifel.
Gina Dickens wartete auf sie. Sie saß in der Ecke, die als Empfangsbereich
diente, auf einer Stuhlkante, die Füße flach auf dem Boden, die Handtasche auf
dem Schoß. Als Meredith eintrat, stand sie auf und kam auf sie zu.
»Ich wusste nicht, an wen ich
mich sonst wenden konnte«, flüsterte sie aufgeregt. »Sie sind der einzige
Mensch, den ich hier kenne. Man hat mir gesagt, Sie seien kurz unterwegs, und
man hat mir angeboten, auf Sie zu warten.«
Meredith fragte sich, ob Gina
ein paar unangenehme Dinge herausgefunden hatte: dass sie in ihr Zimmer über
den Mad Hatter
Tea Rooms eingedrungen
war, dass sie ans Telefon gegangen war, dass sie den Gegenstand, der unter dem
Waschbecken geklebt hatte, mitgenommen hatte, dass sie eben erst eine
Privatdetektivin angeheuert hatte, um Ginas Leben durchleuchten zu lassen.
Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen, doch es gelang ihr, es zu
beruhigen. Ungeachtet Ginas Gesichtsausdruck, einer Mischung aus
Aufdringlichkeit und Angst, war dies nicht der Moment, um sich mit einem
schlechten Gewissen zu belasten. Außerdem: Was passiert war, war passiert.
Jemima war tot, und es gab zu viele offene Fragen.
Meredith sah zu dem kleinen
Erker hinüber, wo ihr Arbeitsplatz untergebracht war. Damit wollte sie
demonstrieren, dass sie keine Zeit hatte, aber offenbar hatte Gina nicht vor,
irgendetwas aus Merediths Gesten zu lesen, das sie nicht lesen wollte. Sie
sagte: »Ich habe etwas gefunden... Meredith, ich... Ich weiß nicht, was es zu
bedeuten hat, aber ich glaube, ich weiß es und will es nur nicht wissen, und ich muss unbedingt mit jemandem
reden...«
Dass Gina etwas gefunden
hatte, ließ Meredith aufhorchen.
»Was ist es denn?«
Gina zuckte zusammen, als
hätte Meredith zu laut gesprochen. Nachdem sie sich kurz im Büro umgesehen
hatte, sagte sie: »Können wir draußen weiterreden?«
»Meine Pause ist gerade zu
Ende. Ich muss...«
»Bitte, nur fünf Minuten. Oder
noch weniger. Ich... Ich habe Robbie Hastings angerufen, um herauszubekommen,
wo ich Sie finden kann. Er wollte es mir nicht sagen. Ich weiß auch nicht, was
er sich gedacht hat. Aber ich habe ihm erzählt, dass wir beide uns schon mal
unterhalten haben und dass ich mit einer Frau reden muss, und da ich bisher
hier noch keine Freundin habe... Gott, sich an einen Mann zu binden, ist
wirklich das Dümmste, was man machen kann. Ich wusste es, und ich hab's
trotzdem getan, weil Gordon so anders zu sein schien als alle Männer, die ich
bisher kannte...« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, ohne dass welche flossen.
Sie ließen die Augen nur glänzen. Meredith fragte sich, wie Gina das
fertigbrachte. Wie schaffte es eine Frau, auch dann noch attraktiv auszusehen,
wenn sie kurz vorm Heulen stand? Sie selbst bekam bei solchen Gelegenheiten
nur rote Flecken im Gesicht.
Meredith zeigte auf die Tür.
Sie traten in den Hausflur. Gina machte Anstalten, die Treppe runter- und auf
die High Street rauszugehen, aber Meredith sagte: »Wenn, dann hier.« Dann, als
Gina sich umdrehte, verdattert über Merediths scharfen Ton, fügte sie hinzu:
»Sorry.«
»Ja. Sicher.« Gina lächelte
mit bebenden Lippen. »Danke. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Sehen Sie,
ich...« Sie kramte in ihrer Korbtasche und brachte einen einfachen
Briefumschlag zum Vorschein. Dann sagte sie leise: »Zwei Polizisten aus London
waren bei uns. Von Scotland Yard. Sie waren wegen Jemima da, und sie haben
Gordon gefragt - also, sie haben uns beide gefragt -, wo wir an dem Tag
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