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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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sich gekannt hatten. »Und er
ist verrückt«, schloss Ardery. »Ein Schizophrener, der sich weigert, seine
Medikamente zu nehmen.«
    »Dann kann er nicht vor Gericht
gestellt werden«, sagte Barbara.
    »Es geht nicht darum, ob er
vor Gericht gestellt wird oder nicht, Sergeant«, entgegnete Ardery. »Es geht
darum, ihn hinter Gitter zu bringen.«
    »Versteht sich. Aber hier
gibt's ein paar seltsame Vögel, Chefin«, sagte Barbara. »Jossie zum Beispiel.
Wir sollten noch ein bisschen länger hierbleiben und uns umsehen, bevor wir...«
    »Ich möchte, dass Sie nach
London zurückkehren.«
    »Darf ich fragen, was bei der Personenüberprüfung
herausgekommen ist?«
    »Bisher sind wir auf nichts
Fragwürdiges gestoßen«, sagte Ardery. »Vor allem nicht bei den Personen in
Hampshire. Ihr Urlaub ist beendet. Kommen Sie nach London zurück, heute noch.«
    »Okay.« Barbara beendete das Gespräch und streckte dem
Handy die Zunge heraus. Befehl war Befehl. Aber sie war nicht davon überzeugt,
dass dieser Befehl sinnvoll war.
    »Und?«, fragte Winston.
    »Das ist die Preisfrage.«
     
    19
     
    Eigentlich wollte Bella gern
glauben, dass ihre Mieter den Müll sorgsam sortierten, aber mit der Zeit hatte
sie sich damit abfinden müssen, dass sie ihren Abfall wahllos wegwarfen. Deswegen
machte sie einmal pro Woche einen Rundgang durchs Haus. Überall lagen Zeitungen
herum, unter den Betten entdeckte sie alte Zeitschriften, in Papierkörben
leere Coladosen und alle möglichen wiederverwertbaren Gegenstände an den
unmöglichsten Stellen.
    Aus diesem Grund trat sie aus
dem Haus mit einem Wäschekorb, dessen Inhalt sie auf die unterschiedlichen
Behälter zu verteilen gedachte, die sie schon vor langer Zeit zu diesem Zweck
in ihrem Vorgarten aufgestellt hatte. Auf der Treppe blieb sie jedoch abrupt
stehen. Denn die letzte Person, die sie nach ihrem neuerlichen Zusammentreffen
in ihrem Vorgarten zu sehen erwartet hatte, war Yolanda die Hellseherin. Die
Frau wedelte mit etwas in der Luft, das aussah wie eine dicke grüne Zigarre,
aus der weißer Rauch quoll, und sie ließ mit ihrer männlich-tiefen Stimme einen
heiseren Singsang ertönen.
    Also, das war nun wirklich die
Höhe, dachte Bella. Sie stellte ihren Wäschekorb ab. »Sie da! Was zum Teufel
muss ich denn noch unternehmen? Verschwinden Sie auf der Stelle von meinem
Grundstück!«
    Yolanda hatte die Augen
geschlossen gehabt, doch jetzt riss sie sie auf. Anscheinend versuchte sie, aus
einer Art Trance zu erwachen. Das gehörte wahrscheinlich zu ihrem Hokuspokus,
dachte Bella. Diese Frau war ein veritabler Scharlatan.
    Bella schob den Wäschekorb mit
dem Fuß zur Seite und marschierte auf Yolanda zu, die sich keinen Millimeter
von der Stelle bewegt hatte. »Haben Sie mich verstanden?«, fauchte sie sie an.
    »Verlassen Sie auf der Stelle mein Grundstück, oder
ich lasse Sie verhaften. Und hören Sie gefälligst auf, mit diesem... Ding vor meinem Gesicht
herumzufuchteln.«
    Aus der Nähe sah Bella, dass
es sich bei dem Ding um lauter Blätter handelte, die fest eingerollt und
mithilfe eines Bindfadens zusammengebunden waren. Der Rauch roch nicht einmal
übel, eher nach Weihrauch als nach Tabak. Aber darum ging es jetzt wirklich
nicht.
    »Schwarz wie die Nacht«,
lautete Yolandas Antwort. Ihre Augen sahen so merkwürdig aus, dass Bella sich
fragte, ob die Frau Drogen genommen hatte. »Schwarz wie die Nacht und die
Sonne, die Sonne.« Yolanda wedelte mit dem rauchenden Bündel direkt vor Bellas
Gesicht herum. »Sickert aus den Fenstern, sickert aus den Türen. Reinheit wird
gebraucht, sonst wird das Böse im Innern...«
    »Herrgott noch mal«, raunzte
Bella. »Geben Sie doch zu, dass Sie nichts als Ärger machen wollen.«
    Yolanda schwenkte das
rauchende Ding wie eine Priesterin bei einem geheimnisvollen Ritual. Bella
packte sie am Arm und wollte sie festhalten. Zu ihrer Überraschung stellte sie
fest, dass die Frau kräftig war, und einen Moment lang standen sie da wie zwei
Ringerinnen, die versuchten, sich gegenseitig zu Boden zu zwingen. Schließlich
trug Bella den Sieg davon, wofür sie dankbar war, denn es tat ihr gut zu
sehen, dass ihre Yogastunden und ihr Fitnesstraining wenigstens zu irgendetwas
nütze waren, außer ihr Leben auf diesem elenden Planeten zu verlängern.
    Sie drückte Yolandas Arm nach
unten, schlug ihr die grüne Zigarre aus der Hand und trat darauf herum, bis sie
ausging, während Yolanda stöhnte und jammerte und irgendetwas von Gott,
Reinheit, Übel, Schwarz

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